Leute, Leute, was war das wieder für eine Folge! Erst die zweite der achten Staffel GoT, doch sie fühlte sich an wie die achte irgendeiner Staffel «Bachelor». Die berühmte Hängerfolge. Wo alle rumhängen und reden. Und irgendwann landet irgendwer im Bett. Allerdings latent untermotiviert. Aber irgendwer muss ja im Bett landen. In GoT wie in der Reality. Ist Gesetz.
Okay, gehen wir mitten hinein ins gemächliche Geschehen derer zu Winterfell. Es ist die letzte Nacht vor der grossen Schlacht. Sie warten. Chillen. Trinken. Aber nicht so viel wie sie tränken, wenn Brienne sie nicht immer zur Mässigung mahnte. Sie klagen. Podrick singt ein trauriges Klagelied über eine Urahnin namens Jenny. Schön.
In einer sentimentalen Aufwallung schlägt Jaime Brienne zur Ritterin, was für diese wohl ein bisschen ist wie Sex (sein Schwert berührt sie, sein Schwert!). Sie ist jetzt «A Knight of the Seven Kingdoms», was übrigens auch der Titel dieser Folge ist. Hat sie verdient. Gute Frau. Aber heisst dies – Fantheorie – dass sie bald sterben muss? Weil ihre Karriere den für sie möglichen Zenith erreicht hat? Neeeeeeein!!!! Es gibt so viele andere, auf die wir verzichten können, so viele!
Arya verführt den Schmied, was aber weder aufregend noch erotisch ist, höchstens sachlich. Sansa und Daenerys verstehen sich nicht, verstehen sich doch, verstehen sich nicht ... Sansa sagt, Daenerys solle Jon vetrauen. Aber kann Daenerys Sansa vertrauen? Sind sie Sisters?
Tormund, der muntere rotbärtige Lichtblick, versucht, seinen Ladycrush Brienne mit einer Geschichte zu beeindrucken: Er erschlug mit zehn einen Riesen, dessen Gattin säugte ihn monatelang an seiner Brust, weil sie ihn für ein Riesenbaby hielt. Brienne und Tormund könnten recht riesige Babys machen ...
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Die äusserst rege Wikingerforschung hat ja neulich herausgefunden, dass sich Wikingermänner früher im Vergleich zu allen andern Männern des Erdenrunds regelmässig gewaschen haben und deshalb bei den Damen anderer Völker total beliebt waren. Und auch wenn Tormund kein Wikinger, sondern ein Wildling ist, scheint es doch naheliegend, dass dieses Waschritual auch bei seinesgleichen en vogue war.
Ramsay-Bolton-Opfer Theon Greyjoy kommt und sagt zu Ramsay-Bolton-Opfer Sansa: Ich will unter dir dienen. Oooohhhh! Aber kann sie ihm wirklich trauen? Also wirklichwirklich? Jaime sagt zu Brienne: Ich will unter dir dienen. Aber will er sie auch lieben? Jemals? Jon ist eh viel zu sehr von Liebe verstrahlt, um nicht unter Daenerys dienen zu wollen.
Doch Daenerys, die ja Jons Tante ist, registriert endlich, dass er der rechtmässige Thronerbe unter den Targaryens wäre. Eigentlich muss sie jetzt auf seinen Tod hoffen, oder? Vielleicht ihn sogar herbeiführen. Selbst Tyrion ist tränentranig und macht nur einen einzigen Schwanzwitz. Man zählt ein bisschen auf, wer schon gegen wen gewonnen hat.
«Winterhaus der Stars» titelte «Spiegel online». Fürs Sommer- wie fürs Winterhaus gilt: Nix passiert. Trotzdem: Ganz ungeschickt ist dies nicht. Alle sind da zum letzten Abendmahl, zum Klassentreffen der Todgeweihten, alle werden uns noch einmal nah gebracht, wir werden eingelullt im Gewinsel, nein, im Wiegenlied geballter Gefühle ...
Und hier noch ein paar Fragen, nachdem ihr mir letzte Woche trefflich beantworten konntet, wieso die Dire Wolves nicht mehr unter uns sind. Also: Wieso fahren Brienne und Arya auf die laschesten Langweilern unter den anwesenden Männern ab? Wieso gibt es eigentlich eine ganze Folge lang keine einzige Direktschaltung zur gewiss sehr ätzend gelaunten Cersei? Und was machen die Drachen? Fressen sie inzwischen mehr als bloss 13 Ziegen und 11 Lämmer pro Mahlzeit? Und sind die Keller, in die Frauen und Kinder fliehen, wirklich sicher?
Einzige Erkenntnis – und auch die ist keineswegs neu: Leben heisst, sich zu erinnern und erinnert zu werden. Vergessen und vergessen zu werden, ist der Tod. Hier bleiben alle ein bisschen «hinter ihren Möglichkeiten zurück», wie es immer so hübsch heisst. Am zurücksten aber bleiben wir.
Zum Glück scharren schon die eisigen Hufe der Zombie-Pferde vor den Toren von Winterfell. Bald hat die letzte Nacht ein Ende. Wird Winterfell fallen? Fest steht: Der Morgen bringt ein böses Morden. Endlich.
Ich fand diese Folge beispielsweise alles andere als träge oder langweilig. Klar es gab kein grosses Gemetzel oder eine fiese Intrige, aber nach dem Zusammenführen so vieler Hauptcharakteren in Winterfell in der letzten Folge und vor der grossen Schlacht in der nächste Folge fand ich es grossartig, wie sich die einzelnen Charakteren untereinander respektive gegenüber einander verhalten.
Nicht falsch verstehen: Reviews dürfen, ja sollen durchaus kritisch sein!
Du jedoch ziehst Handlungsstränge/Szenen regelmässig ins Lächerliche. Vielleicht, weil Dir Hintergrundwissen fehlt und Du den tieferen Zusammenhang nicht erkennst? Mir scheint, dass Du Dich mit GOT nur oberflächlich auseinandergesetzt hast.
Deklariere Deine GOT-Artikel doch als Satire und gib uns so richtig einen aufs Zwerchfell. Ich fänd's vermutlich witzig. Sonst aber bevorzuge ich Reviews von einem Kenner der Materie.