International
USA

USA: Polizei in Utah schiesst 13-jährigen Autisten nieder

«Warum haben sie ihn nicht einfach gepackt?» Polizei schiesst 13-jährigen Autisten nieder

09.09.2020, 06:5609.09.2020, 06:59
Mehr «International»
Police investigate after four people were killed and a fifth person was injured in a shooting at a Grantsville, Utah, home Friday, Jan. 17, 2020. The suspected shooter was taken into custody by Grants ...
Die Polizei in Utah schoss einen 13-jährigen Autisten nieder (Symbolbild).Bild: AP

Die Polizei in der US-Stadt Salt Lake City sieht sich harter Kritik ausgesetzt, nachdem sie einen psychisch instabilen 13-Jährigen mit mehreren Schüssen schwer verletzt hat. Die Mutter des Jungen hatte die Beamten selbst zur Hilfe gerufen, wie sie dem Lokalsender KUTV sagte.

Der Junge mit Asperger-Syndrom habe Angstzustände bekommen, weil er allein zuhause geblieben sei, während sie zum ersten Mal seit rund einem Jahr wieder zur Arbeit gegangen sei. Der Polizei habe sie per Notruf geschildert, dass ihr autistischer Sohn unbewaffnet sei und nur deshalb schreie, weil er Aufmerksamkeit wolle und seine Emotionen nicht kontrollieren könne.

Ein Sprecher der Polizei von Salt Lake City im Bundesstaat Utah verwies auf Berichte über einen Jugendlichen, der Personen mit einer Waffe bedroht habe. Als der Junge die Anweisungen eines Beamten nicht befolgt habe und weggelaufen sei, habe der Polizist geschossen. Eine Waffe sei bei dem Jugendlichen nicht gefunden worden.

Kritik am Polizeieinsatz

Der Vorfall ereignete sich bereits am Freitag vergangener Woche, wurde aber erst durch Medienberichte vom Dienstag einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. «Er ist ein kleines Kind. Warum haben sie ihn nicht einfach gepackt?», sagte die Mutter unter Tränen dem Fernsehsender. Von der Polizei sei zu erwarten, dass sie in einer solche Situation deeskaliere und so wenig Gewalt wie möglich anwende.

Bürgermeisterin Erin Mendenhall forderte eine rasche und transparente Untersuchung. Die Vereinigung Neurodiverse Utah, die sich für Akzeptanz von Autismus einsetzt, kritisierte, dass die Polizei zur Hilfe gerufen worden sei und stattdessen mehr Schaden angerichtet habe. Die Schlussfolgerung sei wohl, dass man nie die Polizei bei psychischen Krisen anrufen solle.

In der landesweiten Debatte über Polizeigewalt sorgt aktuell auch ein Fall aus der Stadt Rochester für Diskussionsstoff. Dort starb ein Mann, der unter Drogeneinfluss nackt auf der Strasse lief, infolge eines brutalen Polizeieinsatzes. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA
1 / 16
Tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA
Miami, 1980: Ein nur mit Weissen besetztes Geschworenengericht spricht vier weisse Polizisten von der Anklage frei, sie hätten den Afroamerikaner Arthur McDuffie zu Tode geprügelt, der eine rote Ampel überfahren hatte. Tagelange Krawalle in Florida kosten 18 Menschen das Leben, Hunderte werden verletzt. Es sind die grössten Unruhen in den USA seit der Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King 1968. ... Mehr lesen
quelle: ap/ap / kathy willens
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die Polizeigewalt in den USA setzt neue Massstäbe
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
102 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Thorium
09.09.2020 07:36registriert August 2019
Die Konsequenz ist, dass man in den U.S.A. die Polizei *nie* um Hilfe rufen sollte. Ausser man will jemanden loswerden und es wie einen „Unfall“ aussehen lassen.
77411
Melden
Zum Kommentar
avatar
Jonas der doofe
09.09.2020 07:47registriert Juni 2020
Was ich nie verstehen werde: Als Polizist bist du doch auch einfach Mensch. Was also muss passieren, dass du denkst: ja, jetzt ists glaubs ok, einen 13 jährigen, der rumschreit, über den Haufen zu schiessen. Oder 7x in den Rücken von jemandem zu schiessen, der die Hände hinter seinem Rücken in Handschellen hat. Oder das Knie 8 Minuten in den Hals von jemandem geknebelten zu drücken.
Ich bin nicht gegen die Polizei oder den Waffeneinsatz grundsätzlich, aber ich stelle einfach fest, da läuft krass was schief! Was denken diese Polizisten danach? Fühlen die sich gut und können noch schlafen?
56914
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rethinking
09.09.2020 07:46registriert Oktober 2018
Es hat ganz den Anschein als ob man in den USA die Polizei besser nicht ruft und die Sache selbst versucht zu regeln. Die Chance am leben zu bleiben scheint so grösser...
4005
Melden
Zum Kommentar
102
Hat Bern die USA informiert? Die Rolle der Schweiz in der Angriffsnacht
Seit über vierzig Jahren vertritt die Schweiz als Schutzmacht die Interessen der USA im Iran. Dank dieser Guten Dienste kommunizieren die beiden verfeindeten Staaten via Bern miteinander. So wohl auch in der aktuellen Krise.

Drohnen und Raketen hat der Iran am Samstagabend auf Israel gefeuert. Fast alle der Geschosse wurden von der israelischen Flugabwehr zerstört. Die Lage ist angespannter denn je.

Zur Story