Die Zahlen waren schlecht, sehr schlecht sogar, und das wollte Donald Trump offenkundig nicht auf sich sitzen lassen. Über sein Wahlkampfteam beschwerte sich der US-Präsident offiziell beim Fernsehsender CNN.
Der Nachrichtensender hatte eine Umfrage zur kommenden Präsidentschaftswahl veröffentlicht, in der Trumps Konkurrent Joe Biden deutlich vorn liegt. Der Demokrat kommt dort auf 55 Prozent, während Amtsinhaber Trump bei 41 Prozent landet. Ein satter Unterschied von 14 Prozentpunkten.
Trumps Wahlkampfberater beschwerten sich daraufhin beim Präsidenten des Fernsehsenders per Unterlassungsanordnung und mit mehreren Kritikpunkten an der Methodik der repräsentativen Umfrage. Studien wie diese, heisst es aus dem Trump-Lager, seien einzig dazu gedacht, «eine Anti-Trump-Erzählung zu fabrizieren und tatsächliche Wähler in die Irre zu führen».
...Crooked Hillary Clinton in 2016. They are called SUPPRESSION POLLS, and are put out to dampen enthusiasm. Despite 3 ½ years of phony Witch Hunts, we are winning, and will close it out on November 3rd! pic.twitter.com/4IhuLUZjsv
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 8, 2020
Die Erhebung sei zudem teilweise vor dem vergangenen Freitag durchgeführt worden, an dem es gute Arbeitslosenzahlen gegeben habe. Das Wahlkampfteam verlangte in seinem Schreiben ein vollständiges Zurückziehen der Untersuchung, eine Richtigstellung und zudem noch eine Entschuldigung.
Trump ist zwar bekannt dafür, gegen Umfragen zu wettern, die nicht ihn vorn sehen oder schlechte Zustimmungswerte zeigen. Die aktuelle Episode ist laut US-Medien allerdings der erste Fall, in dem seine Mitarbeiter einem Medium offiziell mit rechtlichen Schritten drohen.
Die Erhebung zeigt mit 14 Prozentpunkten die bislang deutlichste Führung Bidens in landesweiten Umfragen – allerdings sehen auch zahlreiche Umfragen den Demokraten momentan klar vorn. In vielen Studien rangiert der Vorsprung um die zehn Prozentpunkte.
Wegen des komplizierten US-Wahlsystems können diese bundesweiten Umfragen nur schlecht das Wahlergebnis vorhersagen. Sie verdeutlichen aber die politische Stimmung im Land. Trumps Werte waren im Zuge der Coronakrise und der Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt deutlich gefallen.
Trump selbst hatte am Montag bereits getwittert, sein Gefühl sei, die Umfrage von CNN sei «fake». Er hatte daraufhin ein eigenes Umfrageinstitut engagiert, das die unliebsame Erhebung diskreditieren sollte.
Am Mittwoch kam dann umgehend die Antwort aus dem CNN-Hauptquartier. Es sei das erste Mal in 40 Jahren, schrieb Justiziar David Vigilante, dass der Sender mit rechtlichem Vorgehen bedroht werde, weil einem amerikanischen Politiker ein Umfrageergebnis nicht gefalle.
Official response from CNN General Counsel to @TeamTrump‘s letter demanding CNN apologize for a poll that shows @JoeBiden leading. pic.twitter.com/pQaGPxsA0y— CNN Communications (@CNNPR) June 10, 2020
Solche Drohungen kämen sonst «typischerweise aus Ländern wie Venezuela oder anderen Regimen, in denen wenig oder keine Achtung einer freien und unabhängigen Presse» gebe. Der CNN-Justiziar wies alle Anwürfe zurück und sagte, die von Trump angeheuerte Firma könne sehr gern Kritik an der repräsentativen Umfrage in der Medienlandschaft üben. «So funktioniert Meinungsfreiheit. Das ist der American way.»
“Your letter is factually and legally baseless. It is yet another bad
— CNN Communications (@CNNPR) June 10, 2020
faith attempt by the campaign to threaten litigation to muzzle speech it
does not want voters to read or hear. Your allegations and demands are rejected in their entirety.”
Verwendete Quellen:
Sorry aber der Typ ist die Spitze wenn es um Doppelmoral geht