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Coronavirus: Donald Trump öffnet die USA – trotz Experten-Kritik

President Donald Trump speaks about the coronavirus, accompanied by Dr. Anthony Fauci, director of the National Institute of Allergy and Infectious Diseases, in the James Brady Press Briefing Room of  ...
Bild: AP

Trumps 3-Phasen-Plan – so will der Präsident die USA wieder öffnen

17.04.2020, 06:3617.04.2020, 11:34
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US-Präsident Donald Trump will die USA mit neuen Richtlinien in der Corona-Krise in drei Phasen auf den Weg zur Normalität zurückführen und die Wirtschaft graduell wieder öffnen. Eine landesweite Schliessung könne keine langfristige Lösung sein, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) im Weissen Haus mit Blick auf die Wirtschaft.

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Nach Daten des US-Arbeitsministeriums vom Donnerstag haben innerhalb eines Monats rund 22 Millionen Menschen ihren Job verloren. Trump sagte: «Wir müssen eine funktionierende Wirtschaft haben. Und wir wollen sie sehr, sehr schnell zurückhaben.»

Trumps Plan sieht eine weitgehende Rückkehr zur Normalität in drei Schritten vor, wenn in Bundesstaaten oder Regionen in den USA bestimmte Kriterien erfüllt sind. Einen genauen Zeitplan beinhalten die Richtlinien nicht. Stattdessen sollen Bundesstaaten oder Regionen vor dem Eintritt in jede der drei Phasen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen. So soll dort beispielsweise vor jeder neuen Phase die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen jeweils über einen 14-tägigen Zeitraum abgenommen haben.

Das letzte Wort haben die Gouverneure

30 Prozent des Landes hätten in den vergangenen sieben Tagen keine neuen Coronavirus-Fälle gemeldet, sagte Trump. «Wir öffnen, einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen.» Er betonte, den Gouverneuren der Bundesstaaten bleibe es überlassen, die Richtlinien umzusetzen.

Sollten sie beschliessen, dass schärfere Schutzmassnahmen weiter notwendig seien, «werden wir ihnen das erlauben». Damit ruderte Trump zurück. Noch am Montag hatte der Präsident gesagt, er habe bei der Frage der Wiederöffnung Amerikas die «allumfassende Macht».

Das war auf erhebliche Kritik gestossen. So hatte etwa New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo erwidert, Trump sei kein «König», sondern ein gewählter Präsident.

Cuomo verlängerte in dem besonders heftig von der Corona-Pandemie betroffenen Bundesstaat die relativ strengen Ausgangsbeschränkungen am Donnerstag bis Mitte Mai. Das sei in Absprache mit anderen Bundesstaaten der Region geschehen, sagte er. «Was passiert danach? Ich weiss es nicht. Das werden wir sehen, je nachdem was die Daten sagen.»

Die Lage in den USA

Trump zeigte sich optimistisch, dass die Opferzahlen in den USA letztendlich unterhalb der am wenigsten verheerenden Prognosen liegen könnten. Vom Weissen Haus kürzlich vorgestellte Vorhersagen hatten selbst unter Berücksichtigung von Schutzmassnahmen mindestens 100 000 Tote befürchtet. Wenn alles gut gehe, würden die USA deutlich darunter liegen, sagte Trump.

Die Experten der Universität Johns Hopkins haben in den USA rund 33 000 Todesfälle in Folge einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus verzeichnet (Stand 5.00 MESZ am Freitag).

Die jüngste dramatische Zunahme der Opferzahlen dürfte auch daran liegen, dass der Statistik offenbar zahlreiche Tote aus New York nachträglich hinzugefügt wurden. Diese Opfer sind nach jüngsten Erkenntnissen vermutlich infolge des Virus gestorben, wurden aber nie positiv getestet. Die Zahl der bestätigten Infektionen lag nach Angaben der Universität bei mehr als 667 000 – höher als in jedem anderen Land.

Die neuen US-Richtlinien im Detail

  • In der ersten Phase werden die bisherigen Richtlinien, die zum Monatsende auslaufen, nur leicht gelockert. Ansammlungen von mehr als zehn Menschen sollen weiterhin vermieden werden. Wer von zu Hause arbeiten kann, soll das weiter tun. Wo das möglich ist, sollen Arbeitnehmer stufenweise an ihre Arbeitsstellen zurückkehren. Schulen, die derzeit geschlossen sind, sollen geschlossen bleiben. Restaurants, Kinos und Gotteshäuser sollen nur öffnen, wenn ein Sicherheitsabstand zwischen Besuchern gewährleistet werden kann.
  • In der zweiten Phase sollen Arbeitnehmer weiterhin zur Arbeit von zu Hause aus ermutigt werden. In Unternehmen sollen Gemeinschaftsbereiche, wo Menschen zusammenkommen, geschlossen bleiben. Besuche in Altersheimen und Krankenhäusern sollen weiter untersagt bleiben. Reisen, die nicht essenziell sind, sollen aber wieder möglich sein. Schulen sollen wieder öffnen.
  • In der dritten Phase sollen Arbeitnehmer wieder ohne Einschränkungen an ihre Arbeitsstellen zurückkehren, dann sollen auch wieder Besuche in Altersheimen und Krankenhäusern erlaubt werden. Gefährdete Bevölkerungsgruppen sollen aber weiterhin Abstand zu anderen Menschen einhalten. Personen, die nicht zu diesen Gruppen gehören, sollen erwägen, so wenig Zeit wie möglich in Menschenmengen zu verbringen.

Wahlkämpfer Trump

Die Richtlinien tragen die Überschrift «Opening Up America Again» (Amerika wieder öffnen). Das ist eine Anspielung auf Trumps Wahlkampfslogan «Make America Great Again» (Amerika wieder grossartig machen). Im November stehen in den USA Präsidentschaftswahlen an.

Trump war auch in die Kritik geraten, weil sein Name auf den Schecks der Direkthilfen für Steuerzahler in der Krise stehen wird – mitten im Wahlkampf vor der Präsidentschaftswahl im November. Er entgegnete: «Ich bin mir sicher, dass sich die Menschen sehr freuen werden, einen grossen, fetten Scheck zu bekommen, und mein Name steht darauf.» (abu/sda/dpa)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lunaral
17.04.2020 06:44registriert Juni 2015
«Ich bin mir sicher, dass sich die Menschen sehr freuen werden, einen grossen, fetten Scheck zu bekommen, und mein Name steht darauf.»

Ich bin mir sicher, die Leute interessiert wohl eher die Zahl, als der Name auf dem Check...
Wieso steht da überhaupt Trumps Name drauf? Das erweckt doch den Eindruck, als ob das Geld von ihm komme? Und viele Trumpies werden dies wohl auch tatsächlich so empfinden, anstatt zu merken, dass dies nichts anderes als Steuergelder sind.
Ich finde es höchst bedenklich, dass Trump mit seinen fragwürdigen Corona-Massnahmen in erster Linie Wahlkampf betreibt.
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Alice36
17.04.2020 07:27registriert Juni 2017
"And I was angry, because this should have been told to us". Der Arme, mittlerweile wissen wir um die Bemühungen der Nachrichtendienste und div. Wasserträgern ihm die nicht genehme Nachricht einer möglichen Pandemie zu verklickern, dummerweise liest und hört dieses stabile Genie nicht und lässt sich auch zu keiner Zeit auf nicht genehme News ein. Dazu kommt die Neigung die Überbringer schlechter Nachrichten einen Kopf kürzer zu machen, d.h. sie zu entlassen oder in den sozialen Medien lächerlich zu machen. Wenn wundert's da das dieses Genie immer wieder ins Leere läuft.
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Jein
17.04.2020 07:54registriert August 2017
Das Problem ist nach wie vor das gewisse Bundestaaten nicht genügend testen, und das werden nun genau diejenigen sein die zuerst öffnen weil sie vermeintlich keine Fälle haben. Landesweit wurde in den USA nur halb so viel getestet wie in der Schweiz, und die durchschnittliche Zahl der Tests würde noch viel schlechter darstehen wenn man die sehr hohe Testrate in NYC ausklammern würde.
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