Vor Lampedusa sind möglicherweise mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Das erklärte eine Sprecherin des UNO-Flüchtlingswerks UNHCR. Sie bezog sich auf die Zahl der Überlebenden, die die italienische Küstenwache retten konnte.
Insgesamt seien drei Schlauchboote mit Flüchtlingen unterwegs gewesen. Auf einem waren zu Beginn der Woche 29 Menschen erfroren. Auf zwei weiteren Booten seien insgesamt mehr als 210 Menschen gewesen. «Von diesen überlebten nur neun», teilte Sprecherin Carlotta Sami mit. «Es sind neun, und sie wurden nach vier Tagen auf dem Meer gerettet. Die anderen 203 hat das Meer verschluckt.» Es sei eine «schreckliche und enorme Tragödie».
Laut Küstenwache sind die Bedingungen auf See mit bis zu acht Meter hohen Wellen und Temperaturen nur knapp über null Grad momentan extrem.
Bei den Flüchtlingen soll es sich zum Teil um Libyer handeln. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums kamen allein im Januar mehr als 3500 Flüchtlinge nach Italien. Selbst Winterstürme halten die verzweifelten Menschen nicht von den gefährlichen Überfahrten meist von Libyen aus ab.
Tausende sind auf diesem Weg ums Leben gekommen – ertrunken, verdurstet oder an Erschöpfung gestorben. Zwischen dem 1. Januar und 17. Dezember 2014 erreichten insgesamt 167'462 Flüchtlinge Italien über das Meer. Das sind im Schnitt 477 pro Tag.
Italien rief die Rettungsmission «Mare Nostrum» ins Leben, die Tausende Flüchtlinge auf dem Mittelmeer in Sicherheit brachte. Diese wurde vergangenes Jahr von der EU-Grenzschutzmission «Triton» abgelöst. Das Uno-Flüchtlingshilfswerk kritisierte das Programm erneut als unzureichend.
(gam/dpa/AFP)