«Du kannst nicht ohne. Du sitzt da wie ein vercrackter Junkie» – so beschreibt der Rapper Capital Bra die Auswirkungen vom Medikament Tilidin in einem Interview mit «STRG-F».
Keine schöne Droge, dieses Tilidin. So einfach es ist, damit anzufangen, umso schwieriger ist es, davon wegzukommen. Auch Experten sehen darin ein Problem.
Durch die Thematisierung von Tilidin in seinen Raptexten hatte der Rapper einen grossen Einfluss auf den Bekanntheitsgrad des Medikaments. Vor einem Jahr wurde das Lied «Tilidin» releast – spätestens seit dann kannte jeder eingefleischte Deutschraphörer dieses Medikament. Und seit dann sind gemäss Angaben des deutschen Apothekenverbandes die Verschreibungen des Medikamentes an Jugendliche in die Höhe geschossen – um das 30-fache.
Doch um hier nicht nur Capital Bra an den Pranger zu stellen: Diverse andere Rapper, wie beispielsweise Bonez MC von 187 Strassenbande und Samra thematisieren das Medikament des Öfteren in ihren Raptexten.
Der Rapper spricht im Interview davon, dass er «doch nie ein Vorbild sein wollte». Doch ist man kein Vorbild, nur weil man es nicht sein will? Hat es sich der Bratan damit nicht zu einfach gemacht?
Alle Personen, die im öffentlichen Raum stehen, sind gewissermassen Vorbilder und tragen eine Verantwortung. Wer vorlebt, was cool ist, muss sich auch den Konsequenzen bewusst sein. Vor allem wenn man Drogen verherrlicht und die Zuhörer vorwiegend Jugendliche und Kinder sind.
Dennoch stellt sich hier die Frage, ob sie diese Verantwortung auch wahrnehmen müssen. Denn im eigentlichen Sinne, das sagt auch Capital Bra selbst, rappen die Rapstars über ihr Leben. Der Rapper habe selbst Tilidin konsumiert und habe das in seinen Raptexten ausdrücken wollen. «Ich wollte doch nur zeigen, wie wir leben», sagte der Rapper dazu im Interview mit «STRG-F».
Beim Rap ist es wie bei allen anderen Formen der Kunst: Es gilt die künstlerische Freiheit. In der Musik darf man machen, was man will. Dazu gehört nun Mal auch die Thematisierung von Drogen, ob positiv oder negativ. Rapper wie Capital Bra können nichts dafür, dass ihre Musik und ihre Texte genau das ist, was die Menschen hören wollen. Der Konsument will, was der Konsument will.
Was ist also die Lösung? Den Kids verbieten, Rap zu hören? Oder die Raptexte zensieren? Die Rapper einsperren?
Natürlich nicht. Es wäre zu einfach, die Schuld einfach jemand anderem zuzuschieben – denn wer viel mehr in der Verantwortung steht als die Rapper, sind die Eltern der Jugendlichen. Es ist bewiesen, dass Jugendliche aus einem guten Elternhaus weniger zu Drogen greifen als Jugendliche mit einem schlechteren Verhältnis zu ihren Eltern. Die Lösung: Mit den Kindern reden. Ihnen zuhören. Sie ernst nehmen.
Und ist es nicht auch die Entscheidung eines jeden Jugendlichen selbst, Drogen zu nehmen? Nur weil ein Rapper darüber rappt, muss es ja nicht automatisch bedeuten, dass man ebenfalls konsumieren muss. Capital Bra hat auf Spotify 5'129'104 monatliche Hörer. Die meisten davon können Musik und Kunst von der Realität unterscheiden.
Mit 14 oder 15 Jahren ist man noch jung und durchaus beeinflussbar, aber nicht komplett hirnlos. Drogen zu nehmen ist und bleibt, trotz all den Faktoren von Aussen, immer eine freie Entscheidung. Ein Rapper spielt da vielleicht als Einfluss von Aussen eine Rolle, aber bestimmt nicht als der Schuldige.