Seine Rede am Konvent der US-Demokraten ist erst zehn Tage her, da erwähnte Joe Biden den Namen Donald Trump nicht einmal. Am Montag in Pittsburgh sah dies ganz anders aus: Ein ums andere Mal griff der Kandidat der Demokraten den Präsidenten der Vereinigte Staaten direkt an.
Number of times Joe Biden mentioned Trump’s name in his convention speech: 0
— Matt Viser (@mviser) August 31, 2020
Number of times Joe Biden mentioned Trump’s name in his speech today: 32
Biden nahm in einer knapp halbstündigen Ansprache kein Blatt vor den Mund. Er warf Trump Unfähigkeit und Scheitern vor – in der Corona-Krise wie in der Reaktion auf die anhaltenden gewaltsamen Proteste in amerikanischen Städten. Biden sprach in einem Saal der Carnegie-Mellon-Universität vor Kameras, aber ohne Publikum.
As @JoeBiden wraps up the crowd outside cheers. pic.twitter.com/cpW8bXARLq
— Tom Davidson (@TribDavidson) August 31, 2020
Biden machte Trump direkt verantwortlich für die Ausschreitungen in diversen US-Städten, wo es zu Todesfällen kam. «Dieser Präsident kann die Gewalt nicht beenden», sagte der Demokrat bei seiner Ansprache. «Es wüten Brände und wir haben einen Präsidenten, der die Flammen anfacht, anstatt sie zu bekämpfen.»
Trump sehe in der ausufernden Gewalt eine Möglichkeit, sich politisch zu retten, so Biden.
"I look at this violence and I see lives and communities and the dreams of small businesses being destroyed," Joe Biden says. "Donald Trump looks at this violence and he sees a political lifeline." https://t.co/U0gLQJ98Gf pic.twitter.com/RAnllDJlj2
— ABC News Politics (@ABCPolitics) August 31, 2020
Gleichzeitig distanzierte sich der 77-Jährige von den Plünderungen und Zerstörungen. Jene, welche sich nicht an das Gesetz hielten, müssten strafrechtlich verfolgt werden, so Biden.
Joe Biden: "Rioting is not protesting. Looting is not protesting. Setting fires is not protesting." pic.twitter.com/gGjazceXRq
— The Hill (@thehill) August 31, 2020
Biden wehrte sich auch gegen die Vorwürfe der Republikaner, dass er ein Sozialist sei. «Sehe ich wirklich aus wie ein radikaler Sozialist? Wirklich?» Er wolle ein sicheres Amerika, ohne Covid, ohne Kriminalität, ohne Plündereien, ohne schlechte Polizisten und rassistisch motivierte Gewalt, so der ehemalige Vize-Präsident, der sogleich zum nächsten Angriff auf den Präsidenten ausholte: «Sicher vor vier weiteren Jahren mit Donald Trump.»
"Ask yourself, do I look like a radical socialist with a soft spot for rioters? Really? I want a safe America, safe from Covid, safe from crime and looting, safe from racially motivated violence, safe from bad cops," Biden says. "Safe from four more years of Donald Trump" pic.twitter.com/F6UgQDzfSJ
— CNN Politics (@CNNPolitics) August 31, 2020
Trump versuche den Wählenden das Gefühl zu vermitteln, dass nur er Sicherheit garantieren könne, sagte Biden weiter. «Doch die Wahrheit ist, Donald Trump hat versagt, Amerika zu beschützen. Er ist bereits Präsident, ob er es weiss, oder nicht.»
Biden: "The simple truth is Donald Trump failed to protect America. So now he's trying to scare America. ... He keeps telling you if he was President you'd feel safe. Well, he is President whether he knows it or not" https://t.co/kcjmcEuMUl pic.twitter.com/BheM2wYp4o
— CNN Politics (@CNNPolitics) August 31, 2020
Der demokratische Präsidentschaftskandidat, der nicht gerade als brillanter Redner gilt, leistete sich auch dieses Mal einen gröberen Fehler, obschon er vom Teleprompter ablies.
Biden sagte – man kann es kaum übersetzen, da es selbst auf Englisch keinen Sinn macht:
What? pic.twitter.com/g8Xv43v8u8
— Thomas Catenacci (@ThomasCatenacci) August 31, 2020
Die wirre Aussage wird von seinen Gegnern genüsslich ausgeschlachtet. Das Video des Aussetzers verbreitet sich derzeit rasant im Netz. Kritiker werfen dem 77-Jährigen vor, dass er mental nicht fit genug fürs Präsidentenamt sei.
Zusätzlich Nahrung erhielt diese These am Montag, als Biden zum wiederholten Male, den Rednerpult verliess, ohne Fragen der Reporter zu beantworten.
Today, Joe Biden traveled all the way to Pittsburgh and still DID NOT take any questions from reporters.
— Francis Brennan (@FrancisBrennan) August 31, 2020
Why is Joe Biden afraid of questions? pic.twitter.com/8A6XefIgdt
Und wie reagierte die Regierung auf die Rede? Die Wahlkampfleitung Trumps warf Biden nach der Ansprache vor, er habe die Antifa nicht verurteilt und sich nicht gegen Leute gewandt, welche die Polizei als «Krebsgeschwür» bezeichneten.
Zudem habe er es versäumt, Gouverneure der Demokratischen Partei aufzurufen, die Nationalgarde gegen Gewalt in den Städten anzufordern. «Diese linksgerichteten Randalierer sind Anhänger von Joe Biden.»
In einem Amerika unter Biden gebe es keine Sicherheit. Trump twitterte: «Gerade gesehen, was Biden zu sagen hatte. Für mich sah es so aus, dass er die Polizei weit mehr beschuldigt als Randalierer, Anarchisten, Agitatoren und Plünderer.»
Just watched what Biden had to say. To me, he’s blaming the Police far more than he’s blaming the Rioters, Anarchists, Agitators, and Looters, which he could never blame or he would lose the Radical Left Bernie supports!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 31, 2020
Der Aussetzer Bidens entging dem Präsidenten natürlich nicht. Bereits setzte er einen Retweet der entsprechenden Sequenz ab – und so ist es gut möglich, dass am Ende vor allem diese Szene von Bidens Auftritt in Pittsburgh in Erinnerung bleiben wird.
(Mit Material von sda/dpa)
Wie oft hat Trump sich schon in Reden versprochen, Unwissen gezeigt, Leute diffamiert, gelogen, gehetzt usw. - eigentlich macht er kaum etwas anderes. Und wenn er wieder gewinnt, wird das im absoluten Chaos enden.
Nein, da ist mir ein Kandidat, der sich ab und zu verspricht und Anstand bewahrt lieber, als einer der die Gesellschaft gegenseitig aufhetzt und zum Gewinnen sogar einen Bürgerkrieg riskieren würde.