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Obama kritisiert Trump-Regierung aufs Schärfste

Former President Barack Obama, addresses the service during the funeral for the late Rep. John Lewis, D-Ga., at Ebenezer Baptist Church in Atlanta, Thursday, July 30, 2020. (Alyssa Pointer/Atlanta Jou ...
Barack Obama am Donnerstag in Atlanta. Bild: keystone

Bei Beerdigung von Bürgerrechtler: Obama kritisiert Trump-Regierung aufs Schärfste

30.07.2020, 21:0030.07.2020, 21:22
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Am Donnerstag haben drei frühere US-Präsidenten den verstorbenen Bürgerrechtler und demokratischen Kongressabgeordneten John Lewis als einen der grossen Helden Amerikas gewürdigt. Dabei richtete vor allem Barack Obama ungewöhnlich scharfe Worte an die Adresse der aktuellen Regierung von Donald Trump.

Obama sprach in seiner Rede zunächst über das Leben von John Lewis und was dieser erreicht hat. Trotz aller Herausforderungen sei Lewis stets zuversichtlich geblieben und habe sich für Fortschritt und gleiche Rechte eingesetzt. Obama, der bislang einzige schwarze US-Präsident, sagte, er und viele Amerikaner stünden für immer in Lewis' Schuld. Lewis sei einer der «Gründerväter» eines besseren und gerechteren Amerikas, sagte Obama.

Lewis war am 17. Juli im Alter von 80 Jahren infolge einer Krebserkrankung gestorben. Er hatte sich bereits als junger Mann an der Seite von Martin Luther King für das Wahlrecht, Gleichheit und gegen Rassismus eingesetzt. Er wurde in seinem Leben mehrere Male von Polizisten oder wütenden Weissen verprügelt und wurde Dutzende Male bei Protesten festgenommen. Auch in seinen mehr als 30 Jahren als Abgeordneter setzte sich Lewis ab 1987 für Freiheitsrechte, Armutsbekämpfung und Gleichheit ein. Er war stets stolz darauf, «guten Ärger» zu machen, wenn es darum ging, gegen Ungerechtigkeit und Rassismus zu protestieren.

Und Lewis meldete sich auch nach seinem Tod erneut zu Wort: Auf seinen Wunsch hin wurde in der «New York Times» am Tag seiner Beerdigung ein von ihm geschriebener Meinungsbeitrag veröffentlicht. Darin forderte er die Menschen auf, weiter gegen Ungerechtigkeit zu protestieren und zur Wahl zu gehen. Das Wahlrecht sei das mächtigste gewaltfreie Mittel, sich in einer Demokratie für Veränderungen einzusetzen, schrieb er.

Obama wird laut

Diesen Punkt schnappte auch Barack Obama auf, der sich offenbar Sorgen um den Zustand der Demokratie in den USA macht. Der Ex-Präsident wurde laut und sagte: «Während wir hier sitzen, gibt es diejenigen an der Macht, die ihr Bestes tun, um die Menschen vom Wählen abzuhalten, indem sie Wahllokale schliessen und Minderheiten ins Visier nehmen ...» Ja sogar die Post würden sie diskreditieren, welche die Briefwahl organisieren müsse. Die geladenen Gäste goutierten die mahnenden Worte des 58-Jährigen mit einer Standing Ovation.

Desweiteren forderte Obama:

  • Dass jeder Amerikaner automatisch für die Wahl registriert ist.
  • Dass frühere Häftlinge wählen dürfen.
  • Dass es mehr Wahllokale gibt.
  • Dass das frühzeitige Wählen ausgeweitet wird.
  • Und dass der Wahltag ein nationaler Feiertag wird.
Die ganze Rede Obamas.Video: YouTube/Global News

Trump bringt Wahlverschiebung ins Spiel

Obamas Kritik folgte nur wenige Stunden, nachdem Präsident Donald Trump eine Wahlverschiebung ins Spiel brachte. In seinen Tweets verbreitet der Präsident die Theorie, dass die Post nicht in der Lage sei, eine saubere Briefwahl durchzuführen.

Ans Rednerpult schritten auch die Ex-Präsidenten George W. Bush und Bill Clinton. Letzterer meinte, er habe mit Lewis' Tod einen wahren Freund verloren. Lewis habe den Menschen gezeigt, dass man im Kampf gegen Ungerechtigkeit nie aufgeben dürfe. «Was auch immer passierte, John Lewis marschierte weiter», sagte Clinton.

Bush sagte: «Wir leben heute wegen John Lewis in einem besseren Land.» Lewis habe allen Menschen beigebracht, «Hass und Angst mit Liebe und Hoffnung» zu beantworten, sagte Bush bei der Trauerfeier für Lewis in einer Baptistenkirche in Atlanta im Bundesstaat Georgia. Bush fügte hinzu, er sei politisch nicht immer einer Meinung mit dem Demokraten gewesen, aber genau das mache die Grösse Amerikas aus, für die Lewis gekämpft habe. (cma/sda/dpa)

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quelle: ap/office of george h.w. bush / paul morse
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Video: srf
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bossac
30.07.2020 21:38registriert Juni 2014
Wenn einem sogar plötzlich Bush wie ein begnadeter Rhetoriker vorkommt, verglichen mit dem stable genius, welches derzeit im Weissen Haus sitzt. In was für Zeiten wir doch leben...
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RicoH
30.07.2020 21:26registriert Mai 2019
Mein Fazit:
Sogar ein George W. Bush war besser...
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TanookiStormtrooper
30.07.2020 21:56registriert August 2015
In den USA wird die Unterschicht systematisch am Wählen gehindert. Ex-Sträflinge dürfen nicht wählen, Wahllokale in ärmeren Gegenden werden geschlossen, die Wahl findet am Dienstag statt und der Boss muss dir dafür nicht frei geben (gerade bei "Hire & Fire" ist die Gefahr in den USA gross, den Job zu verlieren, wenn man mal fehlt). Jetzt nimmt sich Trump natürlich die Briefwahl vor, um noch mehr potentielle Wähler der Demokraten von der Wahl fernzuhalten (Ironie der Geschichte: Trump wählt selber gerne per Brief).
20110
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