1993 erschien mit «Und täglich grüsst das Murmeltier» ein Film, der sich schon bald zum Klassiker mausern sollte. Darin spielt Bill Murray einen unmotivierten Wetteransager, der denselben Tag immer und immer wieder erlebt. Schlussendlich kann er der Zeitschleife nur entkommen, indem er zu einem besseren Menschen wird.
21 Jahre später greift «Edge of Tomorrow» die Thematik erneut in einem Kinofilm auf. Diesmal geht es aber militärisch zu und her, denn Tom Cruise muss die Welt vor einer Alieninvasion retten. Dabei kriegt er ordentlich auf den Deckel und erstmals fliesst eine neue Komponente mit ein. Denn im Gegensatz zu Bill Murray, der einfach nur einschläft und wieder am Anfang seines Tages erwacht, stirbt Tom Cruise einen gewaltsamen Tod und startet damit seinen Tag neu.
Da ist es eigentlich nicht mehr weit, bis man auf die Idee kommen könnte, dass das auch mit einem Mordopfer klappen könnte. «Happy Death Day» hat dann sogar den Slogan von «Edge of Tomorrow» übernommen. Aus dem einprägsamen «Live. Die. Repeat.» wurde das etwas holprige «Get up. Live your day. Get killed. Again.».
In «Happy Death Day» sehen wir dann anstatt eines bis an die Zähne bewaffneten Soldaten eine mit Make-up überzogene Studentin namens Tree. Diese geniesst ihr Verbindungsleben, das wie ein auf Hochglanz polierter Lifestyle-Instagram-Feed daherkommt. Ihr Geburtstag wird ihr dann aber gründlich vermiest, denn ein Mörder mit Baby-Maske setzt ihrem Leben ein Ende. Ihr ahnt sicher schon, was als Nächstes passiert. Genau – Tree wacht erneut am Morgen desselben Tages auf, doch ist sie die Einzige, die sich an den bereits erlebten Tag erinnert.
Zeitschleifegeschichten sind eigentlich immer gleich aufgebaut:
Auch «Happy Death Day» durchläuft alle diese fünf Stadien. Natürlich hat der Film hier den Nachteil, dass der Überraschungseffekt eben nicht mehr so gross ist, wie noch bei «Und täglich grüsst das Murmeltier». Dieser fehlte 2014 zwar auch bei «Edge of Tomorrow», doch hatte dieser wenigstens ein äusserst spannendes Setting. Ausserdem bereitete es einem schlicht Freude, Tom Cruise dabei zuzusehen, wie er immer und immer wieder starb, teilweise auf sehr amüsante Art und Weise.
Diese Problematik scheint auch den Drehbuchautoren von «Happy Death Day» bewusst gewesen zu sein und so versuchen sie den Zuschauer auf die eine oder andere falsche Fährte zu locken. Die Ansätze sind gut, aber schlussendlich zu wenig ausgereift, als dass man ihnen diese alle abnimmt. Vor allem eine Wendung wirkt so unglaubwürdig, dass man sehr schnell merkt, dass es auf etwas anderes hinausläuft.
Ein weiteres Manko ist, dass man zur Hauptfigur keine Beziehung aufbaut. Jessica Rothe ist als eingebildete Studentin zwar sehr überzeugend, aber schlussendlich hat sie einfach zu wenig Zeit, ihre Rolle zu einem richtigen Hasscharakter zu entwickeln. So hat man einfach zu wenig Schadenfreude, wenn die doofe Studentin anfangs auf den Deckel kriegt und fühlt zu wenig mit, wenn sie ihre Läuterung durchläuft und einfach keinen Ausweg findet.
Auch atmosphärisch ist der Film leider nicht ganz so dicht, wie man sich das zu Beginn erhofft. Gruselig ist der Film schon gar nicht. Ein einziges Mal bin ich tatsächlich erschrocken, das aber auch nur, weil der Mörder unerwartet ins Bild sprang. Aber das ist genauso wenig gruselig, wie wenn meine Katze nachts ohne Vorwarnung auf mein Bett hüpft.
Auf humoristischer Ebene versucht der Film, nebst den typischen Universitätselementen, vor allem die Influencer-Mania zu parodieren. Dies gelingt stellenweise gar nicht mal so schlecht. Ein richtig hämisches Lachen entlockt einem der Film aber nur selten. Hier hätte man ruhig noch etwas mutiger sein können. Vor allem die Todesszenen hätten kreativer inszeniert werden dürfen. Das heisst nicht mit mehr Blut, sondern mit etwas mehr schwarzem Humor. Womöglich hat man sich hier auch etwas zurückgehalten, damit der Film die Altersfreigabe von 12 Jahren bekommt und somit ein breiteres Publikum anspricht.
«Happy Death Day» ist ganz solide. Er ist nicht schlecht, aber eben auch nicht so toll, dass man sagen würde: «Guck dir das Teil unbedingt im Kino an.»
Als Zeitschleifenfilm zu wenig interessant, als Thriller zu wenig packend und ihn als Horrorfilm zu bezeichnen wäre schlicht eine Lüge. Humoristisch hat der Film ein paar gute Ansätze, kostet diese aber zu wenig aus. Am Schluss bleibt vor allem eines: Der Klingelton des Smartphones von Tree, der echt ein Ohrwurm ist. Ich krieg den gerade nicht mehr aus meinem Kopf.
Schweizer Kinostart: 16.11.2017
Länge: 96 Minuten