International
Wirtschaft

Griechenland bekräftigt vor Weltkrieg-Jahrestag Reparationsansprüche

Griechenland bekräftigt vor Weltkrieg-Jahrestag Reparationsansprüche

05.04.2021, 06:2405.04.2021, 13:30
Mehr «International»
A woman and Greek military officers attend a memorial ceremony outside a mausoleum with the remains of the victims of a massacre at Distomo village about 160km (100 miles) northwest of Athens, Greece, ...
Eine Frau beim Mausoleum für die Opfer des Massakers von Distomo.Bild: AP/AP

80 Jahre nach dem deutschen Angriff auf Griechenland im Zweiten Weltkrieg hat die Regierung in Athen ihre Forderung nach Verhandlungen über Reparationen für die verursachten Kriegsschäden bekräftigt. Kurz vor dem Jahrestag an diesem Dienstag erklärte das Aussenministerium, dass die Frage der Entschädigung aus griechischer Sicht weiterhin offen sei. «Die Frage bleibt offen bis zur Erfüllung unserer Forderungen. Diese Forderungen sind gültig und aktiv und sie werden mit jedem Mittel geltend gemacht», sagte Ministeriumssprecher Alexandros Gennimatas der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. «Verhandlungen würden sehr positiv zur weiteren Förderung der griechisch-deutschen Beziehungen beitragen.»

Griechenland hatte Deutschland im Juni 2019 - damals noch unter dem linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras - zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert. Im Oktober wurde diese Forderung von deutscher Seite zurückgewiesen. Anschliessend bekräftigte auch die Regierung des heutigen konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis im Januar 2020 noch einmal in einer diplomatischen Note, dass die Reparationsfrage für sie offen sei.

Nazi-Deutschland hatte Griechenland und Jugoslawien am 6. April 1941 überfallen. Bis 1944 verübten SS und Wehrmacht in Griechenland zahlreiche Massaker. Sie bezeichneten das als Vergeltung für Partisanenangriffe. Zehntausende griechische Zivilisten kamen im Krieg ums Leben.

Eine griechische Parlamentskommission schätzte die Summe für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden im Land auf mindestens 289 Milliarden Euro - inklusive einer Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges gewähren musste.

Für die Bundesregierung in Berlin ist das Reparationsthema dagegen mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die aussenpolitischen Folgen der deutschen Einheit von 1990 rechtlich und politisch abgeschlossen. In dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier ehemaligen Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Frankreich und Grossbritannien sind Reparationen allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. Ausserdem waren zahlreiche von Nazi-Deutschland angegriffene und besetzte Staaten wie Griechenland und Polen an den Verhandlungen darüber nicht beteiligt. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«GROSSARSCHVOGEL»: US-Bomberjacken des Zweiten Weltkriegs
1 / 33
«GROSSARSCHVOGEL»: US-Bomberjacken des Zweiten Weltkriegs
Platz da, hier kommt der «GROSSARSCHVOGEL»! Dies sind allesamt Besatzungsmitglieder – Piloten, MG-Schützen, Funker etc. – der Staffeln der US 401st Bombardment Group.
quelle: 401bg.org / 401bg.org
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Riesige Detonation – Briten sprengen alte Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ökonometriker
05.04.2021 08:02registriert Januar 2017
Wollen wir mal über die Verbrechen des alten Griechenlands reden?

Wenn man für sämtliche Kriege der Vergangenheit Reparationszahlungen verlangt, verbaut man sich die Zukunft.
Ja, Geschichte muss aufgearbeitet werden. Die kriegsführenden Parteien müssen sich entschuldigen. Japan und die USA sind hier im Gegensatz zu Deutschland noch nicht so weit. Aber nach der Aufarbeitung muss man die Geschichte mal ruhen lassen.

Besser wäre es, wenn Griechenland seine institutionellen Probleme in den Griff kriegen würde. Dann würde weitaus mehr Geld ins Land fliessen.
12540
Melden
Zum Kommentar
avatar
karl_e
05.04.2021 10:13registriert Februar 2014
Griechenland müsste aber auch Italien eine Rechnung senden. Schliesslich war es Mussolini, der Griechenland angriff und dann die Deutschen um Hilfe bat. Denen kam das sehr ungelegen, da sie mit der Planung des Ueberfalls auf die UdSSR beschäftigt waren und waren nicht sehr erfreut, Teile der Wehrmacht in GRE einsetzen zu müssen.
733
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hans Guckindieluft
05.04.2021 14:07registriert März 2021
Sicherlich ein heikles Thema, das aber mit dem zwei plus vier Vertrag bereits schon abgeschlossen ist. Interessant wäre auch, wenn die Höhe der Summe genau unter die Lupe genommen würde? Wo würde ausserdem das Geld hinfliegen, vermutlich nicht zu den Geschädigten. Das System in Griechenland ist leider zu korrupt! Vermutlich braucht der Staat einfach wieder Geld, da sie vermutlich wieder mal knapp vor der Pleite stehen?
2710
Melden
Zum Kommentar
14
Was du über den Trump-Aktien-Hype wissen musst
Die Aktien der Trump Media & Technology Group sind ein Meme-Stock. Ist das ein Euphemismus für Betrug?

Ende 2021 erlebten die Aktien von GameStop, einem Verkäufer von Computer-Spielen, einen Höhenflug. Er war rational nicht zu erklären. Das Geschäft dieses Unternehmens ist dem Untergang geweiht. So wie Streaming das Ende von Blockbuster, einem DVD-Verleiher einläutete, wandert das Business von GameStop ebenfalls online.

Zur Story