Italien
Syrien

Drama im Mittelmeer: Muslime sollen christliche Mitflüchtlinge über Bord geworfen haben

Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Italien.
Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Italien.Bild: ANTONIO PARRINELLO/REUTERS

Drama im Mittelmeer: Muslime sollen christliche Mitflüchtlinge über Bord geworfen haben

Die italienische Polizei hat 15 muslimische Migranten festgenommen. Der Vorwurf: Sie hätten 12 Christen aus dem Flüchtlingsboot über Bord geworfen. Nach italienischen Medienberichten sollen die Muslime dabei aus religiösem Hass gehandelt haben.
17.04.2015, 06:2017.04.2015, 06:56
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Wie italienische Medien übereinstimmend berichteten, genehmigte Justizminister Andrea Orlando am Donnerstagabend die Strafverfolgung. Die Tat sei zwar in internationalen Gewässern geschehen, aber nach der Anordnung des Ministers konnten die Verdächtigen im sizilianischen Palermo festgenommen werden. 

Die Männer sollen demnach aus den afrikanischen Ländern Mali, Senegal und Elfenbeinküste stammen. Einer von ihnen sei minderjährig. 

Der Streit ereignete sich den Berichten zufolge auf einem Schlauchboot. Zeugen berichteten, die Muslime hätten die zwölf christlichen Flüchtlinge ins Wasser geworfen. Ob diese zu dem Zeitpunkt noch am Leben waren, war zunächst unklar. Die Opfer sollen aus Ghana und Nigeria stammen.

Dutzende weitere Migranten wurden von dem Boot gerettet. Sie identifizierten die mutmasslichen Täter später. Den Berichten zufolge konnten die Überlebenden sich nur retten, weil sie sich gemeinsam zur Wehr setzten und Menschenketten bildeten, um an Bord zu bleiben.

Alleine diese Woche sind rund 8000 Flüchtlinge von der Küstenwache gerettet worden.
Alleine diese Woche sind rund 8000 Flüchtlinge von der Küstenwache gerettet worden.Bild: Carmelo Imbesi/AP/KEYSTONE

Italien ist am Anschlag

Italien ächzt unter dem Ansturm verzweifelter Menschen, die sich auf die lebensgefährliche Überfahrt von Afrika über das Mittelmeer gen Norden machen. Kommunen und Regionen warnen, keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu können.

Bei den Überfahrten kommt es immer wieder zu Unglücken. Am Donnerstag ertranken bei einem Schiffsuntergang vor der italienischen Küste möglicherweise 41 Menschen. 

Anfang der Woche waren beim Kentern eines vollbesetzten Bootes nach Angaben der Organisation Save the Children bis zu 400 Menschen ertrunken - dies wäre eine der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen der vergangenen Jahre im Mittelmeer. 

Fast 8000 Migranten in einer Woche gerettet?

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, es gebe «überhaupt keine zuverlässigen Informationen», die die genannte Zahl belegen würden. Nach ihren Angaben rettete die italienische Küstenwache seit dem vergangenen Freitag aber mindestens 7850 Migranten.

«Derzeit hat die Kommission weder das Geld noch die politische Rückendeckung, um ein europäisches Grenzschutzsystem auf den Weg zu bringen, das Such- und Rettungsoperationen durchführen könnte», sagte die Sprecherin.

Die Brüsseler Behörde untersuche aber, ob eine Aufstockung der Ressourcen der EU-Grenzschutzagentur Frontex «machbar oder wünschenswert» sei. Im Mai will die Kommission ein Strategiepapier zur Migrationspolitik vorlegen. (feb/sda/dpa)

Der Syrienkrieg und die Flüchtlingsströme

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Der Syrienkrieg und die Flüchtlingsströme
Das Elend der syrischen Flüchtlinge endet nicht, wenn sie die Grenze zu einem Nachbarland passiert haben.
quelle: epa/epa / erdem sahin
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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wilhelm Dingo
17.04.2015 08:04registriert Dezember 2014
Die meisten dieser Flüchtlinge kommt nicht aus Syrien sondern aus Afrika. Trotz humanitärer Tradition: ich weiss echt nicht was wir mit all diesen Wirtschaftsflüchtlingen machen wollen. Sie haben meist eine schlechte Ausbildung, wohnen in Sozialwohnungen, beziehen Sozialhilfe und bekommen dennoch unablässig weitere Kinder. Schaut Euch mal um in den Schulen in der Nähe von Sozialwohnungen/Notwohnungen. Die EU soll endlich die Grenzen dicht machen und den Menschen vor Ort helfen, z.B. in den Flüchtlingslagern im Libanon.
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Donald
17.04.2015 08:46registriert Januar 2014
Das sind keine Flüchtlinge aus Not. Dies sind Leute, die ihren eigenen sozialen Status verbessern möchten. Das ist natürlich auch nicht verboten. Sollte aber auf normalen Wegen gemacht werden. Schon erstaunlich, dass die EU keinen Weg findet, wie man diese Leute wieder direkt zurück nach Afrika bringen kann. Offenbar ist die EU doch ziemlich unfähig mit jeglicher Art von Problemen umzugehen.
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dk222
17.04.2015 09:05registriert Januar 2014
Wer weiss denn genau, was im Meer draussen auf einem Gummiboot passiert ist! Bevor nicht alles geklärt ist, soll darüber nicht geurteilt werden. Eine Berichterstattung über Vermutungen und Spekulationen ist problematisch in diesem Fall. Das schürt den Hass gegen Muslime. Aber wer weiss es schon, vielleicht ist das ja die volle Absicht hinter dieser Geschichte - die Inszenierung eines Religionskrieges in Europa. Und: Ein Instrument, die Europäer noch mehr gegen muslimische Flüchtlinge aufzuhetzen.
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