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Pest grassierte im 17. Jahrhundert in zwei Wellen durch Venedig

Pest grassierte im 17. Jahrhundert in zwei Wellen durch Venedig

08.12.2020, 13:57
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Leeres Venedig

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Wo sich normalerweise tausende Touristen drängen, ist jetzt niemand mehr.
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EPFL-Forschende haben die Ausbreitung der Beulenpest im Venedig des 17. Jahrhunderts rekonstruiert. Demnach starben zur dunkelsten Zeit 400 Menschen pro Tag an der durch das Bakterium Yersinia pestis verursachten Krankheit.

Es sei zutiefst faszinierend, die epidemiologischen Kurven von Krankheitsausbrüchen vor Hunderten von Jahren zu betrachten, sagte der Epidemiolge und Letztautor der Studie Marcel Salathé gemäss einer Mitteilung der ETH Lausanne (EPFL).

Das Team griff auf Dokumente des venezianischen Stadtarchivs zurück, um Daten aus kalenderartigen Verzeichnisse mit Verstorbenen (sogenannte Nekrologien) und die täglichen Sterbedaten zu ermitteln. Damit gelang es ihnen, die Ausbreitung der gefürchteten Beulenpest in den Jahren 1630 und 1631 in der italienischen Stadt zu modellieren.

Zwei Pest-Wellen

Demnach wiesen die Nekrologien innerhalb dieser zwei Jahre mehr als 43'000 Todesfälle auf, die laut den Forschenden grösstenteils auf die Pest zurückzuführen waren. Und sie beobachteten zwei Pest-Wellen: Ein erster Höhepunkt ereignete sich im Jahr 1630. Damals raffte die Krankheit pro Tag über 400 Menschen dahin. Im Jahr 1631 folgte ein zweite Welle, die zwar weniger schlimm war, aber länger andauerte, wie die Forschenden im Fachmagazin «Scientific Reports» berichten.

Sie erklären sich die zwei Wellen damit, dass einige Todesfälle vielleicht fälschlicherweise der Pest zugeschrieben wurden - oder dass neben der Beulen- auch die Lungenpest in Venedig grassierte. Ebenfalls könnte das Verhalten der Menschen eine Rolle gespielt haben, sodass die Krankheit eingedämmt werden konnte. (aeg/sda)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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wurzeli
08.12.2020 14:55registriert April 2020
Ein etwas knapper Bericht zu einem eigentlich interessanten, geschichtlichen Sachverhalt. Venedig als Handelszentrum war ähnlich gefährdet wie wir heute in einer globalisierten Welt.

Buchtipp: "Fatum", Kyle Harper. Die Pest war ein bisher zuwenig bekannter Faktor bei der Belastung (und dem schliesslichen Untergang) des römischen Reiches.
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weissauchnicht
08.12.2020 18:01registriert März 2019
Venedig hatte damals etwas über 150‘000 Einwohner (Wiki). 400 Todesfälle pro Tag wären hochgerechnet auf die Einwohnerzahl der Schweiz heute etwa 20‘000 Tote pro Tag. Nicht vergleichbar.
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Vinje
08.12.2020 16:30registriert Dezember 2020
Eine Frage, die mich schon bewegt. Sind die Leute an oder mit der Pest gestorben?
Ironie [off]
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