Die Worte des deutschen Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger treffen auf folgende fünf Orte zu.
Denn alle fünf sind wunderschön. Alle fünf stehen in der Gunst von Instagrammern. Alle fünf leiden darunter.
Wow.
Der Anblick des Schweizer Bergrestaurants Aescher fährt ein – ja lädt förmlich dazu ein, ihn auf einem Foto zu verewigen und mit der Welt zu teilen. Es gibt sogar solche – die nur aus diesem Grund zum Restaurant wandern. Auf der Suche nach dem perfekten Bild, auf der Suche nach Fame auf Instagram.
Spätestens seit das Magazin «National Geographic» dem Schweizer Bergrestaurant den Platz auf der Titelseite zugestand, strömen die Instagrammer «zum schönsten Ort der Welt». Viele Touristen = alles in Butter?
Denkste. Instagram-Touristen können auch eine grosse Last sein. Dies erzählt das bisherige Wirtepaar im Gespräch mit dem Tagblatt.
Der Ansturm ist derart gross, dass die Wirte eine Tourismus-Regulierung gar nicht so abwegig finden.
Die vielen Touristen sind mit ein Grund, dass das Ehepaar das Bergrestaurant nächste Saison nicht mehr führt. Jetzt werden neue Pächter gesucht.
Wer auf Instagram den Hashtag jamaicabeach eingibt, findet mehr Bilder vom Gardasee als von den Stränden Jamaikas. Dies gibt einen guten Eindruck davon, wie beliebt der italienische Ort Sirmione mittlerweile bei Reisenden ist.
1,36 Millionen Übernachtungen verbuchte die Ortschaft mit rund 8200 Einwohnern 2017. 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders beliebt für Fotos ist die Altstadt von Sirmione.
Die meisten Besucher sind dabei zu Fuss im Zentrum unterwegs. «Wenn da noch zahlreiche Autos und Fahrräder rumfahren, herrscht das totale Chaos, besonders zur Hochsaison», sagt Alessandro Mattinzoli, Gemeinderat für Entwicklung und Wirtschaft, zur Nachrichtenagentur DPA. An manchen Tagen braucht es gar die Polizei, um die Fussgängerströme über die Brücke zu regeln.
Dies ist das Wort, das der kanadische Landwirt Brad Bogle in den Mund nimmt, wenn er erzählt, wie Hobby-Fotografen sein Sonnenblumenfeld enterten.
Alles begann mit einem Instagram-Post der Künstlerin Fruitypoppin, die auf Instagram 1,3 Millionen Abonnenten zählt. Am Freitag, 27. Juli, teilte sie ein Bild von sich, das sie auf dem Sonnenblumenfeld geknipst hatte.
Und «dann kam ganz Toronto», sagt der Landwirt gegenüber der kanadischen Zeitung «The Globe and Mail».
Einen Tag nach der Aufnahme standen die ersten Hobbyfotografen bereits um 05.45 Uhr auf dem Feld. Und schon bald reichten die 300 Parkplätze der Farm nicht mehr aus und die Instagrammer parkierten noch einen Kilometer von der Farm entfernt. Am frühen Samstagnachmittag schätzten die Polizeibeamten das Verkehrsaufkommen auf 7000 Autos.
Letztendlich sah Bogle nur noch einen Ausweg. Er schloss die Farm für Besucher und erliess ein absolutes Fotoverbot. Willkommen ist jetzt nur noch, wer Saatgut oder Vogelfutter kaufen will.
Der Felsvorsprung Trolltunga in Norwegen ist eindrücklich – und eignet sich prima als Fotosujet. Dies ist längstens kein Geheimtipp mehr.
2011 wurden noch 1000 Besucher gezählt, 2016 waren es bereits 100'000. So ist es ganz normal, dass man sich in einer Schlange anstellen muss, bevor man ein Foto auf dem Felsen machen darf.
Ein Foto auf dem Felsvorsprung ist zudem nicht ganz ungefährlich. 2015 stürzte ein australischer Student in den Tod, woraufhin eine Tourismusagentur die Aktion #BeSafie ins Leben rief.
schreibt ein User auf Instagram und postet ein Selfie von sich und dem peruanischen Berg Vinicunca.
Der bunte Hügel galt lange als absoluter Geheimtipp. Lediglich 300 bis 500 Wanderer bestiegen ihn pro Jahr. Seit Instagram ihn berühmt gemacht hat, sind es allerdings bis zu 700 pro Tag. Mit Folgen.
Der Weg hinauf ist gepflastert mit Fäkalien der Trekker, schreibt das Wander-Magazin «Alpin». Zudem würden Händler und Kommunen das schnelle Geld wittern und sich darum streiten, wer abkassieren darf.
Bergführer Daniel Bustamante mahnt gegenüber dem Magazin: «Für all diese Probleme muss dringend eine Lösung her, damit die Einmaligkeit dieses Ortes nicht zerstört wird.»