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Emma Amour: «Trittst du mir einmal in die Hoden? So richtig mit ganzer Kraft?»

bild: watson / shutterstock
Emma Amour

«Trittst du mir einmal in die Hoden? So richtig mit ganzer Kraft?»

Er kam, sie sah, ihr Herz siegte. Weil sie beim Anblick seiner Schönheit auf 185 cm verteilt an Liebe auf den ersten Blick glaubte, wagte sich Emma an den Mann. Nicht ahnend, dass die Geschichte so endet, wie Horrorfilme beginnen.
30.03.2018, 16:0731.03.2018, 10:23
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Es war sein Lachen. Und sein dunkelblaues T-Shirt mit einem 80er-Jahre-Smiley drauf. Und seine Oberarme. Eigentlich war es jede Faser seines Körpers, die mich in Ekstase versetzte. Er, der Fremde, der da an diesem Spätsommerabend am Flussufer an der Bar sass. Und keine Notiz von mir nahm.

Ich tauchte unsere Zukunft in Zuckerwatte, überlegte, welche Band an unserer Vermählung spielen sollte, bevor wir die Party verlassen, um unsere Hochzeitreise quer durch Südamerika zu starten.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Dachte ich. Und irrte mich.

Er raubt mir den Atem, die Worte, die Coolness

Bevor ich nach Hause fuhr, kritzelte ich meine Nummer auf einen Zettel und drückte sie dem Kellner in die Hand. 

Aus sicherer Distanz beobachtete ich die Übergabe. Mein Herz raste. Das Endorphin bescherte mir Chilbi.

1,5 Stunden später: Mein Handy klingelt. Das Display zeigt eine 079-Nummer. Mir stockt der Atem. Ich geh ran. Der Fluss-Traum. Er lobt die Aktion. Bedauert aber, dass ich mich nicht zu erkennen gab. Ob ich das jetzt machen will. Ich will.

Die ersten 15 Minuten sind grässlich. Wegen mir. Devrim (natürlich hiess er nicht wirklich so) raubt mir den Atem, die Worte, die Coolness. Ohne Drinks geht nix. Nach zwei Cocktails kommen wir in Fahrt. Devrim wohnt in einem Luzerner Vorort. Dass er heute in Zürich ist, ist Zufall. Oder eben, Schicksal. Da Liebe.

Er fährt mich nach Hause. Zehn Minuten später ruft er an. Wir telefonieren bis er daheim ist. Schlaf finde ich in dieser Nacht keinen. Ich tanze mit den Schmetterlingen in meinem Bauch durch die Wohnung.

Der Dreck, die Peitschen und die Masken – ich will weg hier!

Devrim und ich treffen uns ein paar weitere Male bei mir, bevor er mich zu sich einlädt. Als ich seine Wohnung betrete, wird mir mulmig. Geputzt wurde hier wahrscheinlich noch nie. Als wäre das nicht schon schlimm genug: Die Wände im Schlafzimmer sind überfüllt mit Sado-Maso-Bildern, Peitschen, Handschellen und Masken. Bei der Leder-Maske mit Reissverschluss übers Gesicht ist bei mir Ende Gelände.

Devrim sagt, die meisten Frauen seien am Anfang verunsichert. Die aber, die sich auf ihn uns seine sexuellen Vorlieben eingelassen haben, wollten nie wieder normalen Sex. Er hingegen, er stehe sehr auf gewöhnliche Nummern. «Das andere», sagt er, «ist nur ein kleiner Teil von mir.»

Während er noch redet, fällt mir auf, wie es hier abgesehen von dem SM-Zeugs auch noch aussieht. Senfgelbe Vorhänge im Wohnzimmer, Buddha-Altar im Büro, ungemachtes Bett im Schlafzimmer, kalter Rauch in der Luft.

Ich will raus. Bevor ich es sagen kann, hat er's schon geschnallt. Das sei kein Problem. Er könne und wolle sowieso auch nicht mit jemandem sein, der sich in seiner Welt unwohl fühlt. Ausserdem hatte er von Anfang an ein mulmiges Gefühl. Er! Ähä!

Bevor er mich an den Bahnhof fahre, habe er nur eine kleine Frage. Ich könne natürlich nein sagen. Ich solle aber rasch in mich gehen. Weil das, was er sich wünsche, ihm maximale Lust verschafft.

Ich halte den Atem an.

«Trittst du mir einmal so richtig in die Hoden? So mit ganzer Kraft?»

Ich schüttle den Kopf.

«Wie sieht's mit easy Abschiedssex in Missionarstellung aus?»

Ich schüttle den Kopf.

Jetzt kann's Devrim nicht schnell genug gehen. 15 Minuten später stehe ich am Provinz-Bahnhof. Obwohl der nächste Zug erst in 34 Minuten fährt. Es ist finster, kalt und sehr verlassen hier.

Mir wird bewusst, dass jeder Horrorfilm genau so anfängt.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich lebend aus dieser Nummer komme. Ich wünsche es mir aber sehr. Wer will schliesslich schon, dass sowas wie «Die vermeintliche Liebe auf den ersten Blick hat sie ins Grab gebracht» auf seiner Ruhestätte geschrieben steht?

Ich schonmal ganz ganz ganz sicher nicht!

Merde und Adieu,

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... Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons neue Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch jeden Freitag deinen Fragen annimmt. Und keine Sorge, so wie auch Emma, wirst auch du mit deiner Frage anonym bleiben. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Shutterstock-Illustration aussehen. Öppe.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Shutterstock-Illustration aussehen. Öppe.bild: shutterstock/unsplash/watson

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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olmabrotwurschtmitbürli #wurstkäseszenario
30.03.2018 16:50registriert Juni 2017
Also so ein Tritt zum Abschied hätte doch auch was gehabt.
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Ruefe
30.03.2018 17:08registriert August 2015
Seine Wohnung und BDSM-Sex scheinen nicht zusammen zu passen. Nach Emmas Beschreibung war die Wohnung dreckig und chaotisch, strahlt Unordnung aus.
Bei BDSM ist die Ordnung in den Szenarien genau gegeben, der eine hat Kontrolle über den anderen. Zuvor werden die Grenzen genau abgesteckt, damit alles unter Kontrolle bleibt.
Ich würde mich nicht mit so einem Menschen auf BDSM einlassen, die Aktion mit schnell nach einem Tritt in die Eier fragen ist auch daneben. Vielleicht sucht er sich durch diese Sexpraktiken auch Halt in seinem Leben.
Genug Küchentischpsychologie für heute ^^
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Daenerys Targaryen
30.03.2018 16:15registriert Mai 2016
Ich sage nur "wow" mit Owen Wilson's Stimme...
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41
Der Ort, an dem die Frauen baggern
Ich war für ein Wochenende in Davos und habe eine kleine Analyse und eine Nummer für euch mitgebracht.

Wer in Zürich jemanden kennenlernen will, so im echten Leben, in einer Bar oder einem Club, ich rede hier nicht von den ganz verrückten Dingen, die nur in Filmen passieren, wo sich Leute am helllichten Tag auf dem Trottoir kreuzen und so verzaubert sind, dass sie umdrehen und einander auf der Stelle ehelichen, nein, ich rede hier vom billigbanalen, promillebedingten Ansprechen an Orten, wo man sich kaum sieht und hört, davon rede ich, und auch das passiert in Zürich nie. Mir nicht, meinen Freundinnen und Freunden nicht und dir ganz bestimmt auch nicht. Ausser vielleicht, du siehst aus wie Jennifer Lawrence. Aber wer sieht schon aus wie Jennifer Lawrence? Eben.

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