Abu Subaida war der erste Terrorverdächtige, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die «erweiterten Verhörtechniken» der CIA kennenlernte. Für einen Bericht seines Anwalts hat Subaida Zeichnungen der Foltermethoden angefertigt.
bild: abu zubaydah, courtesy mark p. denbeaux, professor of law, seton hall law school
Ein rotes Handtuch um den Hals, ansonsten ist Abu Subaida nackt. Füsse und Hände stecken in metallenen Fesseln. Ein Gefängniswärter zieht mit festem Griff an dem Tuch und hämmert Subaidas kahlen Kopf gleichzeitig gegen die Wand. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, der Mund offen zum Schrei.
Diese Foltermethode nennt sich «Walling». Eine von vielen, denen Abu Subaida über die Jahre ausgesetzt war. Sie wurden unter der Bezeichnung «erweiterte Verhörtechniken» bekannt. Seine Peiniger: Agenten des US-Geheimdienstes CIA.
Abu Subaida. Bild: US-Department of Defense
Die Amerikaner machten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Jagd auf Al-Qaida. Zwischen 2002 und 2008 entführte die CIA mindestens 119 Terrorverdächtige. Sie wurden mit Flugzeugen in sogenannte «Black Sites» gebracht, ein Deckname für Geheimgefängnisse in Afghanistan, Litauen, Polen und Thailand.
Thailand – dort wurde auch Subaida hingebracht, nachdem er im März 2002 in Pakistan gefasst wurde. Die CIA vermutete, dass er ein hohes Tier bei Al-Qaida war, mit direkten Verbindungen zu Osama bin Laden.
Eigens für Abu Subaida wurden im Jahr 2002 auch die Methoden der «erweiterten Verhörtechniken» von der Bush-Regierung genehmigt.
Der Geheimdienstausschuss des US-Senats kam 2014 in einem Bericht zum Schluss, dass in den Black Sites systematisch gefoltert wurde. Als Konsequenz wurden die Foltermethoden 2015 verboten.
Wie genau Abu Subaida gefoltert wurde, kann man seit ein paar Tagen nachlesen. Subaidas Anwalt, der US-amerikanische Professor Mark P. Denbeaux, hat einen 94-seitigen Bericht veröffentlicht. Der Name: «Wie Amerika foltert».
Im Bericht dokumentiert Denbeaux, auch anhand seines Klienten, wie das Entführungs- und Verhörprogramm der CIA während der Bush-Regierung abgelaufen ist. Subaida hat für den Bericht Zeichnungen seiner Leiden angefertigt.
Kleine Warnung: Die folgenden Bilder sind nichts für schwache Nerven.
bild: Abu Zubaydah, Courtesy Mark P. Denbeaux, Professor of Law, Seton Hall Law School
Bei dieser Foltermethode wird der Gefangene in einen Holzkasten gezwängt. Subaida beschreibt diesen als einen «Holzsarg». Er konnte darin nicht aufstehen, lediglich auf einem Eimer sitzen. Der Eimer diente auch als Toilette.
bild: abu zubaydah, courtesy mark p. denbeaux, professor of law, seton hall law school
Ein zentraler Bestandteil der Folter bestand aus Schlafentzug. Auf den unteren beiden Bildern ist zu sehen, wie Subaida in schmerzhaften Positionen auf dem Boden gefesselt wurde. Die Positionen waren so unangenehm und schmerzhaft, dass an Schlaf nicht zu denken war.
Auf der oberen Zeichnung zeigt Subaida, wie er in der Fötusposition an Gitterstäbe gefesselt wurde. Über dem Kopf trägt er eine Haube.
Im Bericht beschreibt Subaida den Schlafentzug so:
bild: abu zubaydah, courtesy mark p. denbeaux, professor of law, seton hall law school
Hier werden Gefangene über lange Zeit in unbequemen und schmerzhaften Positionen gehalten. In den Stühlen, wie sie auf dem Bild zu sehen sind, hatte es Löcher und darunter Eimer, in die man seine Notdurft verrichten konnte. Abu Subaida:
bild: abu zubaydah, courtesy mark p. denbeaux, professor of law, seton hall law school
Eine weitere Zeichnung zeigt andere Stresspositionen. Subaida wurde nackt angekettet, die Handfesseln hingen dabei so hoch an der Decke, dass er stets auf den Zehen stehen musste.
Die wohl bekannteste Foltermethode in Subaidas Aufzählungen ist das Waterboarding. Er war dem Bericht zufolge der Erste, der dies durch die CIA ertragen musste. Ganze 83 Mal kam die Foltertechnik bei ihm zum Einsatz. Dabei wird bei dem Gefangenen Ertrinken simuliert.
Subaidas Darstellungen zufolge legte man seinen Kopf auf ein aufblasbares Kissen. Das ermöglichte den Agenten, den Kopf des Gefangenen Stück für Stück nach hinten zu kippen, indem man Luft aus dem Kissen liess.
Die Verkrampfte Gefangenschaft ist eine Foltertechnik, bei der ein Gefangener in eine dunkle Box mit begrenztem Raum gebracht wird. Dabei gibt es eine grössere und eine kleinere Box. In der Grösseren kann man bis zu 18 Stunden eingesperrt werden, in der Kleineren nicht mehr als zwei.
Eine der Haupteffekte der beengten Verhältnisse ist der Schmerz, der vom Häftling erfahren wird, wenn er versucht, seinen Körper so zu verbiegen, dass er in die Box passt, ohne quälende Schmerzen zu spüren.
Das «Walling» wurde bereits eingangs beschrieben. Abu Subaida:
Gefangene nackt zu halten wurde von der US-Regierung nie bewilligt. Trotzdem wurde den Gefangenen oft jegliche Kleidung verwehrt. Für die meist muslimischen Gefangenen war das eine Schmach. Nacktheit wurde oftmals auch mit kalten Duschen kombiniert. Auch kettete man die Gefangenen so an, dass es für sie unmöglich war, ihre Genitalien zu verbergen.
Seit Herbst 2006 sitzt Subaida im Gefangenenlager Guantánamo im Osten Kubas. Die USA hält ihn weiter für einen Islamisten, obwohl bereits vor Jahren klar war, dass Subaida nicht das hohe Tier der Al-Qaida ist, für das man ihn hielt.
Er hatte auch keine Kenntnis der Terroranschläge vom 11. September 2001. Er wurde bis heute nicht angeklagt und laut der «New York Times» planen die Militärstaatsanwälte auch in Zukunft keine Anklage.