Seit Montag können 1,5 Millionen Stimmberechtigte im US-Bundesstaat Georgia ihre Stimmen zur Präsidentschaftswahl 2020 in die Urnen werfen. Das sogenannte «early voting», die «frühe Wahl», hat begonnen.
Und die Georgianer strömen in Scharen an die Urnen. 126'876 Stimmen wurden laut State Departement am ersten Tag abgegeben – das ist Rekord für einen ersten Wahltag. Dass viele Einwohner des «Pfirsich-Staats» sich die Zeit nehmen konnten, um am Montag wählen zu gehen, hängt mit dem Feiertag zusammen. Am Montag war «Columbus Day» – viele Arbeitnehmer hatten deshalb frei.
Im Bundesstaat mit über 10 Millionen Einwohnern überforderten die 126'876 persönlich erscheinenden Wähler die Wahlbüros sichtlich. Lokale Medien berichten von Computerproblemen, Problemen mit dem elektronischen Wahlregister, von Klagen über zu wenig Personal in den Wahlbüros und überfüllten Parkplätzen. Videoaufnahmen von Warteschlangen gingen viral.
The line of voters at George Pierce Park in Suwanee.... pic.twitter.com/3stVPEuyZp
— tyler, the reporter (@ByTylerEstep) October 12, 2020
Zum Teil mussten die Wähler stundenlang im Freien ausharren. Die Rede ist von über 600 Meter langen Warteschlangen. Die kolportierte Rekordwartezeit betrug 11 Stunden.
Die Verhältnisse in den USA sind mit denen in der Schweiz nicht vergleichbar. In einer Vielzahl der 159 Counties in Georgia existiert nur ein einziges Wahlbüro für early voting. Zum Vergleich: Allein in der Stadt Zürich sind es 51.
Die Wahlbeobachterin Jessica Huseman relativiert gegenüber CNN Ängste, dass die langen Warteschlangen nur als Zeichen eines kaputten Wahlsystems gesehen werden. Der enorme Aufmarsch gleich am ersten Tag sei ein Zeichen der Wählereuphorie – zu vergleichen mit Warteschlangen vor einem Apple-Store, wenn ein neues Produkt erscheint. Erst wenn sich auch am zweiten und dritten Tag die Warteschlangen nicht verkürzen würden, würden die Alarmglocken läuten. Ausserdem seien die Warteschlangen eine Ausnahme. Die meisten Stimmberechtigten hätten fast oder gar nicht angestanden.
Bereits begonnen hat in Georgia die Briefwahl. Über 450'000 Wähler haben bereits davon Nutzen gemacht. Das erklärte Ziel der Wahlbehörde von Georgia ist, dass mindestens 80 Prozent aller Stimmen vor dem 3. November abgegeben werden.
Neben den Präsidentschaftswahlen dürfen Georgianer auch zwei Senatoren wählen. Beide stellen derzeit die Republikaner. Seit 1996 gewann nie mehr ein Demokrat die Mehrheit in diesem Staat. Der hohe Wähleranteil wird hingegen in der Regel als gutes Zeichen für die Demokraten gedeutet.
(tog)