Die Logistik-Hauptschlagader zwischen Europa und Asien ist verstopft: Das 400 Meter lange Frachtschiff «Ever Given» blockiert seit Dienstag den Suezkanal, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet.
Arbeiter versuchen derzeit, das auf Grund gelaufene Containerschiff wieder flottzumachen. Auf Bildern ist zu sehen, wie ein Bagger den Bug des Cargo-Ungetüms freizulegen versucht.
Medien berichteten am Mittwochnachmittag, dass die «Ever Given» wieder bewegt werden können. Diese Meldungen haben sich laut Al-Jazeera als falsch erwiesen. Die Sperre könnte noch tagelang andauern. Bereits stauen sich 20 Containerschiffe im Suez-Kanal. Insgesamt sind laut watson-Informationen 100'000 Schiffscontainer blockiert. Im Worst-Case müssten die Containerschiffe via Horn von Afrika nach Europa fahren, was einen Umweg von 7000 Kilometer bedeuten würde.
Ob Rohöl, Flatscreen-TV, Nike-Turnschuhe oder Auto-Zubehör: Der Zwischenfall im Suez-Kanal hat Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette. Der Ölpreis ist bereits angestiegen. «Für die Versorgungslage in Europa kann es innert Tagen Probleme geben», sagt Jörg Schmitt zu watson. Er ist Studiengangsleiter Internationales Logistikmanagement an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.
Die globale Lieferkette sei ein sehr fragiles System. Dies, weil viele Firmen aus Kostengründen die Lagerbestände auf ein Minimum reduziert hätten. «Heutzutage sind eher die Schiffe oder Lastwagen das Lager», so Schmitt weiter. Dementsprechend anfällig seien die Unternehmen auf Störungen des Warenverkehrs. Schon nach wenigen Tagen könnten etwa der Autoindustrie gewisse Teile fehlen, was zu einem Produktionsstopp führen könnte. Dies sei bei einem Streik in Deutschland passiert.
Ein anderer Brancheninsider, der anonym bleiben will, sieht die Lage weniger dramatisch. Mittels Seefracht würden ohnehin nur jene Güter transportiert, die weniger zeitkritisch sind. Dauere die Störung länger, gebe es zudem Ausweichmöglichkeiten. Fracht könne etwa per Schiff nach Dubai und dann via Flugzeug nach Europa gebracht werden. Weiter könnten Güter auch via Bahn transportiert werden, auch wenn die Kapazitäten nicht mit jenen der Schifffahrt vergleichbar seien.
Das Fiasko im Suez-Kanal ist nicht das einzige Problem für die Logistikbranche. Wegen Corona gebe es ohnehin einen grossen Rückstau von Waren aus Asien. So sind die Preise für Container in die Höhe geschossen. «Nun ist mit dem Suez-Kanal ein Flaschenhals der Containerschifffahrt blockiert. Das kann das Fass definitiv zum Überlaufen bringen», so Schmitt.
Am Mittwochmittag meldeten die ägyptischen Behörden laut Al Jazeera, dass ein Teil des Frachters wieder mobil ist. Wieso das Schiff vom Kurs abgekommen war, ist noch nicht abschliessend geklärt. Laut ersten Berichten kam es zu einem Stromausfall auf dem Schiff. Zudem habe zum Unglückszeitpunkt ein Sandsturm getobt. Auch für erfahrene Seeleute ist es kein Leichtes, einen 400 Meter langen Stahlriesen bei Strömung und Seitenwind durch die schmale Schifffahrtsrinne zu steuern. Der Wüstenwind kann hier mit stürmischen 40 oder 50 Knoten pro Stunde über den Kanal fegen.
Gern gscheh :)
Wichtigste Handelsroute und ein Frontlader steht da. Auch gut.
Top Foto!
Dann muss ich wohl wieder Klopapier hamstern gehen.