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Emma Amour: Warum du für dein Blind Date nicht in den Zoo gehen solltest

Ok, so schlimm war es nicht. Aber fast.
Ok, so schlimm war es nicht. Aber fast.bild: watson / mit material von shutterstock
Emma Amour

Der beste Ort, um KEIN Blind Date zu haben: Im Zoo. Bitte, gern geschehen

Ich habe uns schon Hand in Hand im Affenhaus und knutschend in der Masaola-Halle gesehen. Beim Blind Date im Zoo aber merke ich schnell: Was vermeintlich romantisch ist, ist in Tat und Wahrheit das Tör zur Hölle.
24.10.2019, 10:0425.10.2019, 09:16
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Zu Affen hege ich ein besonders inniges Verhältnis. Mein erstes Lieblingstier war Bubbles, der Schimpanse von Michael Jackson. Der erste Film, der mich Sturzbäche heulen liess, ist «Gorillas im Nebel» und wenn jemand oder etwas die Welt zu einem besseren Ort machen kann, dann sind das Affenbabys, finde ich.

So halte ich es auch für eine enorm grandiose Idee, mein nächstes Tinder-Date im Zoo zu treffen. Mit Livio chatte ich schon etwas länger. Da wir nicht gerade um die Ecke wohnen, schreiben wir uns schon eine ganze Weile. Unser Chat hat Witz, Tempo und ein bisschen Sex.

Livio soll der Eine sein, mit dem ich romantische Stunden im Zoo verbringe. Und zwar am Sonntagnachmittag. Dass das die wahrscheinlich dümmste Zeit für einen Zoo-Besuch ist, schnallen wir Amateure erst später.

Zäck, Rucksack im Gesicht!

Wir treffen uns um 14 Uhr. Die Schlange beim Eingang ist riesig. Hier stehen sich Eltern, Kinder mit Trottinetts, Velos und Skateboards, Paare, Schwiegereltern und Grosseltern auf den Füssen rum. Auch macht es den Anschein, dass sich die Kleinen hier ein Wett-Schreien liefern.

Livio und ich können uns kaum unterhalten. Nicht nur die Lautstärke ist eine Herausforderung. All das Bagage und die Kinderwagen, die die Familienausflügler dabei haben, treiben uns an den Rand des Wahnsinns. Hier trifft mich ein Rucksack mitten ins Gesicht, dort rammt jemand Livio eine Reisetasche in die Rippen.

Wir versuchen cool zu bleiben, starren und lächeln uns ein bisschen hilflos an.

Nach 45 Minuten sind wir drin. Ich will ins Affenhaus. Und auch Livio hat eine Faszination für meine Lieblingstiere. Wir kämpfen uns durch die Menschenmasse. Drin angekommen sehen wir …. nichts. Vor den Scheiben stehen Kids, Väter und Mütter mit noch mehr Kindern auf den Schultern. Sie schauen, essen Kinder-Chips und trinken Schoppen.

Andere rotzen rum, weinen und dann ist da noch der eine Bub, der sich zu Boden geworfen hat. Sein Problem: Er kriegt kein Glacé. Das Problem der Eltern: Sie schreien sich an. Und auch sonst ist die Stimmung zwischen all den Eltern hier wenig, nein, null romantisch.

Aufwiedersehen, lieber Kinderwunsch!

Ich merke gerade, wie sich mein Kinderwunsch mit leisem Trommelwirbel zumindest kurzfristig von mir verabschiedet. Und auch Livio findet dieses ganze Family-Kinder-Gedöns hier wenig sexy. Was er nicht sagt, ich aber merke. Also thematisiere ich es.

Das lockert die Stimmung zwar etwas auf, aber so eine richtig gute Dating-Atmosphäre herrscht hier nicht. Wir wollen es in der Masoala-Halle noch einmal probieren.

Eine halbe Weltreise später schwitzen wir uns hier im Dschungel-Klima einen ab. Tiere sehen wir keine. Dafür sind wir aber auch hier wieder von sehr vielen Eltern, die Cervelats schneiden, aufgeschürfte Knie verarzten und volle Windeln durch die Halle transportieren, umgeben.

Wir wollen hier ganz schnell weg, als ein Mädchen um die 3 auf Livio zu rennt und ihm auf die Schuhe kotzt. Warum wissen wir nicht. Die Mutter, sehr gestresst, reisst die Kleine weg. Der Vater ist damit beschäftigt, das quengelnde Neugeborene zu beruhigen.

Livio und ich brechen ab und suchen das Weite.

Wir spazieren durch den Wald Richtung Innenstadt. Endlich können wir uns unterhalten. Und merken, dass wir uns easy gut verstehen. Dass es damit aber auch getan ist. Wie so alte Arbeitskollegen halt. Nicht mehr, nicht weniger.

Abends auf der Couch lasse ich den Tag Revue passieren. Und bin unendlich froh, dass ich mir eine Pizza bestellen und meine uralten Bravo-Hits aufdrehen kann. Das einzige, das ich bedaure, ist, dass ich die Affen kaum gesehen habe. Aber wir leben ja im allerbesten Zeitalter von Internet. Und YouTube.

Das herzigste Video der Welt:

Danke, YouTube.

Apropos Internet: Ich tindere weiter. Beziehungsweise Cleo und Sophie haben für mich getindert. Der Deal ist, dass ich mindestens drei Männer treffe, die sie für mich gematcht haben. Mehr dazu, du weisst schon wo, bald.

Drückt mir die Damen.

(Und du, Universum, lass es mal biz Konfetti regnen. Danke.)

PS: Falls ihr Ideen habt, wo ich mit den Dates hin soll, bitte in die Kommentare, danke!

Adieu,

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Emma Amour ist ...
… Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch deiner Fragen annimmt. Und keine Sorge: Du wirst mit deinen Fragen anonym bleiben – so wie auch Emma. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe.bild: watson
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243 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ingmarbergman
24.10.2019 11:30registriert August 2017
Deinem Geschmack nach zu urteilen, hier ein paar Orte für ein Date:
- HB Züri, Montag morgen um 7:00
- Ein Interregio am Freitagabend während RS-Zeit
- Letten-Badi im Sommer
- ein grosses Migros (in einem Quartier wo viele Alte wohnen) an einem Samstagmorgen
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homo sapiens melior
24.10.2019 10:13registriert Februar 2017
Es gehen nur diejenigen an einem Sonntag in den Zoo, die müssen oder wahnsinnig sind.
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Füürtüfäli
24.10.2019 10:17registriert März 2019
Als ich den Titel las:

Meii, die gingen hoffendlich nicht an einem Sonntag in den Zoo !?!

Jackpoooooooot
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