Im Weissen Haus ist ein offener Krieg im engsten Machtzirkel des US-Präsidenten ausgebrochen. Anthony «Mooch» Scaramucci, Nachfolger von Trump-Sprecher Sean Spicer, gab ein Skandal-Interview. Darin droht er Mitarbeiter fertigzumachen, die Informationen an die Presse weiterleiten.* Im gleichen Zug nannte er den Trump-Chefideologen Steve Bannon einen «Schwanzlutscher» und Stabschef Reince Priebus stellte er als «paranoid-schizophren» dar.
Doch mal schön der Reihe nach:
Der frühere Investment-Banker Scaramucci amtet seit gut einer Woche als neuer Trump-Kommunikationschef. Seine Mission: Alle undichten Stellen im Weissen Haus trockenlegen. Der US-Präsident hat den Scharfmacher eingestellt, obschon ihm sogar Rechtsaussen-Rüpel Steve Bannon dringend davon abgeraten hatte.
Am Mittwoch rief Scaramucci eine Journalistin des «New Yorker» an, damit sie ihm die Quelle eines Artikels verrät. Denn er glaubte, dass Stabschef Priebus höchstpersönlich Informationen an sie weitergegeben hatte. Dann setzte er zu einer beispiellosen Tirade an. «Was ich machen will, ist alle Leute vernichten, die Informationen an die Presse leaken. Damit Trump endlich seine Agenda wieder auf Kurs bringen und den Amerikanern dienen kann.» Der Reporter hielt die Aussagen in einem Artikel fest.
Im Telefongespräch erklärte weiter Scaramucci: Man werde alle Assistenten des Präsidenten feuern, um die undichten Stellen auszuräuchern. Darauf sagte er, dass der Stabschef Reince Priebus bald zurücktreten werde.
«Denn dieser ist verdammt paranoid und schizophren.» Dann fügte er an, dass es ihm bei seinem Job als Kommunikationschef nicht um seine eigene Publicity gehe:
Scaramucci bestreitet schon gar nicht erst, die Aussagen tatsächlich gemacht zu haben. «Manchmal verwende ich eine sehr anschauliche Sprache, davon nehme ich bei dieser Sache Abstand», twitterte er, nachdem das Interview publiziert worden war.
I sometimes use colorful language. I will refrain in this arena but not give up the passionate fight for @realDonaldTrump's agenda. #MAGA
— Anthony Scaramucci (@Scaramucci) July 27, 2017
Später legte er nach. Er habe einen Fehler gemacht. Nicht etwa mit seinen Aussagen, sondern dass er einer Reporterin vertraut habe. Er sei davon ausgegangen, dass das Gespräch «off the record» sei und nicht publiziert werde.
I made a mistake in trusting in a reporter. It won't happen again.
— Anthony Scaramucci (@Scaramucci) July 28, 2017
Es ist schon bizarr. Inzwischen musste sich sogar die Trump-Sprecherin Sarah Huckabee Sanders zu den verbalen Entgleisungen ihres Kommunikationschefs äussern.
Huckabee Sanders on Scaramucci: "Sometimes he's a passionate guy" https://t.co/saUZgOmm8z pic.twitter.com/sAvj01nRX7
— CNN Politics (@CNNPolitics) July 28, 2017
«Scaramucci ist halt ein leidenschaftlicher Typ, der eine bunte Sprache verwendet», sagte Sanders. Dies habe ihn im aktuellen Fall wohl etwas «übermannt». Priebus und Bannon lehnten Stellungnahmen ab.
*Update: In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, Scaramucci habe gedroht, Mitarbeiter zu töten. Gemeint ist aber eher, «fertigzumachen» oder «zu vernichten».
(amü)