Lange war das Action-Kino von Männern dominiert. Frauen waren vor allem in hilfsbedürftigen Nebenrollen akzeptiert. Doch in der langen Geschichte des Films gab es immer wieder weibliche Charaktere, die sich im Action-Genre behaupten konnten und damit etwas bewegt haben. Fünf Beispiele.
Okay, die Entscheidung, Diana Prince aka Wonder Woman in diese Liste zu nehmen, dürfte sicher nicht allen gefallen. Immerhin sticht «Wonder Woman» doch im «Einheitsbrei der Superheldenfilme» nicht besonders heraus, oder? Und ein typischer Action-Film ist «Wonder Woman» eigentlich auch nicht, richtig? Was hat Diana Prince also hier zu suchen?
Nun, Gadot hat mit ihrer Darstellung als Wonder Woman die Rolle der Superheldin endlich wieder aus der Versenkung geholt. Noch wenige Jahre zuvor galt eine weibliche Superheldin in der titelgebenden Hauptrolle als No-Go. Selbst beim Superheldenfilm-Primus Marvel blieben Superheldinnen nur die Nebenrollen beschieden.
«Wonder Woman» änderte das. Gal Gadot bewies, dass auch Superheldinnen in der Hauptrolle kommerziell erfolgreich sein können. Marvel kam plötzlich unter Zugzwang und legte dann 2019 mit «Captain Marvel» nach. Und wenn man den Gerüchten glaubt, kriegt nun auch endlich Black Widow ihren eigenen Solofilm – etwas, dass sich Marvel vor «Wonder Woman» nicht getraut hatte.
Auf Twitter veröffentlichte eine Kindergärtnerin einen Post, in dem sie schilderte, wie der Film nach nur einer Woche die Anschauung der Kinder verändert hatte, was Superheldinnen anging:
Jede Generation hat seine Heldinnen. Für viele der Generation Z dürfte das Jennifer Lawrence als Katniss Everdeen gewesen sein. Bevor «Die Tribute von Panem» in die Kinos kam, waren grosse Fantasy-Franchises meist männlich dominiert. Und drehte sich die Geschichte doch um eine Frau, wurde deren Handeln nicht selten massgeblich von Männern bestimmt, wie etwa in «Twilight».
Unter den unzähligen Filmen, die sich anschickten, ein neues Fantasy-Franchise zu begründen, schaffte es 2012 «Die Tribute von Panem», ein Film, der den Zuschauern eine weibliche Heldin präsentierte. Eine Figur, die nicht nur für ihre Überzeugungen einstand, sondern sich auch durchsetzen konnte und zu einer richtigen Anführerin heranwuchs.
Der Film wurde zum Hit und begründete eine der lukrativsten Filmreihen des Fantasy-Genres. Dennoch hatte das Studio Lionsgate zu Beginn noch etwas Mühe, auch männliche Zuschauer für «Die Tribute von Panem» zu begeistern. So gaben in den USA 73 Prozent der jungen Frauen an, Interesse zu haben, sich den Film anzuschauen. Bei den jungen Männern waren es aber nur 48 Prozent, da viele von ihnen den Streifen als Frauenfilm à la «Twilight» ansahen.
Spätestens mit dem zweiten Teil konnte aber auch die männliche Zuschauerschaft durch gezieltes Marketing von «Die Tribute von Panem» überzeugt werden. Katniss Everdeen wurde damit für eine ganze Generation von jungen Erwachsenen zu einer modernen Action-Heldin und Vorbild.
Filme von Quentin Tarantino sind immer so eine Sache. Entweder man mag sie oder nicht. Etwas dazwischen scheint es nicht zu geben. «Kill Bill» kam 2003 und 2004 in zwei Teilen raus und war der vierte Film des Regisseurs. Zu seinen stärksten Werken gehört er definitiv nicht, dafür hat er eine der bekanntesten Frauenfiguren des Action-Kinos hervorgebracht: Die Braut aka Beatrix Kiddo.
Uma Thurman, welche die katanaschwingende Rachebraut spielt, trägt den grossen Teil des Films auf ihren Schultern. Wäre ihre grossartige Performance nicht gewesen, wer weiss, ob der Film heute solchen Kultstatus geniessen würde. Oft wird der Film auch als Emanzipation der Frau im Action-Kino bezeichnet, da die Hauptdarstellerin von Männern unterdrückt wird, sich über diese erhebt und sie schliesslich besiegt. Tatsächlich muss sich Kiddo aber auch einigen weiblichen Gegnerinnen stellen, um ihre Rache zu erhalten.
Uma Thurmans Figur ist heute nicht mehr aus der Populärkultur wegzudenken und wird immer wieder gerne in allerlei Formen zitiert. Seit 2018 wird der Film allerdings von Thurmans Aussage überschattet, wonach Tarantino sie beim Dreh zu diversen Dingen gedrängt hat, die ihr körperlich geschadet haben. So soll er unter anderem verlangt haben, dass sie einen Auto-Stunt mit hoher Geschwindigkeit selber absolviere. Thurman baute daraufhin einen Unfall, unter dem sie noch heute leide. Harvey Weinstein, der am Film beteiligt war, soll die Aufnahme des Unfalls bis zuletzt zurückgehalten haben.
Eigentlich sollte «Terminator» keine grosse Zukunft beschieden sein. Ursprünglich als B-Movie in die Kinos gebracht, avancierte er aber zu einem weltweiten Action-Hit, der bis heute Kultstatus geniesst. Mittendrin: Linda Hamilton als Sarah J. Connor, die im Verlauf des Films zur ebenbürtigen Gegnerin für den Terminator wird.
Sarah Connor war dabei nicht als stupide Filmheldin konzipiert, sondern überzeugte als schlaue Figur, die eben auch anpacken und austeilen konnte. Für «Avatar»-Regisseur James Cameron war es der erste grosse Filmhit, der ihm wohl auch eingeschärft hat, dass starke Frauenrollen wichtig sind.
Hamilton bewies mit ihrer Rolle, nachdem Sigourney Weaver 1979 mit «Alien» schon vorgelegt hatte, dass Action-Heldinnen beim Publikum genauso ankommen, wie ihre männlichen Pendants. 1991 spielte Hamilton ihre Rolle noch einmal in der Fortsetzung, die ebenfalls zu einem Hit wurde.
Leider nützte Hamilton ihr neues Image als Action-Heldin nicht mehr viel, denn die Zeit der typischen Action-Filme endete in den 90er-Jahren. So erging es der Schauspielerin, wie vielen ihrer männlichen Action-Star-Kollegen: Ihre Karriere geriet ins Stocken. Dennoch überlebte ihre legendäre Figur der Sarah Connor bis heute, auch wenn Hamilton in den weiteren Filmen und der TV-Serie nicht zu sehen war.
Im Herbst 2019 wird Hamilton allerdings zu ihren Wurzeln zurückkehren und ihre berühmteste Rolle noch einmal spielen. Im unterdessen sechsten Film der «Terminator»-Reihe soll sie der Welt noch einmal zeigen, was eine richtige Action-Heldin ist. Das deutet auch bereits das offizielle Poster des Films an:
Als Schauspielerin Sigourney Weaver 1979 mit ihrer Hauptrolle in «Alien» die Weltbühne des Films betrat, war das ein Schock für die Zuschauer. Mit ihrer Figur der abgebrühten Ellen Ripley verstiess sie gegen alle geltenden Regeln des Science-Fiction-Genres, die Frauen im Weltraum bis dahin hauptsächlich als nettes Begleitsouvenir der männlichen Crew definierten.
Doch Ellen Ripley trug weder einen kurzen Rock, noch wurde sie vom bösen Monster kreischend durch die dunklen Gänge gejagt. Vielmehr war sie es, die dem titelgebenden Alien zuletzt gehörig den Arsch versohlte und so zur Action-Ikone aufstieg. Diesen Status konnte sie 1986 in der Fortsetzung «Aliens» zementieren, in welcher sie nebst abgebrühten Marines gegen die Xenomorphe bestehen musste. Bis heute streiten sich die Fans, welcher der beiden Teile denn nun der bessere sei.
Sigourney Weaver übernahm ihre bekannteste Rolle noch in zwei weiteren Filmen, die aber nicht so gut ankamen wie ihre Vorgänger. Trotzdem gab es 2015 Bestrebungen für einen fünften Teil, der inhaltlich direkt an «Aliens» anschliessen und von Neill Blookamp gedreht werden sollte. Allerdings stoppte «Alien»-Regisseur Ridley Scott dieses Vorhaben zugunsten seines eigenen Films «Alien: Covenant», der zeitlich vor «Alien» angesiedelt ist.
Ja, Merida ist nicht echt. Sie ist sogar eine Prinzessin und gehört damit zu einem der grössten Filmklischees schlechthin. Doch der wilde, rote Wuschelkopf aus der Ideenschmiede von Pixar entsprach so ganz und gar nicht der meist braven Prinzessin, die sich Kinder von Disney-Filmen gewohnt waren.
Merida hatte keinen Bock auf das höfische Leben oder Regeln, sondern wollte lieber reiten, Bogenschiessen und die Welt erkunden. Sie musste auch nicht von einem Prinzen gerettet werden, sondern zeigte gleich zu Beginn des Films, dass sie selbstständig ist.
Kritik musste die Figur einstecken, als Disney Merida 2013 zu einer Disney-Prinzessin «erhob». Vor allem wurde kritisiert, dass die Prinzessin optisch etwas angepasst wurde, damit sie besser zum freundlichen Image der Disney-Prinzessinnen passt. Immerhin hat der Mauskonzern inzwischen ein Stück weit verstanden, dass die Zeit von Prinzessinnen, deren einziges Ziel ein holder Prinz ist, vorbei ist. Das zeigte man im Film «Die Eiskönigin» ziemlich direkt und auch bei «Vaiana» warf Disney das Prinzessinnen-Klischee endlich über Bord.
So viel ich weiss hatte Scott auch gegenüber den Filmstudios Probleme, eine Frau als Heldin des Films zu bringen.
Jedenfalls ein Meilenstein der Filmgeschichte in mehr Hinsicht!
Die hat mich als Kind sehr beeindruckt.