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Marsch der Gestrandeten: Tausende Flüchtlinge sind zu Fuss auf dem Weg nach Deutschland

Marsch der Gestrandeten: Tausende Flüchtlinge sind zu Fuss auf dem Weg nach Deutschland

Die Flüchtlingskrise in Ungarn spitzt sich zu. Etliche Hunderte Flüchtlinge machen sich zu Fuss aus dem Bahnhof Budapest und aus Flüchtlingslagern auf den Weg Richtung Deutschland. 
04.09.2015, 13:3704.09.2015, 20:26
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Chaos im ungarischen Bicske

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Chaos im ungarischen Bicske
Noch immer sind über 2000 Flüchtlinge in Ungarn zu Fuss unterwegs. Ihr Ziel: Sie wollen nach Österreich und von dort weiter nach Deutschland. Bild: AP Photo/Frank Augstein
quelle: ap/ap / frank augstein
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Zahlreiche gestrandete Flüchtlinge am Bahnhof Budapest haben sich geschlossen zu Fuss auf den Weg gemacht. «Der Vorderste hat eine Karte», twitterte «Schweiz-am-Sonntag»-Journalistin Sarah Serafini vor Ort. Sie schätzt die Zahl der Flüchtlinge auf zwischen 500 und 1000. Andere Journalisten und Beobachter berichten von Tausenden Flüchtlingen. Sie marschieren in Richtung österreichische Grenze. 

Die Flüchtlinge sind unzufrieden mit den langen Wartezeiten in der eingezäunten Einrichtung. Sie hätten den ungarischen Behörden laut Medienberichten ein Ultimatum von zwei Stunden zur Erfüllung ihrer Forderungen gestellt. Andernfalls wollten sie weitere Flüchtlinge zum Verlassen des Lagers auffordern.

Ausserdem sind nach Polizeiangaben etwa 300 Flüchtlinge am Freitag aus einem Erstaufnahmelager in Ungarn ausgebrochen. Die Menschen hätten den Zaun des Lagers im südungarischen Röszke an der Grenze zu Serbien gegen 11.30 Uhr überwunden, erklärte die Polizei. Gemäss einem Reporter der «New York Times» setzt die Polizei Tränengas ein. Offenbar wollen die Flüchtlinge versuchen, zu Fuss nach Deutschland zu gelangen. Sie marschieren gemeinsam auf den Gleisen. 

Es habe «zwei Wellen» gegeben, die Flüchtlinge seien zunächst in Richtung einer nahen Autobahn gerannt, teilte die Polizei mit. Der Grenzübergang Röszke sei vorsorglich vorübergehend für den Einreiseverkehr geschlossen worden, «um Unfälle zu vermeiden».

Flüchtlinge fordern: «Kein Lager, Freiheit!»

Am Freitag und Donnerstag stoppte Ungarn zwei Züge mit Flüchtlingen auf dem Weg in Richtung Westen. Stattdessen wurden sie in Flüchtlingslager gebracht. Die Flüchtlinge hätten sich registrieren lassen sollen, viele weigern sich und protestieren lautstark.

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Von Györ zur österreichischen Grenze sind es 50 Kilometer. Seit Donnerstag durchsucht die Polizei systematisch die Richtung Westgrenze fahrenden Züge nach mutmasslichen Flüchtlingen und versucht, diese in Lager zu bringen. Auch das von der Polizei angebotene Essen lehnten sie ab.

Verstörende Bilder: So heftig wehrt sich eine Familie in ein ungarisches Lager anstatt nach Deutschland zu kommen. 
YouTube/Breaking News

Aus dem überfüllten Zug wurde gerufen: «Kein Lager, Freiheit». In der sommerlichen Hitze verschlechterten sich die sanitären Umstände. «Wir wissen nicht, was vorgeht», sagte der 60 Jahre alte frühere irakische Offizier Ahmed Mahmud. «Die Polizei hat uns gesagt, entweder lassen wir uns die Fingerabdrücke abnehmen oder wir müssen ins Gefängnis.» Man habe sich die Fingerabdrücke abnehmen lassen, aber trotzdem gehe es nicht weiter, erklärte der Mann, der beide Beine verloren hat und zu seiner Tochter nach Belgien reisen will. (rar/sda/dpa)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Teslaner
04.09.2015 14:23registriert April 2015
Ich bedaure die Situation der Flüchtlinge, aber solche Aktionen verstärken nur die Ablehnung gegenüber ihnen. Sie sind nicht zufrieden mit Ungarn, Österreich, nein es MUSS Deutschland sein. Diese Arroganz stört mich.
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Cyman
04.09.2015 17:21registriert Januar 2014
Dieses Beispiel zeigt, dass das Schengen-Abkommen überholt ist. Unter den Flüchtlingen hat sich längst rumgesprochen, dass sie in das EU-Land zurückgeschickt werden, wo sie sich als Erstes haben registrieren lassen - deshalb meiden sie die Registrierung wie der Teufel das Weihwasser weil sie von Deutschland als Asylgeber mehr erwaten als von osteuropäischen Ländern. Gleichzeitig leiden EU-Grenzländer wie Ungarn unter dieser Regelung - sie ist schlichtweg nicht mehr durchsetzbar!
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Randen
04.09.2015 17:31registriert März 2014
Die Leute sind nicht zum Spass unterwegs. Ihre Länder sind Schlachtfelder. Unsere Politiker schauten Jahrelang nur zu. Syrien und Irak sollten in einer grossangelegten Invasion durch Truppen der EU und USA "zwangsbefriedet" werden. Danach bleibt die Gegend von westlichen Truppen besetzt. Religion wird strickt vom Staat getrennt. Essen, Arbeit, Bildung, Medizin und Zukunftsperspektiven für alle. In den letzten 20 Jahren wurden durch die USA nur Ölfelder gesichert und Despoten beseitigt. Jetzt bitte mal den Menschen helfen.
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