Vor einem Jahr war es in Charlottesville im Bundesstaat Virginia bei Kundgebungen von Rechtsextremisten und Gegendemonstranten zu Ausschreitungen gekommen. Eine Frau wurde getötet, als ein Mann mit dem Wagen in die Gruppe der Gegendemonstranten fuhr.
Die Rechtsextremisten hatten gegen die geplante Entfernung einer Statue von General Robert E. Lee protestiert, der im amerikanischen Bürgerkrieg die Truppen der Konföderierten anführte.
Zum Jahrestag hatten die Rechtsextremen zu einem Aufmarsch in Washington gerufen – es wurde ein Aufmärschchen.
Die Demonstration der Rechtsextremen stand unter dem Motto «Unite the Right 2». Die Organisatoren hatten 100 bis 400 Teilnehmer angemeldet, die tatsächliche Zahl blieb mit 20 bis 30 Personen weit darunter. Nach zwei Stunden und einigen Reden endete die Kundgebung vorzeitig im Regen.
#UniteTheRight2 organizer Jason Kessler and other protesters are met with chants of "shame" as they enter Lafayette Park in Washington, D.C. https://t.co/M5jax18Uu9 pic.twitter.com/9Pl1udHu5E
— CBS News (@CBSNews) 12. August 2018
Grössere Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Die Rechtsextremisten mussten von Polizisten von der U-Bahn zum Ort der Demonstration vor dem Weissen Haus eskortiert werden. Bis zum Abend habe es keine Festnahmen gegeben, teilte die Polizei mit.
Group of Trump supporters rally in Washington. Not as well attended as Charlottesville last year (most are cops/security). They’re worried about the 1st Amendment, but it’s clearly alive & well. pic.twitter.com/0PXdpio9Hf #UniteTheRight2 #ManySides
— Ali A. Rizvi (@aliamjadrizvi) 13. August 2018
Auf der Rednerliste der rechten Kundgebung standen unter anderem der Antisemit Patrick Little und David Duke, der einst ein führendes Mitglied des rassistischen Ku-Klux-Klans war.
Jason Kessler, der zu den Organisatoren der diesjährigen Demonstration und der vor einem Jahr gehörte, sagte vor US-Reportern im Sicherheitsbereich: «Mir ist die Beteiligung egal.» Menschen hätten Angst gehabt, teilzunehmen. «Ich bin nicht enttäuscht, weil wir eine friedliche Demonstration hatten und wir die Redefreiheit gewahrt haben.»
Noch vor dem rechtsextremen Aufmarsch begann in Washington eine Gegendemonstration. Zum Auftakt am Sonntagmittag versammelten sich mehrere Hundert Menschen im Zentrum der US-Hauptstadt. Später wuchs die Menge auf mehrere Tausend an.
Teilnehmer hielten Schilder mit Aufschriften wie «Deportiert Nazis», «Weisse Vorherrschaft ist Terrorismus» oder «Keine Nazis – kein KKK – keine faschistischen USA» hoch. Das Kürzel KKK steht für den rassistischen Ku-Klux-Klan.
Counter-protesters outnumber white nationalists in Washington on Charlottesville anniversary. https://t.co/NVz5iqdWGq@GeoffRBennett reports from Washington, D.C. pic.twitter.com/c2ci75UTB4
— NBC Nightly News with Lester Holt (@NBCNightlyNews) 12. August 2018
Die Gegendemonstranten störten die rechte Veranstaltung mit Pfiffen und Sprechchören wie «Geht nach Hause, Nazis» oder «Schande, Schande, Schande», wie Reporter berichteten. Auf Transparenten war «Stoppt rassistische Angriffe» und «Nur ein toter Faschist ist ein guter Faschist» zu lesen.
Die Tochter von US-Präsident Donald Trump hat zum Jahrestag der tödlichen Proteste in Charlottesville Stellung gegen Rechtsextremismus bezogen. «In unserem grossartigen Land gibt es keinen Platz für weisse Vorherrschaft, Rassismus und Neonazismus», schrieb Ivanka Trump am Samstagabend auf Twitter.
1:3 One year ago in Charlottesville, we witnessed an ugly display of hatred, racism, bigotry & violence.
— Ivanka Trump (@IvankaTrump) 12. August 2018
2:3 While Americans are blessed to live in a nation that protects liberty, freedom of speech and diversity of opinion, there is no place for white supremacy, racism and neo-nazism in our great country.
— Ivanka Trump (@IvankaTrump) 12. August 2018
3:3 Rather than tearing each other down with hatred, racism & violence, we can lift one another up, strengthen our communities and strive to help every American achieve his or her full potential!
— Ivanka Trump (@IvankaTrump) 12. August 2018
Donald Trump hatte wenige Stunden zuvor «alle Formen von Rassismus und Gewalttaten» verurteilt.
The riots in Charlottesville a year ago resulted in senseless death and division. We must come together as a nation. I condemn all types of racism and acts of violence. Peace to ALL Americans!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. August 2018
Er war nach den Zusammenstössen in Charlottesville vor einem Jahr dafür kritisiert worden, die rechtsextreme Gewalt nicht eindeutig verurteilt zu haben. «Ich denke, dass die Schuld auf beiden Seiten liegt», hatte er damals gesagt. Es habe auf beiden Seiten auch «sehr gute Menschen» gegeben. Trump hatte damit Empörung ausgelöst.
Die Gegendemonstration richtete sich aber nicht nur gegen die Rechtsextremisten. Der 71 Jahre alte Demonstrant David Barrows sagte: «Wir erheben uns gegen den rechten Flügel.» Mit Blick auf US-Präsident Donald Trump, der zuvor auf Twitter «alle Formen von Rassismus und Gewalttaten» verurteilt hatte, sagte Barrows: «Er lügt.» Barrows trug ein T-Shirt mit der Aufschrift «Trump ist ein rassistisches Schwein».
Die 28 Jahre alte Demonstrantin Alex Bloomfield sagte mit Blick auf Trumps Aussagen: «Das ist Bullshit. Er sagt das, weil er das sagen muss.» Cindy James, 57 Jahre alt, die ebenfalls gegen den rechten Aufmarsch auf die Strasse ging, sagte: «Ich bin hier, um gegen Weisse Vorherrschaft zu protestieren.» Trump habe Rassismus «in die Öffentlichkeit gebracht».
Zu Protesten gegen den Aufmarsch der Rechtsextremisten in Washington versammelten sich auch in Charlottesville hunderte von Menschen.
ICYMI: Tensions rising in #Charlottesville as anti-fascist demonstrators protest riot police presence a day before Neo-Nazis are set to march on Washington. pic.twitter.com/7NhiHpYvCd
— TARGET: #QAnon Terrorists (@TAPAlerts) 12. August 2018
#Antifa Protesters In #Charlottesville Are Becoming Aggressive With Their Media pic.twitter.com/WLfo1oKSND eating their own!
— l b fowler jr md (@lbfjrmd) 13. August 2018
Hier kam es zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Ordnungshütern.
#Antifa in #Charlottesville shouting #BlackLivesMatter demonstrate that they don't believe #BlueLivesMatter as they attack the police. pic.twitter.com/aP1NRN804U
— Noel Dolan 🎭 (@cybernoelie) 12. August 2018
(sda/reu/dpa/afp/vom)