US-Präsident Donald Trump hat einem 75 Jahre alten Demonstranten, der von Polizisten in Buffalo in New York auf den Boden gestossen und dabei am Kopf verletzt wurde, eine mögliche Nähe zur Antifa-Bewegung unterstellt. Der Mann «könnte ein Antifa-Provokateur» sein, schrieb Trump am Dienstag auf Twitter. Der 75-Jährige sei «härter gefallen, als (er) gestossen wurde».
Zudem habe der Mann womöglich versucht, Kommunikationsausrüstung der Polizei zu sabotieren. Trump bezog sich auf einen Bericht des umstrittenen rechten Senders OANN, der eine entsprechende Theorie verbreitet hatte.
Buffalo protester shoved by Police could be an ANTIFA provocateur. 75 year old Martin Gugino was pushed away after appearing to scan police communications in order to black out the equipment. @OANN I watched, he fell harder than was pushed. Was aiming scanner. Could be a set up?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 9, 2020
Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, sagte am Dienstag, für Trumps Behauptung gebe es «keinerlei Beweis». Cuomo nannte den Tweet «unverantwortlich» und warf Trump vor, «Öl ins Feuer» zu giessen. Der Gouverneur sagte mit Blick auf den Präsidenten weiter: «Wenn er jemals einen Moment des Anstands verspürt, sollte er sich für diesen Tweet entschuldigen, denn er war völlig inakzeptabel.»
Nach Angaben des Radiosenders WBFO und der «Washington Post» war Gugino Mitglied von «PUSH Buffalo», einer Organisation, die sich unter anderem für bezahlbares Wohnen einsetzt. Ausserdem sei er Mitglied der Menschenrechtsorganisation Western «New York Peace Center» und der katholischen Arbeiterbewegung. Eine Verbindung zur Antifa konnte nicht nachgewiesen werden.
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Der OANN-Reporter, der die Theorie in dem Fernsehbeitrag aufstellte ist laut Angaben des US-Nachrichtenportals «The Daily Beast» Kristian Brunovich Rouz, ein ehemaliger Journalist von Sputnik, ein der russischen Regierung nahestehender Nachrichtensender.
Die beiden Polizisten, die den Mann in Buffalo zu Boden gestossen hatten, wurden suspendiert. Ihnen werde Körperverletzung vorgeworfen, berichteten US-Medien. Beide plädierten vor einem Gericht in der Stadt im Bundesstaat New York auf nicht schuldig. Ein Video hatte den Vorfall festgehalten. Der 75-Jährige war mit Blutungen am Kopf auf dem Bürgersteig liegengeblieben.
Wie US-Medien unter Berufung des Anwaltes von Gugino berichten, ist der 75-Jährige Demonstrant nach wie vor im Krankenhaus. Sein Zustand sei «ernst, aber stabil».
UPDATE: Pres. Trump on Tuesday tweeted a baseless conspiracy that the 75-year-old protester pushed to the ground by Buffalo police 'could be an ANTIFA provocateur.' Gugino remains hospitalized; the two officers who shoved him have been charged with assault. pic.twitter.com/DrTGBBsvN9
— NowThis (@nowthisnews) June 9, 2020
Seit Tagen kommt es in zahlreichen US-Städten zu Demonstrationen gegen Rassismus, Polizeigewalt und soziale Ungerechtigkeit. Auslöser war der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am 25. Mai. (cma/sda/dpa/watson.de)