Die finale Staffel von «Game of Thrones» war für viele Fans ein Desaster. Nebst einer Petition, die verlangte, die letzte Staffel neu zu drehen, wurde auch viel diskutiert. Fans machten ihrem Ärger im Netz Luft, die Schauspieler verteidigten die achte Staffel in diversen Interviews – mal mehr und mal weniger diplomatisch.
Einzig die beiden verantwortlichen Drehbuchautoren und Showrunner D. B. Weiss und David Benioff nahmen nie Stellung zur achten Staffel. Im Juli sagten die beiden sogar eine Podiumsdiskussion bei der Comic Con in San Diego ab.
Nun waren Benioff und Weiss beim Austin Film Festival in Texas anwesend und haben bei einer Frage-und-Antworten-Runde überraschend offen über ihre ganze Arbeit an der Serie gesprochen. So haben sie unter anderem zugegeben, dass sie stellenweise keine Ahnung hatten, was sie eigentlich taten.
Benioff und Weiss hatten zuvor noch nie eine TV-Serie gemacht und wussten laut eigener Aussage dementsprechend nicht, wie so ein Projekt anzugehen sei. Als «Game of Thrones»-Schöpfer George R. R. Martin ihr Können im persönlichen Gespräch prüfen wollte, hätten sie ihm das gesagt. Trotzdem habe Martin seinen Segen gegeben. Benioff und Weiss verstünden selbst nicht, warum Martin ihnen dennoch sein Lebenswerk anvertraut hatte.
Danach wurde der Pilot gedreht, der bekanntlich die Qualitätstandards von HBO nicht bestand und neu gedreht werden musste. Auch dazu hatten Weiss und Benioff eine Anekdote. Demnach habe unter anderem Drehbuchautor Craig Mazin («Chernobyl») die Pilotepisode geschaut und als Fazit festgehalten, dass die Folge grundlegende erzählerische Fehler enthalte.
Benioff und Weiss gaben schliesslich zu, dass sie jeden nur erdenklichen Fehler gemacht hätten, den man als Anfänger machen kann. Egal ob im Bereich Kostüme, Besetzung oder Erzählstruktur. Obwohl die erste Version des Piloten so ein Desaster gewesen sei, habe HBO weiter gemacht, was selbst den Drehbuchautoren ein Rätsel war. Sie vermuteten, dass es daran lag, dass HBO die Senderechte bereits in andere Länder verkauft hatte.
Ein weiteres Detail, über das Benioff und Weiss sprachen, war die Länge der Episode. So habe man zwei Monate vor der Premiere auf HBO festgestellt, dass man pro Episode nur auf 39 Minuten komme. Um die vertraglich verlangte Mindestlaufzeit zu erreichen, mussten sie kurzerhand 100 Extraminuten scripten und abdrehen.
Dies habe aber auch geholfen, die Charaktere besser kennenzulernen und Fehler auszubessern. Beispielsweise habe man gemerkt, dass in der Pilotfolge eine Szene zwischen Robert und Cersei fehle – was mit den Nachdrehs behoben werden konnte.
Auch bei der finanziellen Planung ging wohl einiges schief. So war bereits für die erste Folge eine grosse Schlachtszene vorgesehen gewesen. Allerdings sei ihnen das Geld ausgegangen und so wurde die Szene gestrichen.
In den Augen von Benioff war die ganze «Game of Thrones»-Produktion im Wesentlichen eine Art teure Filmschule. Beispielsweise hätten sie beide nicht gewusst, wie man mit Kostüm-Designern zusammenarbeite und es sei eine riesige Lernerfahrung gewesen, das herauszufinden.
Auch beim Schreiben der einzelnen Episoden zeigten sich die beiden laut eigener Aussage lange naiv. So habe man jede Episode selbst schreiben wollen, weil man es schlicht nicht besser gewusst habe. Obwohl HBO den beiden vorgeschlagen habe, weitere Drehbuchautoren anzustellen, habe man das lange abgelehnt. Schliesslich beauftragten die beiden dann aber ihren Drehbuch-Assistenten Bryan Cogman, um vier Episoden zu schreiben.
Darauf angesprochen, warum es viele Elemente aus den Büchern nicht in die Serie geschafft hätten, meinten Benioff und Weiss, dass sie die Geschichte vereinfachen wollten. Man habe versucht, möglichst viele Fantasy-Elemente herauszustreichen, um die Serie auch für Nicht-Fantasy-Fans interessant zu machen. Für sie habe sich die grundlegende Story sowieso immer um Macht gedreht. (pls)
Die wissen doch beide nicht, wie sie diese Staffel verteidigen sollen. 🤷♂️