Während das Warten auf das endgültige Wahlresultat andauert, nimmt die Unruhe in mehreren amerikanischen Städten zu. Trump-Anhänger marschierten vor Wahllokalen auf, Trump-Gegner sperrten Strassen. Ein Überblick:
«Stop the count!» («Stoppt die Auszählung!») skandierten dutzende von Trump-Anhängern vor dem TCF-Center in Detroit in Michigan, noch bevor der US-Staat an Biden ging. Die Demonstranten schlugen an Fenster und Türen und verlangten Einlass («Let us in!»), nachdem ihnen gesagt wurde, sie könnten das Wahlbüro nicht betreten, in dem die Auszählung stattfand.
#BREAKING: Large, animated crush of “stop the count” protestors trying to push their way into TCF hall in #Detroit where ballots are being counted.
— Steve Patterson (@PattersonNBC) November 4, 2020
They’re being blocked by guards at the door.
Pizza boxes are pushed against the window to obstruct view. It’s tense. @NBCNews pic.twitter.com/zFhzd88skX
Die Trump-Anhänger behaupteten, es gebe nicht genug republikanische Wahlbeobachter. Die Polizei musste intervenieren, die Fenster wurden dann mit Sichtblenden abgedeckt.
The scene at Detroit’s absentee ballot counting center is growing more heated. The windows now being covered up. Allegations of violations. Sec. of State says she welcomes challenges. pic.twitter.com/oUL4A0h3Ku
— Matt Finn (@MattFinnFNC) November 4, 2020
Auch vor einem Kongresszentrum in Detroit versammelten sich mehrere Trump-Anhänger und verlangten den Stopp der Stimmen-Auszählung.
Stop the vote cheer breaks out from Trump supporters/election protesters at TCF Center in Detroit. They’re claiming there aren’t enough GOP poll watchers, though @Mlive has confirmed they’re inside. pic.twitter.com/tL4z8yo5Zs
— Sam Dodge (@samgododge) November 4, 2020
Die Nachrichtenagentur Reuters meldete, rund 100 Personen hätten sich in Detroit versammelt, um die Auszählung aller Stimmen zu verlangen. Trump müsse dabei gestoppt werden, «die Wahl zu stehlen».
Auch in Phoenix, der grössten Stadt des nach wie vor hart umkämpften US-Staats Arizona, sammelten sich rund 150 Trump-Anhänger, von denen einige mit halbautomatischen Gewehren bewaffnet waren, wie eine Korrespondentin des Nachrichtensenders CNN berichtete. Die Gruppe zog vom State Kapitol zum Wahlbüro des Maricopa Countys und verlangte dort Einlass, um die korrekte Auszählung der Wahlzettel zu überprüfen. Sie wurden von Polizisten daran gehindert, in das Büro einzudringen.
Pro-Trump rally starting at Arizona Capitol in Phoenix. At least one guy wielding military-style rifle. Some chanting “Shame on Fox” pic.twitter.com/f4kyzhyFxJ
— Simon Romero (@viaSimonRomero) November 5, 2020
Einige der Demonstranten griffen den Trump-nahen TV-Sender Fox an, weil dieser in seiner Berichterstattung Arizona schon früh Biden zugeschlagen hatte.
@mcsoaz just moved in inside the building and told us to stand away from the doors. #ABC15 pic.twitter.com/1XJKjJpHqF
— Nicole Valdes (@NicoleValdesTV) November 5, 2020
In Phoenix skandierten die Trump-Anhänger nicht «Stop the count!», sondern «Stop the steal!» («Stoppt den Diebstahl!»), da in Arizona Joe Biden in Führung liegt. Das Wahlbüro von Maricopa County teilte mit, man lasse sich nicht einschüchtern und dankte dem Sheriff, der «seinen Job mache, so dass wir unseren machen können».
Staff at the @maricopacounty Elections Department will continue our job, which is to administer elections in the second largest voting jurisdiction in the county. We will release results again tonight as planned. We thank the @mcsoaz for doing their job, so we can do ours.
— Maricopa County Elections Department (@MaricopaVote) November 5, 2020
Als die Gruppe vom Gelände vor dem Wahlbüro abzog, stimmte sie das Lied «YMCA» von Village People an, das oft am Ende von Trumps Wahlkampf-Auftritten abgespielt wurde.
In der Wüstenmetropole im US-Staat Nevada kamen etwa 75 fahnenschwingende Trump-Anhänger für eine kurze Demonstration vor dem Wahlbüro des Clark County zusammen. Auch hier skandierten sie «Stop the steal!» – in Nevada führt Biden vor Trump. Ein Mann, der eine Maske mit der US-Flagge trug, sagte: «It's time for the purge!» («Es ist Zeit für die Säuberung!»).
In Portland im US-Staat Oregon versammelten sich hunderte von Trump-Gegnern unter dem Motto «Count every vote!» («Zählt jede Stimme!») , um gegen die Versuche des Präsidenten zu protestieren, den Wahlausgang zu beeinflussen. «The vote is over, the fight goes on» («Die Wahl ist vorbei, der Kampf geht weiter») stand auf einem Schild.
Die meisten Teilnehmer der Kundgebung blieben friedlich, doch mindestens zehn Demonstranten wurden verhaftet, nachdem Schaufenster eingeschlagen und Polizisten angegriffen wurden. Gouverneurin Kate Brown liess deshalb Einheiten der Nationalgarde in der Stadt auffahren. Portland war in diesem Sommer Schauplatz von zum Teil gewalttätigen Demonstrationen der «Black-Lives-Matter»-Bewegung gewesen.
In Minnesota blockierten rund zweihundert Demonstranten die Fernstrasse Interstate 94, um gegen die Rede von Präsident Trump zu protestieren. Die Polizei verhaftete mehrere von ihnen.
Troopers continue to arrest protestors on I-94 at Riverside Avenue. Walking on the freeway is illegal and very dangerous for pedestrians and motorists. We respect the right of everyone to express themselves under the First Amendment, but the freeway is not a place to do that.
— MN State Patrol (@MnDPS_MSP) November 5, 2020
Die Aktion war von Twin Cities for Justice 4 Jamar zusammen mit der National Alliance Against Racist and Political Regression organisiert worden. In Minneapolis war im Mai der Afroamerikaner George Floyd bei seiner Verhaftung getötet worden, was zu grossflächigen Protesten der «Black-Lives-Matter»-Bewegung im ganzen Land geführt hatte.
Trotz der Verhaftungen blieben die Demonstranten ruhig, wie ein Journalist auf Twitter berichtete:
Protesters chanting in defiance of the law enforcement presence that is here to make arrests. It remains calm overall, even as people get arrested. @WCCO pic.twitter.com/UCvnbXCtoC
— Jeff Wagner (@Jeff_Wagner4) November 5, 2020
In Manhattan fand ein friedlicher Protest von Trump-Gegnern statt, die verlangten, dass alle Stimmen gezählt werden müssten.
One of the first major protests in NYC pic.twitter.com/q4IQeY848w
— Shimon Prokupecz (@ShimonPro) November 4, 2020
Als gewaltbereite Demonstranten aus der Kundgebung heraus brände legten und die Polizisten mit Eiern und Müll bewarfen, wurden mindestens 20 Personen verhaftet. Später gab die Polizei bekannt, es seien auch Waffen sichergestellt worden.
We support everyone's right to self-expression, but setting fires puts others at risk and will not be tolerated. We are working to de-escalate the situation near Morton Street in the West Village to prevent further damage from occurring. pic.twitter.com/4nTK6UUBzC
— NYPD NEWS (@NYPDnews) November 5, 2020
Auch einige Trump-Anhänger versammelten sich in der Nähe des Trump Towers.
Der Swing State Pennsylvania ist hart umkämpft: Trump liegt in Führung, aber Biden holt stetig auf. Der Oberste Gerichtshof des Staates bestimmte, dass Briefwahlstimmen noch bis zum 6. November akzeptiert werden, wenn sie nicht später als am Wahltag abgestempelt wurden. Nachdem das Trump-Lager beim Obersten Gerichtshof gegen diesen Entscheid Klage erhob, versammelten sich zahlreiche Demonstranten mit «Count-every-vote»-Schildern in der Metropole Philadelphia.
Auch in der Millionenstadt im Midwest demonstrierten Trump-Gegner für die vollständige Auszählung der Stimmen. Im Zentrum von Chicago skandierten sie «Trump out! Power to the people!» («Trump raus! Die Macht dem Volk!»). Weitere Anliegen der Demonstranten waren die Rechte von Immigranten und der Entzug von finanziellen Mitteln für die Polizei («Defunding of the police»).
What a time to be alive.