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Trauer, Wut und Angst: Ein Jahr nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown

Ein Jahr nach den Polizeischüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown haben sich am Sonntag in der US-Stadt Ferguson (Missouri) Hunderte Menschen zum Gedenken versammelt. Bild: RICK WILKING/REUTERS

Trauer, Wut und Angst: Ein Jahr nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown

09.08.2015, 21:0810.08.2015, 11:27
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In Ferguson treffen sich Hunderte zum Gedenken an den vor einem Jahr getöteten Schwarzen Michael Brown. Kurz davor sorgen in den USA wieder tödliche Polizeischüsse für Empörung – diesmal in einem Autohaus in Texas.

Ein Jahr nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown haben sich am Sonntag in der US-Stadt Ferguson (Missouri) Hunderte Menschen zum Gedenken versammelt. Ausgerechnet kurz vor dem Jahrestag erschoss erneut ein weisser Polizist einen unbewaffneten Afroamerikaner, diesmal in Texas. Nach Angaben der «Washington Post» hat es allein seit Browns Tod 24 solche Fälle gegeben.

Der 19-jährige Student Christian Taylor wurde am Freitag von einem US-Polizisten erschossen. 
Der 19-jährige Student Christian Taylor wurde am Freitag von einem US-Polizisten erschossen. Bild: ANGELO STATE UNIVERSITY / HANDOUT/EPA/KEYSTONE

Der Student in der texanischen Stadt Arlington sei mit seinem Wagen durch die Scheibe eines Autohauses gefahren, teilte die Polizei zu den jüngsten Schüssen mit. Zwei Beamte seien wegen eines mutmasslichen Einbruchsdeliktes dorthin geschickt worden.

Der 19-Jährige habe Aufforderungen der Beamten, sich zu ergeben, nicht Folge geleistet, zitierte der Sender CNN am Sonntag den Polizeichef von Arlington, Will Johnson. Anschliessend sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen, ein Beamter habe viermal geschossen.

Der junge Schwarze Michael Brown war ebenfalls unbewaffnet, als er am 9. August 2014 in Ferguson von dem weissen Polizisten Darren Wilson erschossen wurde. Es folgten Proteste und teils schwere Unruhen.

Viereinhalb Minuten schweigen

Am Sonntag trafen sich an seinem Todesort Hunderte Menschen, um dann zu einer Kirche zu ziehen. Zum Auftakt des Gedenkmarsches schwieg die Menge kurz vor 12 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ) für viereinhalb Minuten – zur symbolischen Erinnerung an die viereinhalb Stunden, die Brown damals nach seinem Tod auf der Strasse gelegen hatte.

Zahlreiche Menschen versammelten sich auch zu volksfestartigen Veranstaltungen, es gab Musik und Grillpartys. Bereits am Samstagabend (Ortszeit) hatten mehrere Hundert Menschen in Ferguson gegen Polizeigewalt demonstriert. Für Montag haben mehrere Gruppen zu einem Tag des zivilen Ungehorsams aufgerufen.

Ferguson trauert um Michael Brown. 
Ferguson trauert um Michael Brown. Bild: Jeff Roberson/AP/KEYSTONE

Der jetzt getötete 19-jährige Christian Taylor durchbrach mit seinem Geländewagen die Frontscheibe zum Ausstellungsraum des Autohauses und wurde dabei von Überwachungskameras aufgenommen, wie CNN berichtete. Laut Polizeichef Johnson forderten zwei Sicherheitskräfte den Teenager auf, sich auf den Boden zu legen, Taylor aber sei davongerannt. Bei der geplanten Festnahme habe es dann eine Auseinandersetzung gegeben – und die Polizei habe geschossen.

Soll die Todesschüsse abgefeuert haben: US-Polizist Brad Miller.
Soll die Todesschüsse abgefeuert haben: US-Polizist Brad Miller.Bild: HANDOUT/REUTERS

Volle Aufklärung versprochen

Nach Behördenangaben wurde der 49 Jahre alte Schütze Brad Miller, der erst seit September 2014 bei der Polizei in Arlington ist, vom Dienst suspendiert. Er war den Angaben zufolge erst seit wenigen Monaten im Aussendienst tätig und wurde begleitet von seinem Ausbilder, einem erfahrenen Polizisten. Dieser habe bei der Auseinandersetzung einen Taser, ein Elektroschockgerät, eingesetzt.

Der Vorfall ereignete sich bereits am frühen Freitagmorgen (Ortszeit). Polizeichef Johnson versprach volle Aufklärung: «Sollte beim Einsatz gegen Recht und Gesetz verstossen worden sein, wird dies Konsequenzen haben.»

Die Familie des getöteten Studenten, seine Universität und sein Footballteam reagierten betroffen und geschockt. Vater Adrian Taylor sagte, was sein Sohn getan habe, sei nicht richtig gewesen. «Aber warum wurde ein unbewaffneter Mann erschossen? (...) Unbewaffnet, ein 19-Jähriger, und Sie erschiessen ihn?» 

Ein Anzug als Schutz gegen Polizeiwillkür?

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Laut dem US-Newsportal mashable gehen einige Schwarze in den USA bewusst nur noch in Anzug auf die Strasse, um sich vor Polizeigewalt zu schützen.

Ferguson – eine Chronik der Wut

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Ferguson – eine Chronik der Wut
9. August: Der weisse Polizist Darren Wilson erschiesst den 18-Jährigen in dem Vorort von St.Louis. Brown soll den Beamten bedrängt haben. Augenzeugen sagen, Brown habe mit erhobenen Händen auf dem Boden gekniet, als er erschossen wurde.
quelle: getty images north america / scott olson
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(sda/dpa)

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