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Emma Amour
20.12.2018, 09:4221.12.2018, 08:43
Liebe Emma,
es läuft gut, wir haben seit Monaten eine Affäre und freuen uns immer noch, wenn der Spargel spriesst und die Hüllen fallen.
Doch im angetrunken Zustand fragte sie mich, ob meine Zunge nicht mal ihren Anus entdecken möchte. Ich war irritiert, danach schockiert und sagte verdattert: «Ich kann danach nicht Javelwasser gurgeln».
Die Palme wedelte danach vergebens, der Abend war gelaufen und beim Abschied meinte sie nur ich soll mich locker machen.
Ich mag Sex, aber er und es stehen nicht über den Dingen, die das Leben sonst zu bieten hat. Ich höre Glocken läuten, wenn Lippen liebkosen, ohne dass das Gurgeli kitzelt oder dass wertvolle Vitamine eingenommen werden müssen.
Es ist wie bei einer Pizza. Die Mutter aller Pizzen ist die Margherita und bis heute für mich unerreicht. Doch wem genügt dies heute noch? Scharfer Salami hier, Muscheln dort, Pilze gibt’s dazu und dann alles XL. Der Hunger ist gross.
Bin ich als Neapolitaner ein Auslaufmodell? Ist Sex so ein zentrales Thema geworden, dass das Einfache nicht mehr genügt?
Danke Dir für Deinen Blog,
Reto
Lieber Reto,
ich bin so froh, dass mal jemand eine Anal-Frage stellt. Deswegen schon einmal ein grosses Danke dafür. Ich mache nämlich des öfteren die Erfahrung, dass wir in Sachen Anal-Fragen gerne mal ganz still werden und den Bereich totschweigen.
Zu deinem Anliegen: Zuerst einmal cool, dass du eine Affäre leben und geniessen kannst, die schon seit Monaten hält und, wenn ich richtig interpretiere, sowohl dir als auch dem Mädel nicht das Herz bricht – wunderbar.
Nun aber hat deine Liebhaberin über das Ziel hinausgeschossen, findest du. Ich derweil bin der Meinung, dass es in einer Affäre drin liegen muss, über seine sexuellen Wünsche sprechen zu können, ohne dafür verurteilt zu werden. Dass sie sich anale Zungenspiele wünscht, halte ich für sehr legitim, null peinlich, geschweige denn für widerlich.
Genau so legitim aber finde ich, dass du keine Lust darauf hast. Dass du aber schockiert warst, verwundert mich ein wenig. Warum löst ihr Wunsch so starke ablehnende Gefühle in dir aus? Ist es der Gedanke daran, der dich irritiert?
Oder hast du die Analregion einer Frau und/oder deine schon einmal sexuell erforscht und hast dabei gemerkt, dass es nicht deines ist? Am Ende ist die Antwort egal, was zählt, ist, wie du mit deiner Affäre kommunizierst und wie ihr den Weg zurück dahin findet, wo es für euch beide stimmt.
Für mich klingt es so, als hätte sie sich ein bisschen Mut antrinken müssen, um dir von ihrem Wunsch zu erzählen. Versetz dich mal in ihre Lage. Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Reaktion für sie sehr unangenehm war.
Ich rate euch beiden zu einem klärenden Gespräch. Vielleicht könnt ihr ja mal ein Glas Wein zusammen trinken und bei dieser Gelegenheit über Sex, eure Bedürfnisse und eure Wünsche reden und aufeinander eingehen.
Und ein Neandertaler bist du natürlich nicht, wenn du nicht auf anale Zungenspiele stehst und/oder einfach nur normalen Missionarstellungssex haben willst.
Dass Sex aber zu einem zentralen Thema geworden ist, kann und will ich nicht abstreiten. Im Gegenteil. Ich halte diese Entwicklung für sehr löblich. Schliesslich wird Sex erst dann richtig gut und frei, wenn wir ohne Scham und Angst darüber reden können.
Das wünsche ich dir, deiner Liebhaberin – und dem Rest der Welt.
Alles Liebe,
Und was würdest du Reto antworten?
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Emma Amour ist ...
... Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch deinen Fragen annimmt. Und keine Sorge, so wie auch Emma, wirst auch du mit deiner Frage anonym bleiben. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe.bild: watson
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