«Schadenfreude ist die schönste Freude», besagt ein altes Sprichwort. Doch Heather und Michael Martin, Eltern von fünf Kindern und Betreiber des YouTube-Channels «DaddyOFive», gingen mit ihren Streichen eindeutig zu weit. Dies hat nun auch die Justiz bestätigt. Vergangenen Montag wurde das Elternpaar vom Gericht in Frederick County, Maryland, zu fünf Jahren Bewährung verurteilt.
Der Albtraum für Familie Martin begann bereits Anfang Jahr. Auf ihrem YouTube-Channel «DaddyOFive» waren zahlreiche Videos zu sehen, wie sich die Eltern gegenseitig Streiche spielten (mittlerweile wurden alle Videos gelöscht). Dabei bekamen auch die fünf Kinder ihr Fett weg. Besonders der Jüngste, Cody, war ein beliebtes Opfer.
Ein Anfang April veröffentlichtes Video ging aber sogar der 700'000-köpfigen YouTube-Gemeinschaft zu weit. Darin zu sehen ist Codys Mutter Heather, die heimlich auf dem Kinderzimmerboden ihres jüngsten Sohns unsichtbare Tinte verschüttet. Laut fluchend ruft sie nach ihrem Sohn, der schockiert und völlig überrascht in sein Zimmer stolpert. «Was hast du getan?!», schreit Heather ihn an, sobald er das Zimmer betritt. «Nichts, ich schwöre, ich war das nicht!», murmelt Cody unter Tränen und völlig verängstigt. «Lügner!», tobt seine Mutter – bis der Kleine völlig in sich zusammenbricht.
Nach dem Video hagelte es Kritik von Seiten der User. Familie Martin kanzelte die «Haters» in einem zweiten Video ab. «Das ist alles nur Spass, den Kinder geht es gut», erklärt Vater Michael, und einer seiner Söhne ergänzt: «Immerhin schlagen sie uns nicht, wie es die meisten Eltern tun.»
Nach dem zweiten «Erklärungsvideo» schaltete sich Philip DeFranco, ein bekannter YouTube-Star mit über 5,6 Millionen Followern, ein. Auch er stellte die Eltern an den Pranger und kritisierte ihr Verhalten gegenüber ihren Kindern harsch. DeFrancos Reaktion sorgte für nationale Aufmerksamkeit und führte dazu, dass sich die Behörden einschalteten.
Im Mai dieses Jahres wurde Michael Martin das Sorgerecht für zwei der fünf Kinder, darunter Cody, entzogen. Die beiden leben nun bei ihrer leiblichen Mutter.
Ob Heather und Micheal Martin wirklich etwas daraus gelernt haben, ist unklar. Stephen Tully, ihr Anwalt, sagte, sie seien zwar «betroffen von der ganzen Geschichte und konnten nicht ahnen, welchen Effekt die Videos auf ihre Kinder haben würde», von einem Ende des YouTube-Channels «DaddyOFive» war aber nicht die Rede. Tully erklärte, dass es wahrscheinlich sei, dass das Elternpaar weiterhin Videos produzieren würde – zusammen mit ihren Kindern. «Nur nicht in der Art, wie es vorher der Fall war», so Tully. (ohe)