International
USA

Zusammenstösse in Portland – US-Regierung kündigt härteres Vorgehen an

Zusammenstösse in Portland – US-Regierung kündigt härteres Vorgehen an

26.07.2020, 22:2227.07.2020, 13:12
Mehr «International»

Nach wochenlangen Protesten in Portland (Oregon) hat die US-Regierung eine weitere Verschärfung im Vorgehen gegen Gewalttäter unter den Demonstranten angekündigt. Zusätzliche Massnahmen würden vermutlich in dieser Woche ergriffen, sagte der amtierende Heimatschutzminister Chad Wolf dem Sender Fox News am Sonntag. Man werde nicht hinnehmen, dass Sicherheitskräfte des Bundes Nacht für Nacht angegriffen und verletzt würden. Portland sei «zumindest zu bestimmten Stunden in der Nacht völlig ausser Kontrolle». In Portland und in Seattle im benachbarten Bundesstaat Washington kam es in der Nacht zu Sonntag erneut zu Zusammenstössen.

Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis vor zwei Monaten dauern in den USA Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt an. In Portland richten sich die Proteste auch gegen den Einsatz von Sicherheitskräften, die die Regierung von US-Präsident Donald Trump gegen den Willen der Stadt und des Bundesstaats dorthin entsandt hat. Die Regierung begründet den Einsatz mit dem Schutz eines Bundesgerichts, dessen Gebäude in der Nacht zu Sonntag erneut angegriffen wurde. Nach Wolfs Angaben kam es in der Nacht ausser in Portland und Seattle auch zu gewaltsamen Protesten in Oakland (Kalifornien) und anderen Städten.

House Speaker Nancy Pelosi of Calif., accompanied by Rep. Dan Kildee, D-Mich., left, and Rep. Danny Davis, D-Ill., right, speaks at a news conference on Capitol Hill in Washington, Friday, July 24, 20 ...
Kritisiert den Einsatz der Bundespolizei: die Demokratin Nancy Pelosi.Bild: keystone

In Austin (Texas) wurde am Samstagabend am Rande einer Demonstration ein Mensch erschossen. Eine Polizeisprecherin sagte, das Opfer habe womöglich ein Gewehr getragen und habe sich einem Auto genähert, aus dem heraus dann geschossen worden sei. Der Schütze sei festgenommen worden und kooperiere mit der Polizei. Der Vorfall werde untersucht.

Der Republikaner Trump wirft demokratisch regierten Städten vor, Gewalt und Straftaten nicht in den Griff zu bekommen. Wolf sagte, die Stadtverwaltung in Portland lasse «Anarchisten» gewähren. Jede Nacht kämen zwischen 2000 und 4000 Gewalttäter zusammen, um Bundesliegenschaften wie das Gerichtsgebäude und Sicherheitskräfte des Bundes anzugreifen. Wolf sagte, Sicherheitskräfte des Bundes hätten in der Nacht zu Sonntag «sieben oder acht» Menschen festgenommen. Er warf Demonstranten vor, mit Lasern in die Augen von Sicherheitskräften zu zielen. Zwei oder drei Beamte hätten dadurch womöglich einen Teil ihrer Sehkraft eingebüsst.

Der Einsatz der paramilitärisch anmutenden Sicherheitskräfte ist hoch umstritten. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, hatte gefordert: «Trump und seine Sturmtruppen müssen gestoppt werden.» Wolf nannte die Äusserung unverantwortlich und gefährlich. Er forderte eine Entschuldigung von Pelosi.

Die Polizei in Portland teilte mit, in der Nacht zu Sonntag hätten sich Tausende Demonstranten an dem abgeriegelten Gebäude des Bundesgerichts versammelt. Einige davon hätten Steine, Flaschen sowie Feuerwerkskörper geworfen und mit Elektrowerkzeugen versucht, den Zaun zu durchschneiden. Gegen 1.00 Uhr (Ortszeit/10.00 Uhr MESZ) sei es Demonstranten gelungen, einen Teil des Zauns niederzureissen. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menge aufzulösen. Die örtliche Polizei habe mehrere Menschen festgenommen.

Die Polizei in Seattle teilte mit, dort seien bei Ausschreitungen Dutzende Menschen festgenommen worden. 21 Polizisten seien durch Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper verletzt worden, hätten aber mehrheitlich wieder zum Dienst zurückkehren können. Rund ein Dutzend Menschen seien auf das Gelände einer Jugendstrafanstalt eingedrungen und hätten auf einer Baustelle dort Feuer gelegt. Scheiben von Geschäften seien eingeworfen worden. An einer Polizeiwache sei ein Sprengkörper detoniert. Demonstranten hätten Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf Polizisten geworfen. Die Polizei habe Pfefferspray eingesetzt, um die Menge aufzulösen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wut, Trauer, Entsetzen über Trumps «Dreamer»-Entscheid
1 / 26
Wut, Trauer, Entsetzen über Trumps «Dreamer»-Entscheid
Proteste in den USA nachdem Präsident Donald Trump das DACA-Programm, das Hunderttausende Söhne und Töchter illegaler Einwanderer vor Abschiebung schützte, als beendet erklärt.
quelle: ap/the tennessean / george walker iv
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So gehen Trumps Bundesbeamte in Portland vor
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
43 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Unicron
27.07.2020 04:57registriert November 2016
Ich frage mich bei sowas ja immer warum die Polizisten das mitmachen.
Gewalt gegen friedliche Demonstranten? Man sollte meinen dass da der ein oder andere Gewissensbisse bekommt.

Zum Beispiel bei der Situation da mit dem Navy Veteran welcher auf die Polizisten zuging, und nur gefragt hat ob sie sich daran erinnern welchen Schwur sie geleistet haben als sie Polizisten wurden. Er wurde darauf hin umgehend mit Schlagstöcken und Pfefferspray angegriffen, seine Hand ist an mehreren Stellen gebrochen und musste operiert werden.
15241
Melden
Zum Kommentar
avatar
Coffeetime ☕
27.07.2020 00:25registriert Dezember 2018
Hoffentlich gibt es nicht Aufwind für die Trump Anhänger, welche sich Law and Order wünschen...
9231
Melden
Zum Kommentar
avatar
roger_dodger
27.07.2020 07:51registriert Februar 2016
Komischerweise hat Trump kein Problem damit wenn schwer bewaffnete Neonazis ein Regierungsgebäude besetzen, im Gegenteil, er lobt sie sogar noch.
3612
Melden
Zum Kommentar
43
Frankreich fliegt 240 Menschen aus Haiti aus – auch Schweizer

Angesichts der desolaten Sicherheitslage in Haiti hat Frankreich 170 seiner Bürger sowie 70 weitere Europäer – darunter auch Personal des Schweizer DEZA-Büros – und andere Staatsangehörige aus dem Karibikstaat ausgeflogen.

Zur Story