«Foundation» von Isaac Asimov. Ein Buch, bestehend aus fünf miteinander verwobenen Kurzgeschichten, das 1951 erschien. Bis heute gilt Asimov als geistiger Vater der modernen Science-Fiction. Mit seinen damals visionären Geschichten hat er die Populärkultur massgeblich und nachhaltig geprägt.
Zum einen sind da seine Erzählungen zum Thema Robotik. Sein wohl bekanntestes Werk erschien 1950: «Ich, der Roboter». Mit den neun darin enthaltenen Geschichten hat Asimov die Grundlage für das heutige Bild, das wir von Robotern haben, gelegt. So stellte er beispielsweise die drei Regeln auf, die wir als «Die drei Gesetze der Robotik» kennen.
Asimov beschäftigte sich aber nicht nur mit Robotern, sondern auch mit den Weiten des Alls. Eine riesige menschliche Zivilisation, über das All verteilt, fortschrittlich in Technik und Denken. Gigantische Raumschlachten, neuartige Wissenschaften, fremde Welten. Was für uns heute normal ist, wurde zu Asimovs Zeiten noch oft belächelt.
Erstmals ergründet hat Asimov das All 1951 in seinem Buch «Foundation». Darin zu finden sind fünf miteinander verknüpfte Geschichten. Sie erzählen aus der weit entfernten Zukunft, vom unausweichlichen Untergang eines galaktischen Imperiums und dem anschliessenden Wiederaufbau der menschlichen Zivilisation. Inspiriert ist die Geschichte von «Verfall und Untergang des römischen Imperiums», das 1776 erschienen ist.
Asimov schrieb zwei weitere Bücher, die zusammen mit dem ersten Band als «Foundation»-Trilogie bekannt wurden. Bis Anfang der 90er-Jahre erschienen vier weitere Teile. Die insgesamt sieben Bücher sind heute als «Foundation»-Zyklus bekannt. Asimov hat sogar so etwas wie ein «Connected Universe» erschaffen, indem er seine «Foundation»-Bücher mit seinen Robotik-Geschichten (lose) verbunden hat. Nachdem Asimov 1992 verstorben war, erschien sogar noch eine weitere Trilogie, die aber aus der Feder eines Autorentrios stammte.
Bis heute sind immer wieder einzelne Geschichten von Asimov verfilmt worden. Bisher waren es aber hauptsächlich seine Roboterkurzgeschichten, die den Weg auf die grosse Leinwand fanden. Die bekanntesten davon dürften wohl «I, Robot» mit Will Smith und «Der 200 Jahre Mann» mit Robin Williams sein.
Als grösste Herausforderung von Asimovs Werken stellte sich die Adaption der «Foundation»-Reihe dar. Natürlich lag das nur schon an den technischen Voraussetzungen, die eine solche Umsetzung verlangte. Aber auch erzählerisch ist «Foundation» so komplex, dass es für Drehbuchautoren eine schier unüberwindbare Hürde schien.
Versuche gab es alleine in den letzten 20 Jahren einige. Eine Filmtrilogie sollte es unter anderem werden. Doch das Projekt köchelte Jahre in der Produktionshölle, bevor es schliesslich im Abfalleimer Hollywoods landete. 2014 fischte HBO sich den Stoff aus dem Müll. Nach dem Fantasy-Hype mit «Game of Thrones» hätte «Foundation» das Potenzial gehabt, im Science-Fiction-Bereich ähnliche Erfolge zu feiern.
Jonathan Nolan war bereits als Projektverantwortlicher dabei. Dass der Bruder von Christopher Nolan einiges auf dem Kasten hat, bewies er bereits als Drehbuchautor für einen Grossteil der Christopher-Nolan-Filme. Doch auch HBO konnte das Projekt nicht stemmen und gab einem anderen Sci-Fi-Stoff den Vorzug: Seit 2016 sind HBO und Nolan erfolgreich mit dem Remake von «Westworld» unterwegs.
2017 wanderte das Projekt schliesslich zu Skydance Television weiter. Skydance ist im Filmgeschäft ein bekannter Name, im Bereich TV und Streaming aber noch grün hinter den Ohren. Dennoch konnte man schon ein paar Serienerfolge vorweisen. Die bekanntesten Produktionen hierzulande dürften wohl «Altered Carbon» (für Netflix) und «Jack Ryan» (für Amazon Prime Video) sein.
Ein Jahr später stieg schliesslich Apple in die Produktion ein. Die Kalifornier dürften bereits fleissig für ihren eigenen Streaming-Dienst geplant haben. Eine Serie wie «Foundation» hat da vermutlich mehr als verlockend geklungen. Die technischen Anforderungen und das damit erforderliche hohe Budget dürften für Apple kein Problem dargestellt haben.
Bleibt noch immer das Problem einer Buchreihe, die erzählerisch nur schwer in ein Drehbuch zu übersetzen ist. Dieser Herausforderung gestellt hat sich schliesslich David S. Goyer. Filmfans dürfte dieser Mann durchaus ein Begriff sein. Vor allem im Fantasy- und Science-Fiction-Bereich ist Goyer eine Ikone. Er hat unter anderem Drehbücher für Filme wie «Blade», «Dark City» oder «Batman Begins» (zusammen mit Christopher Nolan) geschrieben. Für die beiden Batman-Fortsetzungen lieferte er die Story.
Das lässt hoffen. Andererseits finden sich in Goyers Portfolio auch Filmgurken wie «Jumper», «Ghostrider 2» oder «Batman v Superman». Dennoch ist Goyer unter dem Strich ein erfahrener Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Dass er ein ausgesprochener Science-Fiction-Fan und -Kenner ist, gibt's noch als Bonus obendrauf.
Auch vor der Kamera kann Apples neues Vorzeigeprojekt mit zwei bekannten Namen aufwarten. Da wäre zum einen Lee Pace. Er dürfte vielen noch als Elbenkönig aus der «Hobbit»-Trilogie bekannt sein – oder aus «Guardians of the Galaxy», wo er Ronan spielt. Dann wäre da noch Jared Harris. Den Charakterdarsteller kennt man unter anderem aus «Mad Men», «Chernobyl», «Sherlock Holmes 2» oder «The Crown».
Ansonsten sind im Cast von «Foundation» eher unverbrauchte Gesichter zu finden. Dass so etwas funktionieren kann, und oft sogar besser ist, zeigten diverse Beispiele der Vergangenheit. «Game of Thrones» mit Sean Bean ist da natürlich das Paradebeispiel. Schlussendlich hängt es auch bei diesem anspruchsvollen Projekt von vier Dingen ab: ein perfektes Zusammenspiel von Drehbuchautoren, Schauspielerinnen, Produzententeam und der technischen Umsetzung. Zumindest Letzteres dürfte kein Problem sein, sieht man sich den ersten Trailer an, den Apple am Montag veröffentlicht hat.
Der Druck, dem Apple mit dieser Serie gerecht werden muss, ist gewaltig. Eine Geschichte, die so alt ist, so in der Populärkultur verflochten, zu adaptieren schier unmöglich. Vielleicht sogar etwas arrogant. Dass sowas aber durchaus klappen kann, wurde vor fast 20 Jahren schon einmal bewiesen. Damals kam ein Film namens «Der Herr der Ringe» in die Kinos. Die Voraussetzungen damals waren ähnlich: Die Vorlage war ein Monumentalwerk, welches das moderne Fantasy-Genre begründet hatte. Fast 50 Jahre reiften die «Herr der Ringe»-Romane, sickerten in unsere Kultur und wurden so zu einem vermeintlich unverfilmbaren Machwerk. Geschafft hat es Regisseur Peter Jackson dennoch (nachdem eine Trickfilmadaption in den 70ern gescheitert war).
Ob Apple dies nun für die Mutter aller Science-Fiction-Geschichten wiederholen kann? Mit der Wahl als Serienformat haben die Macher schon einmal einen Vorteil: Sie müssen die Story weniger verdichten. Andererseits besteht dann auch das Risiko, dass man sich darin verliert. Egal. 2021 werden wir sehen, was aus Asimovs Lebenswerk geworden ist. Bis dahin kann man nur hoffen, dass die Serie qualitativ nicht doch noch Produktionsproblemen zum Opfer fällt. Bereits im Frühling musste das ganze Projekt wegen der Coronakrise pausiert werden.
Vor fast 20 Jahren! Wie die Zeit vergeht. Passt ganz gut, dass gerade im Kontext von Sci-Fi einem die Vergänglichkeit der Zeit vor Augen geführt wird.