Zahlreiche gestrandete Flüchtlinge am Bahnhof Budapest haben sich geschlossen zu Fuss auf den Weg gemacht. «Der Vorderste hat eine Karte», twitterte «Schweiz-am-Sonntag»-Journalistin Sarah Serafini vor Ort. Sie schätzt die Zahl der Flüchtlinge auf zwischen 500 und 1000. Andere Journalisten und Beobachter berichten von Tausenden Flüchtlingen. Sie marschieren in Richtung österreichische Grenze.
Hungary March in darkness. pic.twitter.com/Iu5uFVKpEv
— Matthew Price (@BBCMatthewPrice) 4. September 2015
Die Flüchtlinge sind unzufrieden mit den langen Wartezeiten in der eingezäunten Einrichtung. Sie hätten den ungarischen Behörden laut Medienberichten ein Ultimatum von zwei Stunden zur Erfüllung ihrer Forderungen gestellt. Andernfalls wollten sie weitere Flüchtlinge zum Verlassen des Lagers auffordern.
#Migrants - On the way to #Germany
With the #EU flag ahead. from #Budapest
(Credit: Getty Images) pic.twitter.com/Pdzf0MbdoN
— Federico Di Leo (@Fe_DiLeo) 4. September 2015
Ausserdem sind nach Polizeiangaben etwa 300 Flüchtlinge am Freitag aus einem Erstaufnahmelager in Ungarn ausgebrochen. Die Menschen hätten den Zaun des Lagers im südungarischen Röszke an der Grenze zu Serbien gegen 11.30 Uhr überwunden, erklärte die Polizei. Gemäss einem Reporter der «New York Times» setzt die Polizei Tränengas ein. Offenbar wollen die Flüchtlinge versuchen, zu Fuss nach Deutschland zu gelangen. Sie marschieren gemeinsam auf den Gleisen.
#Hungary: Around 300 refugees escape from #Bicske train station & are back in the railway. Video: pic.twitter.com/mNCww6xEil Via @falanfilanvs
— José Miguel Sardo (@jmsardo) 4. September 2015
Es habe «zwei Wellen» gegeben, die Flüchtlinge seien zunächst in Richtung einer nahen Autobahn gerannt, teilte die Polizei mit. Der Grenzübergang Röszke sei vorsorglich vorübergehend für den Einreiseverkehr geschlossen worden, «um Unfälle zu vermeiden».
Wie verzweifelt ist man um mit dem Kind in der einen und der Tasche in der anderen Hand nach Deutschland zu laufen? pic.twitter.com/f4RvGma2Nu
— Sarah Serafini (@Sara_Sera_) 4. September 2015
Am Freitag und Donnerstag stoppte Ungarn zwei Züge mit Flüchtlingen auf dem Weg in Richtung Westen. Stattdessen wurden sie in Flüchtlingslager gebracht. Die Flüchtlinge hätten sich registrieren lassen sollen, viele weigern sich und protestieren lautstark.
.... #MarchOfEUShame (και αν πάνε από κει) pic.twitter.com/uQ1rkaUTdc
— Theurgia_Goetia (@Theurgia_Goetia) 4. September 2015
Von Györ zur österreichischen Grenze sind es 50 Kilometer. Seit Donnerstag durchsucht die Polizei systematisch die Richtung Westgrenze fahrenden Züge nach mutmasslichen Flüchtlingen und versucht, diese in Lager zu bringen. Auch das von der Polizei angebotene Essen lehnten sie ab.
Aus dem überfüllten Zug wurde gerufen: «Kein Lager, Freiheit». In der sommerlichen Hitze verschlechterten sich die sanitären Umstände. «Wir wissen nicht, was vorgeht», sagte der 60 Jahre alte frühere irakische Offizier Ahmed Mahmud. «Die Polizei hat uns gesagt, entweder lassen wir uns die Fingerabdrücke abnehmen oder wir müssen ins Gefängnis.» Man habe sich die Fingerabdrücke abnehmen lassen, aber trotzdem gehe es nicht weiter, erklärte der Mann, der beide Beine verloren hat und zu seiner Tochter nach Belgien reisen will. (rar/sda/dpa)