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18 Jahre nach 9/11: Mutmassliche Drahtzieher wieder vor Gericht

18 Jahre nach 9/11: Mutmassliche Drahtzieher wieder vor Gericht

09.09.2019, 20:16
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FILE - This Saturday March 1, 2003 photo obtained by The Associated Press shows Khalid Shaikh Mohammad, the alleged Sept. 11 mastermind, shortly after his capture during a raid in Pakistan. On Friday, ...
Er ist der mutmassliche Drahtzieher: Chalid Scheich Mohammed.Bild: AP

Die mutmasslichen Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 sind auf dem langwierigen Weg zu einem Prozess wieder vor Gericht erschienen. Die Anhörung im Rahmen einer Vorverhandlung fand am Montag kurz vor dem 18. Jahrestag der Attentate statt.

Kurz zuvor war der Termin für den Start des eigentlichen Verfahrens für Januar 2021 festgelegt worden. Alle fünf Angeklagten waren zu Beginn der Anhörung vor einem Sondertribunal im US-Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba anwesend - darunter Chalid Scheich Mohammed, der als Mastermind der Anschläge gilt.

Bei den Terroranschlägen waren in New York und Washington fast 3000 Menschen ums Leben gekommen. Islamisten hatten damals drei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York und in das Pentagon in Washington gesteuert. Eine vierte Maschine stürzte in Pennsylvania ab.

Was vor 18 Jahren passierte, kam in der Anhörung in Guantánamo am Montag zunächst nicht zur Sprache. Stattdessen ging es um komplizierte Verfahrensfragen. Wie soll mit geheimen Informationen umgegangen werden? Warum werden immer wieder die Verfahrensregeln geändert? Die Verteidiger wiesen auf die zahlreichen Schwierigkeiten des Verfahrens hin - und beklagten die Unannehmlichkeiten in Guantánamo. Es sei, wie durch Wasser zu laufen, sagte James G. Connell, einer der Hauptverteidiger.

Mit Folter zu Geständnissen

Über allem stehe die Tatsache, dass die Angeklagten gefoltert worden seien, um Geständnisse zu erhalten und Beweise zu sammeln, machte der Verteidiger von Scheich Mohammed, Gary Sowards, klar. Scheich Mohammed sass an Sowards Seite, den langen Bart orange gefärbt, mit markanter Brille und schwarz-grau gestreiftem Kopftuch.

Scheich Mohammed, der seinen Initialen entsprechend auch «KSM» genannt wird, soll einst die «Nummer drei» der Terrororganisation Al-Kaida gewesen sein. Er und andere wurden nach ihrer Festnahme in Geheimgefängnissen der CIA brutal gefoltert.

The outside of the "Camp Five" detention facility is seen at U.S. Naval Station Guantanamo Bay December 10, 2008 in this pool image reviewed by the U.S. military. REUTERS/Mandel Ngan/Pool/Fi ...
Ausserhalb von «Camp Five», Guantanamo Bay.Bild: X80003

«KSM» ist seit 2003 in US-amerikanischer Gefangenschaft, 2006 kam er in das umstrittene Gefangenenlager Guantánamo Bay. Mindestens 183 Mal wurde er dem sogenannten Waterboarding ausgesetzt, wie aus einem 2014 veröffentlichten Bericht des US-Senats hervorgeht. Dabei wird Ertränken simuliert.

Noch 40 Häftlinge in Guantánamo

Die so erzwungenen Aussagen können bei einem Verfahren vor Gericht nicht verwendet werden. Der frühere US-Präsident Barack Obama hatte sich vergeblich darum bemüht, die mutmasslichen Terroristen in New York vor ein Bundesgericht zu stellen.

Zu den Angeklagten zählt auch Walid bin Attasch, der einst Leibwächter Osama bin Ladens gewesen sein soll, und Mustafa Ahmed al-Hausawi aus Saudi-Arabien, der den Attentätern Geld beschafft haben soll. Das wird auch dem in Kuwait aufgewachsenen Ali Abdel Asis Ali vorgeworfen, der mit Scheich Mohammed verwandt ist. Für September sind zahlreiche neue Anhörungen angesetzt - auch am Jahrestag der Anschläge.

In Guantánamo sitzen noch insgesamt 40 Häftlinge. Obama war mit dem Versuch gescheitert, das Lager zu schliessen. Viele der Gefangenen wurden nie verurteilt oder gar nicht erst angeklagt. (sda/dpa)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MetalUpYour
09.09.2019 20:59registriert August 2016
Hier von Angeklagten zu sprechen ist ein Hohn. Die sitzen einfach lebenslang in Untersuchungshaft.
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Gantii
09.09.2019 23:38registriert Februar 2015
18 Jahre Haft ohne einmal vor einem US-Gericht zu stehen.. Das ist mir aber ein feiner Rechtsstaat.
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Füürtüfäli
09.09.2019 21:03registriert März 2019
Guantanamo bay
das ist das typische Folterlager eines Schurkenstaates. So wie sie auch in Saudi Arabien, bestimmt in Russland und in weiteren Länder existieren. Daraus folgt die US Scheindemokratie, ein hübsches Deckmäntelchen für den faschistoiden Kriegs- und Wirtschaftsklan der die USA eigentlich beherrscht.

Bin gespannt, ob wir jemals erfahren was damals passiert ist. Oder das US Regime den Deckel auf Dauer weiter so gut drauf halten kann.
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