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Emma Amour: Der Bisexuelle, der mit mir UND einem Mann gehen will

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Emma Amour

Der Bisexuelle, der mit mir UND einem Mann gehen will

Der geneigte User erinnert sich an Ronny, den Architekten, den ich an so einer fancy Vernissage kennengelernt habe. Alles fing voll super an – und endet nun ohne gemeinsames Strippen zu «Barbie Girl».
02.11.2018, 10:1403.11.2018, 06:31
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Der Anfang tönt wie eine Romantik-Komödie aus Hollywood. Durch Zufall lerne ich Ronny neulich an einer Vernissage kennen, an die ich eigentlich nie gehen würde. Es ist eine Goofy-Jacke, die dazu führt, dass ich vor dem kleinen Lädeli Halt mache und mich an all den Hipstern vorbei drücke – um dann quasi in Ronnys Armen zu enden.

Und wenn wir nicht gestorben sind und so…! Aber so einfach ist es eben doch nicht.

Jedenfalls kamen der Gute und ich vor ein paar Wochen ins Gespräch. Ich offenbarte ihm, dass ich Emma Amour bin, er glaubte es nicht, also schrieb ich diesen Text und forderte den Herrn Architekten dazu auf, sich zu melden. Was er, die Diva, ewig lange nicht getan hat.

OMG, WURDE RONNY VERHAFET?!?

Meine Freundinnen tippten auf plötzliche Erblindung. Oder auf zwei gebrochene Hände. Eine Ausschaffung in ein Land ohne Internet. Eine war sich sicher, dass er in U-Haft steckt. Unschuldig natürlich. Und unglaublich traurig darüber, dass er kein watson lesen kann da. Logisch.

Das grosse Warten hatte dann aber letzte Woche doch noch ein Ende. Ronny sass nicht in U-Haft. Und auch körperlich geht es ihm super. Er war einfach kurzfristig verreist. Mit einem «sehr engen Freund». Vietnam, Thailand, Laos.

Vor meinem inneren Auge sehe ich ihn und mich auch schon an den schönsten Stränden Asiens gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten. Ich trage dabei ein luftiges weisses Kleid, mein Haar weht im Wind, während wir uns an den Händen halten.

Ich schweife ab. Sorry.

Ronny ist so Jetlag-geplagt, dass er in keine Bar will. An der Wärme würde er einschlafen. Das hätte mit mir aber nichts zu tun. Lustig ist er. Ich bin schon quasi auf der Zielgeraden zur Verliebtheit.

Wir treffen uns beim Platzspitz. Ich mag den Park beim Hauptbahnhof Zürich. Ich bin etwas zu spät. Ronny erkenne ich schon aus der Ferne. Er strahlt mich an, ich strahle ihn an. Hollywood-Moment. Wenn das so weitergeht, plane ich schon bald unsere Hochzeit.

Wir spazieren Richtung Limmatquai. Er findet es immer noch «absolut crazy», dass ich Emma bin. Ich finde was anderes ziemlich crazy. Seinen rosa Pulli. Auf dem «Barbie» steht. Ich schwanke zwischen «finde ich mega geil» und «denkt er, ich wäre eventuell ein Mann?».

Die grosse Bi-Beichte

Auf der Höhe Hirschenplatz schlägt Ronny einen Stop im Barfüsser vor. Dabei handelt es sich um eine Schwulen-Bar. Finde ich cool. Nur mit dem, was jetzt kommt, rechne ich nicht: Der Gute kennt hier nicht nur jeden, nein, er küsst auch die meisten Männer auf den Mund. Einem fasst er an den Po.

Ich bin leicht irritiert.

Ronny bestellt einen Cosmopolitan für sich und eine Stange für mich. Dann holt er aus. Laos, Thailand und Vietnam, das habe er nicht mit irgendeinem Kumpel gemacht, sondern mit seinem Freund. Partner. Schatz. Ich würde verstehen, oder!?

Nicht ganz.

«Ich bin bi-sexuell», sagt er und lacht. Er fühle sich gleichermassen zu Männern und Frauen hingezogen. Er könne auch beide Geschlechter lieben. Sei also nicht nur eine rein sexuelle Angelegenheit.

Seinen Freund hat er seit etwas über einem Jahr. Nun sehnt sich Ronny eben mal wieder nach einer Frau. «Du hast es mir angetan», sagt er und rückt näher. Nun legt er seine Hand auf mein Knie.

 «Und du bist Emma. Du bist sicher aufgeschlossen. Wenn nicht du, wer dann!?» Mir ist nicht ganz wohl. «Weisst du», sagt er, «ich wünsche mir eine Freundin. Mein Freund hat null Probleme damit und ich habe mehr als genug Liebe für zwei Beziehungen.»

Bei aller Toleranz und Aufgeschlossenheit: Ich bin raus. Das kommuniziere ich Ronny, was er sehr locker nimmt, was ich wiederum toll finde.

Ich verabschiede mich. Auf dem Heimweg höre ich «Barbie Girl» von Aqua. Ein bisschen traurig bin ich schon, dass diese Geschichte ohne Goofy-Jacke, ohne Happy End und ohne gemeinsames Strippen zu «Barbie Girl» endet.

Aqua mit «Barbie Girl»

Damn it,

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... Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch deinen Fragen annimmt. Und keine Sorge, so wie auch Emma, wirst auch du mit deiner Frage anonym bleiben. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Shutterstock-Illustration aussehen. Öppe.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Shutterstock-Illustration aussehen. Öppe.bild: shutterstock/unsplash/watson

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96 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kalsarikännit
02.11.2018 10:26registriert Februar 2018
Dürfen wir auch erfahren, warum Du da bie aller Toleranz und Aufgeschlossenheit raus bist?
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RozaxD
02.11.2018 14:56registriert Juni 2017
Aber das Problem dabei ist nicht das Bisexuelle, sondern, dass er eine polygame Beziehung möchte und du nicht...!
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lily.mcbean
02.11.2018 10:48registriert Juli 2015
Ein dreier, ok.
Eine Beziehung durch 3 teilen, da wäre ich auch draussen. Klingt verdächtig nach Drama und Tränen was dann (in meinem Fall) in viel Rum resultieren würde.
Und Kater vertrage ich nicht mehr so wie mit 20.
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