Der gewählte Präsident Joe Biden hat an die Anhänger von Amtsinhaber Donald Trump appelliert, ihm eine Chance zu geben, um gemeinsam für ein besseres Amerika zu arbeiten. Er sei als Demokrat gewählt worden, aber er werde der Präsident des ganzen Landes sein und «genauso hart für alle arbeiten, die mich nicht gewählt haben», versprach Biden am Samstagabend (Ortszeit) in seiner Siegesrede in Wilmington im Bundesstaat Delaware.
«Es ist Zeit, die harsche Rhetorik beiseite zu legen», forderte Biden. «Geben wir uns gegenseitig eine Chance», sagte er. «Wir müssen aufhören, unsere Gegner als Feinde zu sehen», sagte Biden. «Sie sind nicht unsere Feinde, sie sind Amerikaner», sagte er weiter.
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Und im Vergleich zu Trump sprach Biden deutlich versöhnlichere Worte und rief die Nation zur Einheit auf: «Ich verspreche, ein Präsident zu sein, der danach strebt, nicht zu spalten, sondern zu einen», sagte er. Biden sagte weiter, die Amerikaner hätten ihm mit ihrem Votum «einen grossen Sieg» beschert. Das sei die Ehre seines Lebens. Seine Regierung werde die «Seele Amerikas» und den Respekt für die USA auf der Welt wieder herstellen.
Biden hat die Amerikaner weiter zu einem Neubeginn ermuntert. «Lasst uns diese düstere Ära der Dämonisierung hier und jetzt zu Ende gehen lassen», sagte er in seiner Siegesrede. Biden rief zu überparteilicher Zusammenarbeit auf. Die Wähler verlangten, dass Republikaner und Demokraten in ihrem Interesse kooperierten, sagte Biden.
«Wir haben die Chance, die Verzweiflung zu besiegen, eine Nation des Wohlstands und Ziele aufzubauen. Wir können das schaffen», sagte Biden etwas später in seiner Rede. Die Amerikaner hätten ihm das Mandat gegeben, den Kampf gegen das Coronavirus zu führen, für Gerechtigkeit zu sorgen und strukturellen Rassismus auszurotten. «Der Kampf, den Anstand wieder herzustellen, die Demokratie zu verteidigen und jedem in diesem Land eine faire Chance zu geben.»
Joe Biden will ausserdem schon am Montag einen Expertenrat zur Eindämmung der Corona-Pandemie vorstellen. Er werde im Kampf gegen das Virus keine Mühe scheuen, sagte er. Die «führenden Wissenschaftler und Experten» würden ihm helfen, einen «Aktionsplan» zu entwickeln, der schon ab dem Tag seiner Amtseinführung am 20. Januar umgesetzt werden könne, sagte Biden.
Donald Trump wird zwar noch bis 20. Januar weiter regieren. Biden hatte jedoch schon vor der Wahl vom Dienstag erklärt, dass er sich im Falle eines Wahlsiegs umgehend mit Gouverneuren und Bürgermeistern kurzschliessen würde, um den Kampf gegen die Pandemie voranzutreiben. Verschiedene US-Medien hatten bereits vor Bidens Rede über die geplante Vorstellung des Expertenrats berichtet.
Die amerikanischen Wähler haben nach Ansicht der gewählten US-Vizepräsidentin Kamala Harris eine Wende in den Vereinigten Staaten eingeleitet.
«Als unsere Demokratie selbst auf dem Wahlzettel stand, die Seele Amerikas auf dem Spiel stand und die Welt zuschaute, habt ihr einen neuen Tag für Amerika eingeläutet», betonte sie. Die Amerikaner hätten sich mit ihrer Wahl für Joe Biden für Hoffnung, Einheit, Wissenschaft und Wahrheit entschieden, sagte Harris. Der gewählte Präsident sei ein «Heiler», jemand, der Amerika einen könne.
Die 56-jährige Harris würde die erste Frau und schwarze Amerikanerin im Vizepräsidentenamt. Harris sagte dazu: «Auch wenn ich die erste Frau in diesem Amt sein mag, werde ich nicht die letzte sein. Denn jedes kleine Mädchen, das heute Nacht zuschaut, sieht, dass dies ein Land der Möglichkeiten ist.»
Ganz ohne Patzer brachte Biden seine Rede aber nicht über die Bühne. Wie bereits schon mehrmals während des Wahlkampfs schien er Zahlen durcheinander zu bringen. Dieses Mal sprach er von «230 Millionen Tausend US-Amerikanern», die jemanden Nahes an Covid-19 verloren hätten.
(jaw/sda/dpa)
Das setzt mMn die falschen Schwerpunkte, auf was bei einer Rede zu achten ist.
Man muss sich an den neuen Ton aus dem WH erst gewöhnen, aber wie gut das tut, nach all diesem abscheulichen Gehetze der letzten vier Jahre, wieder vollständige Sätze und Worte der Versöhnung zu hören.