Stimmt, was die US-Amerikanerin Kathryn Mayorga dem «Spiegel» erzählte, stehen Cristiano Ronaldo (33) ungemütliche Wochen und Monate bevor. Demnach habe der Fussballer sie am 13. Juni 2009 in Las Vegas vergewaltigt. Mit der Zahlung einer Summe über 375'000 Dollar soll Ronaldo danach das Schweigen Mayorgas gekauft haben. Sie stimmte zu: aus Angst um ihre Familie. Aus Ohnmacht. Aus Hoffnung, mit allem abschliessen zu können.
Klage gegen Cristiano Ronaldo: "Und dann ist er auf mich drauf" https://t.co/Z1A0ekThRw via @SPIEGELONLINE
— Carina Kontio (@enormgruen) 30. September 2018
Doch es gelang ihr nicht. Deswegen erzähle sie nun ihre Geschichte. Die Schilderungen – sie lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. 27 Seiten stark ist das Dokument, in dem die vermeintlichen Übergriffe geschildert werden. Demnach habe Mayorga mehrfach «Nein» und «Stopp» gesagt. Ronaldo bestätige diese Version mit seiner Unterschrift. Früher hat er sich auf den Standpunkt gestellt, es sei zu einvernehmlichem Sex gekommen.
Detailliert werden die Vorkommnisse im Penthouse in Palms Place beschrieben. Demnach sei Mayorga auf der Seite gelegen. «Ich kam von hinten in sie rein. Auf die brutale Tour. Wir haben die Position nicht verändert. 5/7 Minuten. Sie hat gesagt, dass sie das nicht will, aber sich bereitgestellt.» Danach habe sich Mayorga beklagt, er habe sie zum gezwungen, sagte Ronaldo in einer Befragung aus. Er sagt auch, er habe sich dafür entschuldigt.
Mayorga war danach bei der Polizei und in einem Spital, ein Bericht, der dem Spiegel vorliege, soll das bestätigen. In den folgenden Wochen handeln Anwälte Ronaldos ein so genanntes «Settlement» aus. Demnach soll Mayorga 375'000 Dollar als Schweigegeld erhalten. Dafür darf sie sich den Namen des Fussballers nicht einmal vor ihren Therapeuten nennen. Ronaldo wird ein sechsseitiger Brief Mayorgas überreicht, der ihm vorgelesen werden soll.
In diesem Brief schreibt Mayorga:
«Ich habe immer wieder Nein, Nein, Nein, Nein geschrien und dich angefleht, aufzuhören.»
«Du sprangst von hinten auf mich. Mit einem weissen Rosenkranz um deinen Hals! Was würde Gott darüber denken! Was würde Gott über dich denken!»
«Ich hoffe, dass du aus diesem schrecklichen Fehler lernst! Nimm nie wieder eine Frau ihr Leben, so wie du meines genommen hast!»
«Ich mache mir nichts aus deinem Geld! Ich wollte Gerechtigkeit. Aber da ist keine Gerechtigkeit in dieser Sache.»
Gerechtigkeit. Und das Recht auf Vergessen. Das ist es, was Mayorga angeblich antreibt, jetzt doch gegen Ronaldo vorzugehen. Sie sei depressiv geworden, nicht mehr der gleiche Mensch, sagen die Eltern und der Bruder. Und eine Frage habe sie nie losgelassen: Wie vielen Frauen hat Ronaldo das noch angetan? Wie viele Frauen hat er vergewaltigt und kam ohne Strafe davon? Jeden Tag habe sie gehofft, dass Ronaldo Schlechtes widerfahre. «Karma», sagt sie.
Doch Ronaldo passiert nichts. Im gleichen Sommer wechselt er für 141 Millionen Franken von Manchester United zu Real Madrid. Er gewinnt die Champions League. Die Meisterschaft. Den Pokal. 2016 wird er mit Portugal Europameister. Fünf Mal wird er zum Weltfussballer gewählt. Sein Leben geht weiter, als hätte es diese Nacht niemals gegeben. Noch heute sagt er: «Das ist Fake News. Sie will von meinem Namen profitieren.» Mehr sagt er nicht.
Denn die Schlinge um seinen Hals zieht sich zu. Der neue Anwalt Mayorgas hat im US-Staat Nevada eine Zivilklage eingereicht. Sein Ziel ist es, die Verschwiegenheitsklausel für nichtig zu erklären, weil seine Mandantin nicht geschäftsfähig gewesen sei. Die Polizei hat die 2009 eingestellten Ermittlungen wieder aufgenommen, wie sie am Montag berichtete. In Nevada gilt dieses Gesetz: Ist ein sexueller Übergriff rechtzeitig polizeilich dokumentiert, verjährt er nie.
Mayorga hat ihren Job an einer Grundschule aufgegeben und ist untergetaucht. Sie brauche jetzt alle ihre Kraft im Kampf gegen einen der berühmtesten und reichsten Menschen der Welt, zitiert sie der «Spiegel». Über die Nacht im Sommer 2009, die ihr Leben für immer veränderte, sagt die heute 35-Jährige: «Dieser Typ, der so berühmt ist und so gut aussieht, ist ein Widerling.» Für Ronaldo gilt die Unschuldsvermutung.