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Weinstein handelt Millionen-Vergleich aus – Kritik von Opferanwälten

Weinstein handelt Millionen-Vergleich aus – Kritik von Opferanwälten

01.07.2020, 11:20
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FILE - In this Feb. 24, 2020, file photo, Harvey Weinstein arrives at a Manhattan courthouse as jury deliberations continue in his rape trial in New York. Weinstein and his former studio
Ein gebrochener Mann? Weinstein vor Gericht.Bild: keystone

Der wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilte frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein hat sich mit einigen Klägerinnen auf einen fast 19 Millionen Dollar schweren Vergleich geeinigt.

Wie die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James am Dienstag (Ortszeit) mitteilte, soll mit dem Geld ein Fonds für die Opfer des einstigen Filmmoguls (68) geschaffen werden. «Diese Vereinbarung ist ein Sieg für alle Frauen, die sexuelle Belästigung, Diskriminierung, Einschüchterung oder Vergeltung durch ihren Arbeitgeber (Weinstein) erfahren haben», heisst es in der Mitteilung.

Die New Yorker Generalstaatsanwaltschaft hatte 2018 gegen Weinstein, dessen Bruder sowie die Produktionsfirma Klage eingereicht. Insgesamt gehe es bei dem Vergleich um knapp 18.875 Millionen Dollar (rund 16.8 Millionen Euro). Für die Opfer seien Summen zwischen 7500 und 750 000 Dollar geplant, hiess es in Medienberichten. Die Einigung muss aber noch von den zuständigen Gerichten bestätigt werden. Sie entbinde Weinsteins Opfer von etwaigen Vertraulichkeitsabmachungen, so dass die Frauen sich nun öffentlich äussern könnten.

Die Anwälte anderer Opfer kritisierten die Vereinbarung scharf und wiesen sie als «zutiefst ungerecht» zurück. «Sie ist ein völliger Verrat an den Weinstein-Überlebenden», beklagten die Juristen Douglas H. Wigdor und Kevin Mintzer laut CNN in einer Stellungnahme. Sie seien verblüfft, dass die Staatsanwaltschaft dies als Sieg verkaufe, und zögen gegen die Einigung vor Gericht.

Hunderte Frauen haben Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Ex-Produzent war Ende Februar in New York von einer Jury für schuldig befunden und im März zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Er sitzt diese Strafe derzeit in einem Gefängnis im Bundesstaat New York ab. Im Januar hatte auch die Staatsanwaltschaft in Los Angeles in zwei Fällen Anklage gegen ihn wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung erhoben. In weiteren Fällen wird ermittelt. (aeg/sda/dpa)

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MeToo: Weinstein, der Skandal und seine Folgen
5. Oktober 2017: Die «New York Times» bringt den Fall Weinstein ins Rollen. Die Zeitung berichtete als erste über den Vorwurf der sexuellen Belästigung, gestützt auf die Aussagen von mehreren Frauen. Die Vorfälle reichen demnach fast drei Jahrzehnte zurück. Ausserdem soll Weinstein in acht Fällen Schweigegeld gezahlt haben.
quelle: ap/ap / damian dovarganes
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Purscht
01.07.2020 13:47registriert Oktober 2017
Wie erwartet kann sich ein Reicher seine Freiheit trotz gravierender Verbrechen erkaufen, während andere für ein wenig Gras für lange Zeit hinter Gitter landen.
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grind
01.07.2020 14:02registriert November 2017
19 mio weniger aufm konto wird der nichtmal gross merken. was für ein witz
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Hoci
01.07.2020 14:49registriert September 2019
Sind die usa nun soweit, dass man sich mit genug Geld v. Mord +Mehrfachvergewaltigung freikaufen kann?
Ist das nicht ein das Signal an Epstein, Prinzen + co, dass man sich mit Geld alles erlauben kann?
Reiche definitiv über dem Gesetz stehen?
Die Frauen standen sicher unter Druck + es ist klar, dass es um geldgierige Anwölte geht. Vom Gefängnis haben sie ja nix.
Der Vergleich ist eine Katastrophe.
Wieviele Frauen+Minderjährige wurden so mundtot gemacht (zb Epstein), wieviele Täter haben weitergemacht+hämisch die Lüge von Geldgier/ falscher Anschuldigung verbreitet? Wieviele weitere Opfer?
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