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Impeachment-Hearings gegen Donald Trump: Das passierte am ersten Tag

The top U.S. diplomat in Ukraine William Taylor, center, and career Foreign Service officer George Kent, left, testify before the House Intelligence Committee on Capitol Hill in Washington, Wednesday, ...
Die beiden Zeugen erheben schwere Vorwürfe an die Adresse Trumps.Bild: AP

Tag 1 der Impeachment-Hearings ist vorbei – das Wichtigste in 5 Punkten

13.11.2019, 21:4114.11.2019, 08:04
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Was stand auf dem Programm?

In angespannter Stimmung zwischen den politischen Lagern hat im US-Kongress die erste öffentliche Anhörung seit Beginn der Impeachment-Ermittlungen gegen Präsident Donald Trump stattgefunden. Der geschäftsführende US-Botschafter in der Ukraine, William Taylor, und der Diplomat George Kent sagten am Mittwoch als Zeugen aus. US-Medien sprachen von einem «historischen» Ereignis.

Die Demokraten streben ein Amtsenthebungsverfahren (Impeachment) gegen Trump an. Im Laufe der vergangenen Wochen wurden bereits zahlreiche Zeugen befragt - allerdings hinter verschlossenen Türen. Die ersten Stunden der öffentlichen Anhörung wurde nicht nur auf den grossen Online-Portalen der US-Medien, sondern auch auf vielen Fernsehkanälen von Beginn an live und ohne Unterbrechung übertragen.

Career Foreign Service officer George Kent and top U.S. diplomat in Ukraine William Taylor, right, are sworn in to testify during the first public impeachment hearing of the House Intelligence Committ ...
George Kent und William Taylor am Mittwoch in Washington. Bild: AP

Trump wird vorgeworfen, sein Amt missbraucht zu haben, damit sich die ukrainische Regierung zu seinen Gunsten in den US-Wahlkampf einmischt. Es besteht der Verdacht, dass er Militärhilfe an das osteuropäische Land in Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar als Druckmittel einsetzte.

Was sagten die Zeugen am Mittwoch?

Der langjährige Karrierediplomat Taylor gilt als herausragendster Zeuge der Demokraten. Im Oktober gab er bereits in seiner nicht-öffentlichen Aussage an, dass Trump die bereits vom Kongress beschlossene Militärhilfe gezielt zurückgehalten habe, um seinem potentiellen Gegner bei den nächsten Wahlen, Joe Biden, zu schaden.

Er glaube nach wie vor, dass es «verrückt» sei, Militärhilfe zurückzuhalten, um «Hilfe bei einer innenpolitischen Kampagne in den Vereinigten Staaten» zu bekommen, sagte Taylor am Mittwoch. Mitarbeiter von Taylor hätten mitgehört, wie Trump im Juli am Telefon mit einem anderen Diplomaten über «die Ermittlungen» sprach. Das habe er kürzlich erfahren, sagte Taylor.

Taylor stellte dar, wie er im Sommer in Kiew realisiert habe, dass die Ukraine-Politik der USA auf zwei parallelen Kanälen abgelaufen sei: auf einem regulären und einem «hochgradig irregulären». Teil des letzteren seien unter anderem Trumps persönlicher Anwalt Rudy Giuliani und der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, gewesen.

Der irreguläre Kanal habe gegen die langjährigen Ziele der US-Politik gearbeitet. Sowohl Taylor als auch Kent betonten die Notwendigkeit der Militärhilfe für die Ukraine.

Kent sagte, er sei generell der Überzeugung, dass die USA andere Länder nicht auffordern sollten, sich an Ermittlungen oder Strafverfolgungsmassnahmen zu beteiligen, die sich gegen Gegner «derjenigen an der Macht» richteten, «weil solche selektiven Massnahmen die Rechtsstaatlichkeit untergraben - unabhängig vom Land».

Wie verteidigten sich die Republikaner?

Die Republikaner versuchten die Anhörung zu nutzen, um die Ermittlungen der Demokraten zu diskreditieren. Es handle sich um «absurde Vorwürfe» und eine «sorgfältig orchestrierte» Schmutzkampagne der Demokraten und der «korrupten Medien», um das Wahlergebnis von 2016 rückgängig zu machen, sagte der Kongressabgeordnete Devin Nunes. An Taylor und Kent gerichtet sagte er, sie seien aufgefordert worden, «bei einem Drama mitzuwirken».

Der abgeordnete Jim Jordan sorgte wohl für den stärksten Moment für die Republikaner. Er zeigte auf, dass beide Zeugen nicht direkt mit Trump oder Stabschef Mulvaney Kontakt hatten. Ihre Informationen würden lediglich aus zweiter Hand stammen. Jordan stellte amüsiert fest: «Und Sie sind der Starzeuge!»

Wie reagierte Trump?

Der US-Präsident setzte eine Reihe von Tweets und Retweets ab, welche die Anhörung diskreditierten. In einer kurzen Videobotschaft warnte er seine Follower vor den Demokraten. «Sie wollen euch alles wegnehmen!» Er kämpfe dafür, diesen Sumpf trocken zu legen. «Sie wollen mich stoppen, weil ich für euch kämpfe. Das werde ich nicht zulassen.»

Trump gab an, dass er sich das Impeachment-Hearing gar nicht erst ansehe. Der US-Präsident hatte am Mittwoch Besuch aus der Türkei. Trump sagte im Beisein des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, er sei «zu beschäftigt», um sich die Anhörung anzusehen. «Es ist eine Hexenjagd».

President Donald Trump and Turkish President Recep Tayyip Erdogan meet in the Oval Office with Republican senators at the White House Wednesday, Nov. 13, 2019, in Washington. (AP Photo/Patrick Semansk ...
Recep Tayyip Erdogan und Donald Trump am Mittwoch im Weissen Haus.Bild: AP

Wie steht es um die Chancen für eine Amtsenthebung?

Nun, von einer Amtsenthebung sind wir auch nach der heutigen Anhörung weit entfernt. Die Demokraten wollen, dass sich die Amerikaner durch die öffentlichen Anhörungen ihr eigenes Bild von den Zeugen und ihren Schilderungen machen können. Es ist ein riskantes Unterfangen für sie, da die Erfolgsaussichten für ein Amtsenthebungsverfahren gering sind. Die Öffentlichkeit ist Umfragen zufolge zudem gespalten in der Frage.

Mit ihrer Mehrheit im Repräsentantenhaus könnten die Demokraten das Amtsenthebungsverfahren zwar eröffnen - entschieden werden würde es aber im Senat, wo Trumps Republikaner die Mehrheit haben. Diese halten derzeit geschlossen zu Trump.

Noch nie wurde ein US-Präsident des Amtes enthoben. Einem Amtsenthebungsverfahren musste sich zuletzt der Demokrat Bill Clinton 1999 wegen einer Lüge über seine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky stellen. (cma/sda/dpa/afp)

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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
Bernie Sanders, Senator aus Vermont, Jahrgang 1941. Sanders ist zwar ein unabhängiger Senator, aber Mitglied der demokratischen Fraktion.
quelle: epa/epa / tannen maury
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Schafft es Trump im Amt zu bleiben?
Video: srf
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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wunderbar
13.11.2019 21:45registriert April 2019
Und es wird -leider- auch dieses Mal nichts passieren.
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Tomjumper
13.11.2019 22:38registriert Mai 2017
Die Argumentation von Jorden war der stärkste Moment der Republikaner? Wenn ich einen Autounfall beobachte kann ich nur Zeuge sein wenn ich mit dem Fahrer oder Beifahrer gesprochen habe? Argument weg. Taylor war Jahrzehnte lang als Diplomat im Dienst und kann wohl solche Vorgänge sehr gut einordnen, auch ohne mit Trump gesprochen zu haben.
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Butschina
14.11.2019 02:12registriert August 2015
Eines vergessen die Republikaner sehr gerne: Sie strebten ein Impeachment gegen Clinton an. Die Gründe waren weit weniger schlimm als diese für das laufende Verfahren. Es ging um eine Affäre und um ein erstes verleugnen dieser. Der Grund war also eigentlich gar nicht mit dem Regierungsgeschäft zusammenhängend. Das sieht bei Trump ganz anders aus. Das Gedächtnis der Republikaner scheint nicht weit zurück zu gehen.
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