Zum Abschluss des Parteitags der Republikaner akzeptierte Donald Trump mit einer über eine Stunde dauernden Ansprache seine Nomination als republikanischer Präsidentschaftskandidat für die Wahlen am 3. November 2020. Vor 1500 Gästen im Garten des Weissen Hauses nutzte er die Gelegenheit, die vermeintlichen Errungenschaften seiner Amtszeit in den höchsten Tönen zu loben und schwarze Wolken an den Himmel zu malen, sollte sein demokratischer Gegenkandidat Joe Biden an die Macht kommen.
Trump bezeichnete seinen Widersacher als «schwach» und als «klassischen Befehlsempfänger». Bidens Agenda sei «das extremste Set an Vorhaben, das je von einem Präsidentschaftskandidaten kolportiert wurde, sagte Trump und behauptete: «Die Demokraten haben kein Problem, ein schlagendes Babyherz im neunten Monat zu stoppen. Dabei hat jedes Kind, geboren oder nicht, ein Recht darauf, zu leben».
Biden stehe für die Destabilisierung: «Ich hab für das Second Amendment gekämpft. Sollte Biden gewinnen, wird es fallen», drohte Trump. Der zweite Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung garantiert den Besitz von Waffen. «Biden will 400'000 Kriminelle in die Vororte entlassen. In Bidens Amerika ist niemand mehr sicher», prognostizierte der aktuelle US-Präsident. Dabei porträtierte Trump die Demokraten als sozialistische und damit antiamerikanische Partei – eine Strategie, welche die republikanische Partei seit längerem verfolgt.
Dass am Mittwoch ein bewaffneter 17-Jähriger Zivilist zwei Demonstranten erschoss, erwähnte Trump nicht.
Weitere Schwerpunkte in Trumps Rede waren neben der Sicherheit vor allem die Wirtschaft und das Coronavirus: «Biden hat 47 Jahre lang so getan, als würde er sich um die amerikanischen Arbeiter kümmern. Er hat ihre Spenden angenommen, sie umarmt und sie manchmal sogar ... geküsst», erklärte er mit einem Grinsen. Das Publikum, das im dichtbestuhlten Garten mehrheitlich keine Maske trug, verdankte den Seitenhieb mit Gelächter. Biden habe 47 Jahre lang sämtliche Jobs ins Ausland verfrachtet, und amerikanische Söhne und Töchter in endlose Kriege verwickelt: «Wir haben die letzten vier Jahren damit zugebracht, das zu reparieren, was Joe Biden in den letzten 47 Jahren zerstörte.»
Es sei die wichtigste Wahl in der Geschichte der USA, ermutigte Trump seine Wähler. Nie seien die Unterschiede zwischen den zwei Parteien grösser gewesen.
Das Portrait seines eigenen politischen Werks – ebenfalls typisch Trump – triefte nur so von Superlativen:
«Im Vergleich zu den Fallzahlen verfügt kein anderes wichtiges Land über eine derart tiefe Mortalitätsrate als die USA. Kein europäisches Land zum Beispiel», behauptete Trump ohne mit der Wimper zu zucken. Drei Impfstoffe seien bereits in der Pipeline und würden noch bis vor Ende Jahr, wenn nicht sogar noch früher, für den Einsatz bereit sein. «Wir werden die Pandemie vernichten. Wir hören auf die Wissenschaft, die Fakten und Zahlen. Wenn wir auf Joe Biden gehört hätten, wären Hunderttausende mehr gestorben.»
Verschiedene namhafte US-Portale berichtigen bereits diverse dieser Falschaussagen.
"This President is a serial liar."
— CNN Politics (@CNNPolitics) August 28, 2020
In a lengthy acceptance speech delivered almost entirely from a teleprompter, CNN's @ddale8 says President Trump made at least 20 false or misleading claims https://t.co/qKSEhb8N6d pic.twitter.com/RfqWW2epYS
Zum Schluss versprach Trump seinen Wählern, Millionen hochbezahlte Jobs zu installieren, die Steuern zu senken und die Sicherheit wieder herzustellen. Die Agenda von Joe Biden sei «Made in China», seine hingegen «Made in America». Und Amerika sei ja schliesslich das von Gott auserwählte Land. Das Licht, das die gesamte Welt erhelle.