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Syrien

Das Flüchtlingsdrama in sechs Minuten erklärt: «Es gibt nur Verluste, wenn wir diese Krise ignorieren»

Das Flüchtlingsdrama in sechs Minuten erklärt: «Es gibt nur Verluste, wenn wir diese Krise ignorieren»

20.09.2015, 15:4021.09.2015, 07:35
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Das Münchner Designerstudio Kurzgesagt erklärt in seinem neuen Video die Flüchtlingskrise – und fordert dazu auf, mehr Menschlichkeit und Vernunft walten lassen, damit nicht noch mehr tote Kinder an die Strände gespült werden. 

Die Zahlen und Fakten nochmals zusammengefasst:

Die Situation in Syrien

In den Trümmern von Duma.
In den Trümmern von Duma.
bild: reuters
  • Im Sommer 2015 erlebte Europa den grössten Anstieg an Flüchtlingen seit dem Zweiten Weltkrieg.
  • Warum? Die syrische Bevölkerung ist gefangen zwischen Regime,  Rebellengruppen und religiösen Extremisten.
  • Ein Drittel der Syrer wurde aus ihrer Heimat vertrieben, über 4 Millionen sind aus dem Land geflohen: Die Mehrheit davon in Flüchtlingslager der Nachbarstaaten, die sich um 95% der Flüchtlinge kümmern, während die arabischen Golfstaaten zusammen gar keine Syrer aufgenommen haben. 
  • Die Syrer haben die Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Lage aufgegeben, deshalb suchen viele Asyl in Europa.

Fehlende Vorbereitungen, Überforderung der Grenzstaaten und Verweigerung der Aufnahme von Flüchtlingen 

Zwei syrische Flüchtlinge am Ufer der griechischen Insel Lesbos.
Zwei syrische Flüchtlinge am Ufer der griechischen Insel Lesbos.
bild: reuters
  • Die UNO und die Organisation World Food Programme waren auf die Ausmasse der Flüchtlingskrise nicht vorbereitet. Das Resultat: überfüllte, unterversorgte Flüchtlingslager.
  • Zwischen 2007 und 2014 hat die EU zwei Milliarden Euro in Abwehr, Hochsicherheits-Technik und Grenzpatrouillen investiert, aber nicht viel in die Vorbereitung auf eine Flüchtlingszunahme: daher war sie schlecht vorbereitet auf den Ansturm von Asylsuchenden.
  • In der EU muss ein Flüchtling im ersten Ankunftsland bleiben, was enormen Druck für die angeschlagenen Grenzstaaten bedeutet.
  • Griechenland, mitten in der Wirtschaftskrise, konnte nicht so viele Menschen auf einmal aufnehmen. Tragische Szenen spielen sich deshalb auf den Inseln ab.
  • Viele Staaten verweigern die Aufnahme von Flüchtlingen und lassen die Grenzstaaten im Stich.
  • 2014: Grossbritannien sorgt für den Stopp der Hilfsmission «Mare Nostrum», die das Ertrinken von Asylsuchenden im Mittelmeer verhindern sollte. Die Idee: Eine höhere Todeszahl auf dem Meer sollte die Flüchtlingszahl reduzieren. Doch das geschah nicht.

Umdenken

  • Die Weltanschauung änderte sich mit einem Bild: Das Bild des ertrunkenen syrischen Jungen.
  • Deutschland kündigte an, ausnahmslos alle syrischen Flüchtlinge aufzunehmen und bereitet sich auf 800'000 Menschen im Jahre 2015 vor. Das ist mehr als die gesamte EU im Jahr 2014 aufgenommen hat.

Die Ängste des Westens

In Banksys Dismaland wird der Flüchtlingskrise künstlerisch Ausdruck verleiht.
In Banksys Dismaland wird der Flüchtlingskrise künstlerisch Ausdruck verleiht.
Bild: AP/banksy.co.uk

Islamisierung durch hohe Geburtenraten 

  • Selbst wenn die EU allein alle vier Millionen syrischen Flüchtlinge aufnehmen würde, und 100% davon Muslime wären, würde der Prozentsatz der Muslime in der Europäischen Union von 4% auf 5% steigen.
  • Geburtenraten in vielen Teilen der westlichen Bevölkerung sind gering, also haben einige Angst davor, dass die Asylsuchenden in ein paar Jahrzehnten die einheimische Bevölkerung überholen.
  • Studien haben jedoch belegt, dass obwohl die Geburtenrate von Muslimen in Europa höher ist, sie eher sinkt und sich an die steigenden Lebens- und Bildungsstandards anpasst.
  • Die meisten syrischen Flüchtlinge sind bereits gebildet, die Geburtenrate war in Syrien vor dem Bürgerkrieg nicht sehr hoch, und die Einwohnerzahl sank sogar, anstatt zu steigen.

Steigende Kriminalität und der Zusammenbruch des sozialen Systems

  • Flüchtlinge, die zu Einwanderern werden, neigen seltener dazu, Verbrechen zu begehen als die einheimische Bevölkerung.
  • Wenn es ihnen erlaubt wird zu arbeiten, neigen sie eher dazu, Unternehmen zu gründen und sich auf schnellstem Wege in die Arbeiterschaft zu integrieren, wodurch sie mehr ins soziale System einzahlen, als sie davon beziehen. 
  • Syrier, die in den Westen kommen, sind potentielle Fachkräfte, die dringend gebraucht werden, um Europas alternde Bevölkerung zu unterstützen. 

«Die haben Handys, das sind keine richtigen Flüchtlinge!»

  • Ein weit verbreiteter Irrglaube ist ausserdem, dass Flüchtlinge, die Smartphones besitzen, gar keine wirkliche Hilfe benötigen: Soziale Medien und das Internet wurden zu einem lebensnotwendigen Bestandteil eines Flüchtlings. GPS wird genutzt, um die Route nach Europa zu finden, Facebook-Gruppen geben Tipps und Informationen über Hindernisse in Echtzeit. 

(rof)

Im kroatischen Grenzdorf Tovarnik: Keine Medizin, keine Infrastruktur – aber täglich tausend neue Flüchtlinge

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Im kroatischen Grenzdorf Tovarnik: Keine Medizin, keine Infrastruktur – aber täglich 1000 neue Flüchtlinge
Der kleine ostkroatische Grenzort Tovarnik hat sich in nur wenigen Tagen zu einem Brennpunkt der Flüchtlingskrise auf dem Balkan entwickelt.
quelle: getty images europe / jeff j mitchell
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3 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Angelo C.
20.09.2015 15:56registriert Oktober 2014
Schön, wir haben nun zum x-ten Male all diese langatmigen und humanitären Erklärungen vernommen, wobei kein einziger Artikel jemals die Gnade besass, aufzulisten, was diese grenzenlose Aufnahme aus allen Herren Ländern (Eritrea und andere Schwarzafrikaner werden da zahlenmässig elegant ausgeblendet) für die mehrheitlich überforderten Gastländer und deren ausblutende Sozialwerke für die alteingesessenen Menschen, vorab die eigenen Armen de facto bedeutet! Zudem ist absehbar, dass unter dem Druck dieses riesigen, unendlichen Migrationsstroms vielerorts die wohlwollende Stimmung kippen wird.
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atomschlaf
20.09.2015 15:47registriert Juli 2015
Ja, die Syrer sind recht gebildet, aber wie viele der angeblichen "Syrer" sind tatsächlich solche? Diese wichtig Information fehlt leider in der obigen Liste.
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