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Schauspielerin Kristen Bell: «Wer sich das ausgedacht hat? Der Teufel!»

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Schauspielerin Kristen Bell: «Wer sich das ausgedacht hat? Der Teufel!»

25.03.2020, 15:40
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Sie ist als Schauspielerin in «Veronica Mars» oder «The Good Place» zu sehen. Sie ist als Sängerin in den beiden «Frozen»-Filmen zu hören – und seit einiger Zeit auch als Produzentin tätig.

Kristen Bell ist eine der vielseitigsten Frauen Hollywoods. Für ihr neustes Projekt konnte Bell nun all ihre Fähigkeiten einsetzen. In der Reality-Show «Encore», die auf Disney Plus zu sehen ist, fungiert Bell als ausführende Produzentin. Uns hat sie im Gespräch einen kleinen Vorgeschmack auf die Serie gewährt, als auch einen winzigen Einblick in die Arbeit einer Produzentin.

Kristen Bell speaks at the "Central Park," panel during the Apple+ TCA 2020 Winter Press Tour at the Langham Huntington, Sunday, Jan. 19, 2020, in Pasadena, Calif. (Photo by Willy Sanjuan/In ...
Bild: AP

Kristen Bell, sagen Sie uns doch erst einmal kurz, um was es in «Encore» geht.
Kristen Bell: Ich komme gleich zur Prämisse der Serie: Wir nehmen ehemalige Besetzungen von Highschool-Musicals und bringen sie wieder zusammen. Dann müssen sie ihr damaliges Musical noch einmal performen – und zwar nach nur sechs Tagen.

Wir haben Besetzungen mit Millennials, die sich fünf Jahre nicht gesehen haben. Wir haben aber auch Baby-Boomer, die sich über 40 Jahre lang nicht gesehen haben. Es ist wirklich aufregend.

Wie schwierig war es, ehemalige Highschool-Besetzungen zu finden, die sich das antun wollten?
Die eine Sache, die kein Problem darstellte, war, Leute zu dafür zu finden. Egal, welchen Beruf sie ausübten, alle hatten Lust, zurückzukommen. Niemand wollte sich diese Möglichkeit entgehen lassen. Ich glaube, es hat wirklich niemand nein gesagt. Es gab allerdings ein paar Leute, die zuerst Bedenken hatten, gefilmt zu werden.

Warum denken Sie, haben die Leute mitgemacht?
Bei unserer Show ging es von Anfang an darum, Spass zu haben. Wir hatten ja nicht vor, «Encore» am Broadway aufzuführen. Mein persönlicher Glaube ist, dass alle tanzen und singen sollten. Es ist eine wirklich spassige, mentale Übung. Sie macht dich sehr glücklich.

Ich mag Dinge, die Menschen glücklich machen, aber ich war etwas besorgt, ob die Leute dieses Gefühl überhaupt wiederentdecken wollten. Wie sich aber herausgestellt hat, möchten alle Menschen ein kleines bisschen mehr Spass in ihrem Leben. Ich denke, das liegt daran, dass es in der Erwachsenenwelt unendlich viele Dinge gibt, die uns isolieren, aber nur wenige, die uns wieder zusammenbringen.

Ausschnitt aus Encore von Disney
Bild: Disney

Wie war es denn für die Leute, sich nach all den Jahren wiederzusehen?
Wir haben einen Cast, der sein Musical vor 44 Jahren aufgeführt hatte. Für sie war es etwas Schönes, wenn man sich nach all dieser Zeit bei seinen ehemaligen Highschool-Freunden neu vorstellen muss. Du kannst das Etikett von damals ablegen, diese Box, in der du warst, bevor du wusstest, wie man kommuniziert und was Verletzlichkeit wirklich bedeutet.

Es war für viele sehr erlösend, zurückzukommen, die Leute wieder kennenzulernen, Dinge zu sagen, die man damals gerne gesagt hätten – oder etwas zurückzunehmen, das man mittlerweile bereut. Ich denke, das spricht dafür, wie sehr man zwischen der Highschool und dem Erwachsenenleben als Mensch wächst.

Es war also eine sehr emotionale Angelegenheit?
Es hat etwas Wundervolles, wenn jemand eine Person erkennt, die er oder sie zuletzt vor 20 Jahren gesehen hat. Jemanden, mit dem man diese turbulente Zeit der Highschool geteilt hat. Etwas passiert da in den Augen, in den Gesichtern.

Jedes Mal, wenn ich sowas mitansehe, kribbelt es in meinem ganzen Körper. Viele dieser Leute haben ihre Schauspiellehrer 10, 20, 30 Jahre nicht gesehen. Es ist richtig schön zu sehen, wie sie sich bei ihnen bedanken – als Erwachsene.

Reden wir noch kurz über Ihre Aufgabe als ausführende Produzentin bei «Encore». Wie sind Sie zum Projekt gestossen?
Die Produktionsfirma kam zu mir und hat gesagt: «Wir haben da diese Idee. Wir sind noch nicht so sicher, was es genau sein wird, aber es geht um das Wiedervereinigen von ehemaligen Besetzungen von Musicals.» Ich habe sofort Ja gesagt.

Sie haben also ohne wirkliches Konzept zugesagt ...
Wir haben uns dann hingesetzt, um herauszufinden, wie eine solche Serie, bei der es kein Drehbuch gibt, aussehen könnte. Solche Shows beinhalten oft einen Wettstreit, aber sowas wollten wir nicht. Wir wollten etwas über echte Menschen machen, die bei der Serie mitmachen, weil es ihnen um den menschlichen Austausch geht.

Ich denke, Theatergruppen sind da etwas Einzigartiges. Es ist der eine Ort in der Highschool, wo du emotional werden kannst. Es gibt eine Menge Clubs, vor allem Sportteams, aber ich behaupte jetzt mal, dass alle, die in einer Theatervereinigung waren, sagen: «Das waren die Leute, denen ich mich anvertrauen konnte. Meine Geheimnisse teilen. Emotional werden. Mich verletzlich zeigen.»

Kristen Bell Encore
Bild: Disney

Es ist ein sicherer Ort für die Coolen, die Schrägen, die Nerds, die Geeks und die Sportler. Ich meine, als ich damals in der Highschool in «Der Zauberer von Oz» mitspielte, waren einfach alle in die Produktion involviert. Es war diese eine Sache, die die Schüler vereinigt hat.

Aber die Sechs-Tage-Regel ist ja schon fies. Wessen Idee war das?
Wer sich das ausgedacht hat? Der Teufel! Wir wollten die Show schnell gestalten, damit alle fokussiert bleiben. Wir wollten, dass es sich wieder wie in der Highschool anfühlt, wo es kein Entkommen gibt. Aber das Coole, wenn man ein Teil des Produzententeams ist, ist, dass man sieht, wie sich alle ins Zeug legen.

Die Leute waren mehr als glücklich, wenn sie einfach sagen konnten: «Ich nehme mir sieben Tage frei, von meinem sehr schwierigen Beruf.» Einige der Teilnehmer sind auch Vollzeiteltern, was auch ein sehr anspruchsvoller Job ist. Sie alle wurden bestmöglich unterstützt, damit sie sorgenfrei teilnehmen konnten.

Gab es Teilnehmer, die aufgetaucht sind, obwohl sie gar nicht mehr singen konnten?
Oh ja und ob! Was haben wir da gemacht? Nun, die Show muss weitergehen. Man übt. Wir hatten ein paar wundervolle Trainer für «Encore». Wir hatten einige Broadway-Regisseure und einige Off-Broadway-Regisseure. Wir haben die Teilnehmer so gut unterstützt wie nur möglich. Auch ich habe einige von ihnen unterrichtet. Man gibt ihnen Liebe und Unterstützung, so wie in jeder anderen Produktion auch.

Ausschnitt aus Encore von Disney
Bild: Disney

Wie haben Sie sich selbst in die Serie eingebracht?
Das hing davon ab, was benötigt wurde. In ein paar Episoden komme ich mittendrin herein und gebe eine Schauspiel- oder Coaching-Lektion. Beispielsweise helfe ich in einer Episode einem der Teilnehmer, der Probleme hatte, den Augenkontakt mit seiner Schauspielpartnerin zu halten.

Heute ist er ein Rocksänger und sich daher gewöhnt, seinen Blick übers Publikum schweifen zu lassen. Er ist ein Klassen-Clown und alle mögen ihn, aber er hat Mühe eine Verbindung herzustellen. Also habe ich mich hingestellt und er musste mich direkt anschauen. Ich weigerte mich, den Blickkontakt abzubrechen, bis er es hingekriegt hat.

Und dann kam die Premierenacht ...

Ja. Während der Vorführung haben wir ins Publikum geschnitten. Zu den Eltern, die ihre Kinder erneut sahen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn man mit 70 Jahren seine Tochter erneut bei einer Aufführung auf der Bühne sieht.

Wir haben auch zu den Kindern der Darsteller geschnitten, die hysterisch gelacht haben oder sich die Hände vor Scham vor die Augen hielten. Oder die Babys, die aufgeregt gerufen haben «Papa ist auf der Bühne». Es war einfach wundervoll.

«Encore» ist ab sofort auf Disney Plus verfügbar.

(pls)

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