Vor 1999 war ein «Star Wars»-Ranking einfach. Entweder liebte man das Ikonenhafte und Positive des Erstlings, oder man fühlte sich der dunkleren, erwartungszerstörerischen Reife von «The Empire Strikes Back» hinzugezogen. Oder man war ein Kind, weshalb man «Return of the Jedi» liebte wegen den Bärchen. Mehr Filme gab es nun einmal nicht.
Doch dann folgten die, sagen wir mal, ‹problematischen› Prequels. Noch später dann die Filme der Disney-Ära ... Und wo reiht sich der Neue, «Rise of Skywalker», ein?
Nun, der erste Film der Prequel-Trilogie wurde locker der erfolgreichste Film im Jahr 1999. Kein Wunder – das Franchise existierte bereits 22 Jahre, und hier war das lang ersehnte Comeback nach 16 Jahren. Leute, die mit der ursprünglichen Trilogie aufwuchsen, strömten in die Kinos und nahmen noch ihre Kinder mit. Doch eigentlich ... halt, nein, nicht einmal eigentlich sondern kategorisch: Mann ist das ein Schlamassel! Der Plot ist kompliziert und undurchsichtig, die CGI aufsässig und omnipräsent, die Charaktere sowas von dünn geschrieben und ... ach, Jar Jar Binks.
2002 sah sich «Star Wars» erstmals mit der bitteren Realität konfrontiert, dass andere Blockbusters existierten, die in derselben Liga mitmischten («Lord of the Rings», «Harry Potter» und Co.). Und wenn jene Filme halbwegs gut waren, hatte eine schmalzige Liebesromanze am Lago di Como eben das Nachsehen. Dabei sind die schlecht geschriebenen und noch schlechter gespielten Liebesszenen noch die einprägsamsten von «Attack of the Clones». Da war nämlich noch einiges an Action-Donnerwetter, das wir längst vergessen haben, da es sich grösstenteils zwischen zwei Droidenarmeen abspielt, was den Zuschauer ähnlich emotionell investiert wie zu Boden fallende Küchenutensilien. Ach ja – und das Duell zwischen Yoda und Count Dooku besteht hauptsächlich aus einem grünen CGI-Alien, der eine Reihe unnötiger Backflips vollzieht.
«Revenge» ist der weitaus beste Streifen der Prequel-Trilogie – was freilich nicht allzu viel zu bedeuten hat. Palpatines Wandlung zum Bösewicht ist so was von voraussehbar, während Anakins Wandlung vom Jedi zum Sith schlicht einen besseren Darsteller vertragen würde. Dafür reitet Obi Wan Kenobi eine Riesenechse, was cool ist (not).
Was die Original-Trilogie den anderen Filmen voraus hat, ist die Ikonografie. Denn obwohl «Return of the Jedi» am Ende ein ziemlich alberner Streifen ist, bietet er uns unvergessliche Momente mit Jabba the Hutt, den Sarlacc Pit, die Speeder-Bike-Verfolgungsjagd auf Endor und Princess Leia in einem Bikini. Hey, selbst die Ewoks machten nicht einmal eine so schlechte Falle als Teddybären-Vietcong.
Schön, dass Mark Hamill derart in seiner Rolle als Grumpy Old Man aufgeht. Und schön, dass zwischen Rey und Kylo Ren (Alias Ben Swolo) eine derart intensive Chemie besteht. Schade nur, dass der Hauptplot lediglich darin besteht, zu warten, bis der Treibstoff ausgeht. Schade auch um die Milchkuh-Aliens auf der irischen Insel. Und die ganze Episode um das ausserirdische Monaco vergessen wir jetzt einfach mal, okay?
Nach den Negativschlagzeilen betreffend Regisseurenentlassungen und dergleichen waren die Erwartungen tief. Doch ähnlich wie die Hauptfigur schafft «Solo» allen Widrigkeiten zum Trotz die Flucht nach vorne und entwickelt sich zu einem rabaukigen Spass mit einer gut bemessenen Prise Nostalgie. Die ‹Neuen› Alden Ehrenreich und Donald Glover spielen die ‹Alten› Han Solo und Lando Calrissian glaubwürdig; Schauspielern wie Woody Harrelson und Emilia Clarke schaut man immer gerne bei ihrem Handwerk zu. Doch es ist die grossartige Phoebe «Fleabag» Waller-Bridge, die als aufwieglerischer Droid L3-37 allen die Show stiehlt und so dem Film ein Sahnehäubchen aufsetzt.
Nicht nur das Ende der Rey-Trilogie, sondern der Abschluss von 42 Jahre Filmgeschichte – eine gehörige Ansage. Kann ein Film je einer solchen Vorgabe gerecht werden? Ja er kann. Natürlich hat «The Rise of Skywalker» seine Schwächen, doch da ist viel zu viel dabei, das uns Freude bereitet. Die H.R.-Giger-Version von Emperor Palpatine, etwa. Ohnehin cool, dass dieser Überbösewicht wieder da ist. Und er ist nur einer von vielen, über die Jahre lieb gewonnen Charakteren, die hier ihren finalen Auftritt haben. Und, ach ja, Chewie bekommt eine Medaille. Endlich.
Uuuuh – kontrovers! Der Ur-«Star Wars» nicht auf der Eins? Schweren Herzens muss man hier konstatieren: Dies ist nun mal nicht der beste «Star Wars»-Film. Bei weitem nicht. Und wäre dies nicht der allererste Film, wäre er gar viel weiter unten auf der Skala platziert. Das Drehbuch ist holprig, die Dialoge zum Teil hanebüchen und die Award-Zeremonie-Schlussszene schlicht peinlich. Aberrrrrrr ... hey, die Einführung derart vieler ikonischer Figuren, Welten und Handlungsstränge lässt sich schlicht nicht wegdiskutieren. Dies ist unsere erste Begegnung mit Princess Leia, Darth Vader, Chewbacca, Luke Skywalker, Han Solo, Obi Wan Kenobi, C-3PO, R2-D2 und und UND. Selbst Nebenrollen wie Greedo gehören zu unser aller kollektivem Bewusstsein. Von der Titelsequenz mit der ikonischen Melodie über die Jazzband in der Mos Eisley Cantina bis zur Luftschlacht über dem Todesstern – diesen Film haben wir alle für immer in unsere Herzen geschlossen.
Eigentlich wäre dies bloss eine kurze Überbrückungs-Episode, die einzig dazu da ist, dem Publikum zu erklären, wie die Rebellen an die Baupläne für den Todesstern ran kamen. Erstaulich, dass daraus einer der besten Filme der Serie wurde. Mads Mikkelsen und Forest Whitaker geben der Story die nötige Gravitas, die Rebellenbande um Diego Luna steuert Unterhaltung bei und Leading Lady Felicity Jones ist schlicht badass. Und am Schluss sterben alle und dann kommt Darth Vader und tötet gleich noch ein paar Leute mehr. Nichts da mit Friede-Freude-Ewok-Kuchen.
Ach, wie gross war doch der Aufschrei, als publik wurde, Disney hätte «Star Wars» gekauft! Garantiert würden die neuen Filme familienfreundlicher Kinderfilm-Bullshit werden! Verrat! Kommerz!
Blödsinn. Als wäre Star Wars nicht schon seit je her Mainstream-Kommerz für den Stefanstag mit der Familie gewesen! Selbst der grösste «Star Wars»-Fan muss der unbequemen Wahrheit ins Auge blicken: George Lucas' Worldbuilding – die Welten und Figuren, die er mit seinem Star Wars-Universum geschaffen hat – mag genial sein, ein guter Geschichtenerzähler ist er deswegen noch lange nicht. In dem man George Lucas die künstlerische Leitung wegnahm, konnte man endlich Filme mit halbwegs stringentem Narrativ und kohärenten Dialogen machen. J.J. Abrams macht genau dies und noch viel mehr mit «The Force Awakens». Lustvoll bedient er sich an allem, was wir an der Original-Trilogie lieben: Da sind die Tie-Fighters und die X-Wings, der Millenium Falcon, die Droiden, die Sturmtruppen und – hach! – Han Solo, Chewie und Leia! Zudem sind die Nazis der First Order Filmbösewichte erster Güte. Und wie grossartig sind Daisy Ridley und John Boyega?! Fehlt nur noch, dass Luke Skywalker ein Comeback feiert ... ach, da ist er ja!
Auch der Topspot gehört einem Film, bei dem nicht von George Lucas Regie geführt wurde. Nicht ohne Grund gilt «The Empire Strikes Back» von Regie-Veteran Irvin Kershner gemeinhin als bester «Star Wars»-Film aller Zeiten. Während «A New Hope» uns das «Star Wars»-Universum vorstellt, baut «Empire» darauf auf und führt das Publikum viel, viel weiter. Hier wird man vom verschneiten Eisplaneten Hoth zum Regenwald von Dagobah geführt und danach weiter in die Wolkenstadt auf Bespin. Legendäre Charaktere wie Yoda und Lando Calrissian werden vorgestellt, zwischen Leia und Han entwickelt sich eine Romanze, und ist nicht jene AT-AT-Schlacht auf der Eiswüste einer der grossartigsten Momente der Filmgeschichte? Und, hey, Darth Vader entpuppt sich am Ende als Lukes Vater. Genial.
Gewiss nicht.
Deshalb dürft ihr hier selbst bestimmen:
mein persönlicher favorit ist „revenge of the sith“ und ich bin bereit meinen kommentar zu verteidigen.=)
Und «The Force Awakens» besser als «A New Hope»? Was nehmt ihr? :D
Schade dass es keine so liebevollen Parodien mehr gibt.