Disney hat sich verrannt – mit «Star Wars». Als der Konzern 2012 Lucasfilm und damit die «Star Wars»-Rechte für über vier Milliarden kaufte, schien man die nächste perfekte Cash-Cow gefunden zu haben. Mit einer neuen Trilogie und Einzelfilmen wollte man das Franchise kräftig ausbauen. Doch «Star Wars» ist nicht Marvel und dass die Fans nicht Lust haben, alle sechs Monate einen Film im Kino zu sehen, zeigte sich 2018. «Episode 8» war teilweise noch immer in einigen Sälen zu sehen, da lief im Mai schon der nächste Film an: «Solo: A Star Wars Story».
Das Ergebnis kennen wir: «Solo» wurde zum finanziellen Flop und versetzte Disneys Plänen für das Franchise einen herben Dämpfer. Diverse weitere Filmprojekte wurden gestoppt oder zumindest vorerst auf Eis gelegt. Erstmals musste der Medienkonzern einsehen, dass «Star Wars»-Fans nicht einfach alles konsumieren, was man ihnen hinwirft.
Dass Disney dies angenommen haben dürfte, zeigen die vielen Probleme hinter den Kulissen. Während beim Marvel-Filmuniversum Mastermind Kevin Feige alles koordiniert und sich Disney grösstenteils raushält, war es bei «Star Wars» genau umgekehrt: Für die Trilogie gab es nie ein Gesamtkonzept, vieles wurde schon fast improvisiert. Hauptsache, es sieht irgendwie nach «Star Wars» aus und ist rechtzeitig im Kino, schien sich die Chefetage gedacht zu haben. Das Ergebnis: Eine «Episode 8», die Fans verärgerte und eine «Episode 9», die auf Wiedergutmachung aus war, aber ausser Fanservice nicht viel mehr bot.
Disney soll sich dabei bei kreativen Entscheiden regelmässig eingemischt haben, weil man wohl zu wissen glaubte, was die Fans wollen. Oder wohl eher, weil die Marketing-Abteilung vorgab, wie die Filme zu sein hatten, damit ein möglichst breites Publikum erreicht werden kann. Natürlich ist das in erster Linie Spekulation. Dennoch sind unter Disneys Ägide bei drei von fünf Filmen die Regisseure wegen kreativer Differenzen ersetzt worden – teilweise sogar während den Dreharbeiten.
Was dann folgte, waren Eingeständnisse seitens Disney. Man habe Fehler gemacht. Sogar sowas wie eine Entschuldigung folgte und die Versprechung, es in Zukunft besser zu machen. Im Wesentlichen heisst das: weniger Filme, dafür Real-Serien. Inzwischen hat Disney mit «The Mandalorian» diesen Schritt auch erfolgreich vollzogen. Die Fans sind angetan und «Baby-Yoda» war ein viraler Hit.
Disney braucht den Erfolg mit den «Star Wars»-Serien, denn sie werden «Star Wars» vorläufig am Leben halten. Das ist für das Unternehmen essenziell, denn «Star Wars» ist eines der fünf grossen Standbeine des neuen Streaming-Dienstes Disney Plus.
Inzwischen hat Disney gleich drei weitere Serien angekündigt:
Parallel dazu wird auch «The Mandalorian» kräftig ausgebaut. Disney hat nicht nur eine, sondern gleich zwei weitere Staffeln bestellt. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob der Mauskonzern überhaupt etwas aus der Vergangenheit gelernt hat. Nachdem man die Fans mit Filmen übersättigt hat, schaltet man einen Gang runter, nur um jetzt das Gleiche mit Serien zu tun. So scheint es zumindest.
Wenn, sagen wir 2023, alle vier Serien gleichzeitig produziert werden, kommen dann jedes Jahr vier Staffeln «Star Wars» auf Disney Plus? Ist es das, was die Fans wollen? Vielleicht funktioniert das sogar, denn Serien werden anders konsumiert als Kinofilme. Es könnte gut sein, dass sich dann einfach verschiedene Fanlager bilden, die dann jeweils einfach «ihre» «Star Wars»-Serie konsumieren und die anderen ignorieren.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass Disney nur alle sechs Monate eine neue Staffel von einer der Serien veröffentlicht. Also beispielsweise:
Entschiede sich Disney für diesen Weg, hätte dies einen riesigen Vorteil: Die Produktionen würden nicht an Qualität einbüssen. Wenn Kreative genug Zeit haben, wird das Ergebnis nur selten schlechter. Der Wermutstropfen wäre dann allerdings, dass man immer zwei Jahre auf die Fortsetzung der Geschichte warten müsste.
Womöglich wird «The Mandalorian» aber auch bis 2023 eingestellt – oder Disney kündigt gleich noch mehr Serien an. Noch immer hält sich beispielsweise hartnäckig das Gerücht, Disney plane, «Solo» als Serie fortzusetzen.
Schliesslich sind da dann auch noch die Filme, mit denen Disney ab 2022 wieder loslegen will. Mittlerweile steht das aber schon wieder in der Schwebe. Ursprünglich hätten nämlich die «Game of Thrones»-Schöpfer den Film für dieses Datum liefern sollen. Diese sind inzwischen aber aus dem Vertrag mit Disney ausgestiegen. Offiziell aus Zeitmangel. Disney muss also schon jetzt wieder umplanen. Berücksichtigt man, dass ein Film vom ersten Drehbuchentwurf bis zum fertigen Werk mindestens zwei Jahre beansprucht, wird das ein sehr ambitionierter Zeitplan.
Vielleicht legt Disney aber auch einfach einen anderen Film auf dieses Startdatum. Vergessen wir nicht, dass Rian Johnsons neue «Star Wars»-Trilogie noch immer nicht vom Tisch ist. Selbst nach den diversen Hasstiraden der Fans bezüglich «Episode 8» scheint Disney an Johnson festzuhalten. Einzig, über das Projekt zu reden, haben sie ihm angeblich verboten – was jetzt nicht sonderlich überrascht. Betrachtet man das Ganze aber nüchtern, könnte daraus wirklich etwas Gutes werden. Erst Anfang Jahr hat Johnson mit «Knives Out» erneut bewiesen, dass er grossartige Filme macht, wenn er denn von A bis Z die kreative Kontrolle hat.
Dann gibt es da noch diesen einen Film, den Marvel-Präsident Kevin Feige produzieren wird. Womöglich als Zückerchen für seine Erfolgsarbeit bei Marvel, vielleicht auch, um zu sehen, ob Feige auch «Star Wars» kreativ managen kann. Zwar streitet Feige ab, in Zukunft für «Star Wars» verantwortlich zu sein, aber was heisst das schon? Allerdings ist auch dieses Projekt erst in einer frühen Phase. Ob es jemals Realität wird, steht noch in den Sternen.
Fakt ist: Disney hat 2022, 2024 und 2026 drei Veröffentlichungstermine für «Star Wars»-Filme angekündigt, aber kein konkretes Projekt. Böse Zungen behaupten, dass man nicht einmal bei Lucasfilm wisse, welches nun der nächste «Star Wars»-Film sei. Mit der aktuellen Coronakrise wird diese Planung sicher nicht einfacher. Diverse grosse Studios haben selbst Filme, die für übernächstes Jahr angekündigt sind, bereits verschoben. So hat beispielsweise Warner Bros. «Shazam 2» vom 1. April 2022 auf den November des gleichen Jahres verschoben. Es dürfte also nicht überraschen, wenn Disney seine ganze Filmplanung bezüglich «Star Wars» gründlich überarbeitet.
Eine weitere interessante Frage ist, wie Disney die beiden Medien gewichten wird. Bleiben Kinofilme wirklich die dominierende Kraft im «Star Wars»-Universum? Wagt Disney vielleicht sogar den Schritt und gibt Streaming den Vorzug? Dann könnte es sein, dass Filme plötzlich nur noch, oder zumindest teilweise, exklusive für Disney Plus gedreht werden.
Für Disney wären die wegfallenden Kinoeinnahmen nicht zwingend ein riesiger Verlust, zumal man den Grossteil des Umsatzes sowieso mit Merchandising macht. Weiterhin lassen sich mit einer relativ stabilen Abozahl zukünftige Umsätze besser kalkulieren als mit den schwankenden Zuschauerzahlen bei Kinofilmen. Und natürlich stellt es für den Konzern eine wunderbare Möglichkeit dar, die «Star Wars»-Fans noch enger an die Marke Disney zu binden.
Für die Fans sicher interessanter ist aber die Frage, wie die Filme und Serien zusammenspielen werden. Im Moment sieht es eher nicht so aus, als würde Disney ein «Connected Universe» anstreben wie bei Marvel. Wir erinnern uns: Die neuen Marvel-Serien, die Disney selbst produziert, sollen auf die Filme Einfluss haben und umgekehrt. Bei «Star Wars» dürfte das kaum der Fall sein.
Was sicher scheint, ist nur, dass Disney bei den Filmen mit der «Skywalker-Saga» abgeschlossen hat. Man wolle neue Territorien erkunden. Was das genau heisst, werden wir dann wohl am 16. Dezember 2022 sehen – oder auch nicht.
Das bezweifle ist doch sehr.
Ich würde mir schon alle 6 Monate einen neuen Star Wars Film anschauen, WENN er denn gut wäre!
Aber schon die Marvel Filme waren eigentlich fast alle Müll, vor allem die Fortsetzungen.