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Preis für Andreas Gabalier – «uns ist der Kragen geplatzt»

«Uns ist der Kragen geplatzt» – weshalb Schlagerstar Gabalier gerade die Gemüter erhitzt

29.01.2019, 17:1529.01.2019, 17:37
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Wer diesen Winter mal an einer Aprés-Ski-Party war, der kennt ihn bestimmt: Andreas Gabalier. Der Österreicher ist sowas wie der Star der Stunde in der Schlagerszene. Doch nun sorgte eine Preisverleihung für Wirbel.

Die geplante Verleihung des Karl-Valentin-Ordens an Gabalier an diesem Samstag in München stösst auf Widerspruch.

Gabaliers Kunst habe nichts mit der Kunst von Karl Valentin zu tun, «und zwar gar nichts», sagte die Direktorin des Münchner Valentin-Karlstadt-Museums, Sabine Rinberger, am Dienstag. Sie distanziere sich von der gesellschaftspolitischen Haltung Gabaliers, die rechtspopulistisch, eindeutig homophob und frauenfeindlich sei. Zuerst hatten unter anderem «Spiegel Online» und der Bayerische Rundfunk darüber berichtet.

Gunter Fette, der Rechtsanwalt, der im Auftrag der Familie Valentins seinen Nachlass verwaltet ist empört: «Als bekannt wurde, dass Gabalier den Orden bekommt, ist uns allen der Kragen geplatz», sagt Fette der Münchner Zeitung «tz». «Es ist nicht hinzunehmen, dass Gabalier mit seinem offenkundigen Spiel mit faschistischen Symbolen wie dem nachgestellten Hakenkreuz auf dem CD-Cover, seiner Frauenfeindlichkeit und seiner Homophobie mit dem Namen Karl Valentins in Verbindung gebracht wird.»

Gesellschaft versteht Kritik nicht

Verliehen wird der Orden von der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla. Der Komiker Valentin (1882-1948) habe sich zeitlebens als Volkssänger betrachtet, und Gabalier sei ein «Volkssänger 2.0», begründete der Verein die Ehrung.

Der Sänger verstehe es wie kein anderer, volkstümliche Musik mit Stadionrock zu verbinden. «Texte von Künstlern sind vielseitig auslegbar und werden offensichtlich von bestimmten Personen je nach Neigung unterschiedlich wahrgenommen», erklärte das Vereinspräsidium. «Deshalb können wir negative und oberflächliche Interpretationen weder nachvollziehen noch bestätigen.»

Der Vizechef der Faschingsgesellschaft Günter Malescha sagte in der «tz»: «Oberflächlich betrachtet entsteht für den ein oder anderen der Eindruck, Gabalier sei der rechten Ecke zugeneigt. Schaut man genau hin, ist das nicht haltbar. Auch dass er frauenfeindlich sein soll, ist Unsinn. 80 000 Mädels in einem Stadion irren sicher nicht!»

Hulapalu – der grösste Gabalier-Hit hat schon 128 Millionen Views auf Youtube.Video: YouTube/ICH FIND SCHLAGER TOLL!

Das Management von Gabalier sagte, der Sänger freue sich schon sehr auf die Ehrung. Zur Kritik an der Ordensverleihung gab es keine Stellungnahme. 

Der Karl-Valentin-Orden wird seit 1973 verliehen. Ordensträger sind unter anderem Hape Kerkeling, Senta Berger, Helmut Dietl, Michael «Bully» Herbig, Loriot und der frühere Papst Benedikt XVI., als er noch Erzbischof von München und Freising war. (cma/sda/dpa)

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73 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ChiliForever
29.01.2019 17:31registriert November 2016
Ich wußte gar nicht, daß Andreas Gabalier genug Inhalte transportiert, um politisch (oder überhaupt irgendwo inhaltlich) verortet werden zu können...
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Laborchef Dr. Klenk
29.01.2019 17:30registriert Juni 2018
Mich würde wundernehmen, was genau "nicht haltbar" sein soll, wenn man "genauer hinschaue". Anfangs kommt einem Gabalier vor, wie einer, dessen Musik zwar nicht hört, sich aber auch nicht daran stört. Bei ebendiesem Näherbetrachten fallen einem aber widerwärtige Dinge wie dieses HK-Cover auf. Wo soll ich nun noch genauer hinschauen?
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Inspector
29.01.2019 18:35registriert Juli 2016
Reicht denn diese fürchterliche Musik als Grund alleine nicht aus um ihm den Preis nicht zu geben, dass man noch andere Gründe sucht?
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Ich habe zu viele Jacken. EIGENTLICH bräuchte ich nur diese eine einzige
Ohne Absicht akkumuliert man viel zu viele Kleidungsstücke. Wirklich brauchen täte man aber nur wenige.

Ich wollte diese Kolumne mit der Aussage beginnen: «EIGENTLICH interessiere ich mich nur mässig für Kleider» ... doch dann stellte ich fest: Das stimmt so nicht ganz. Gewiss, aktuelle Modetrends gehen mir am Allerwertesten vorbei. Doch Kleidung per se scheint mir offenbar nicht unwichtig zu sein. Oder wie anders kann ich's erklären, dass ich so was von krass viele Jacken und Mäntel besitze?

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