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Michael Lauber unter Druck: Eine Chronologie der Ereignisse

Die Fifa-Affäre und die Bundesanwaltschaft: Eine Chronologie der Ereignisse

Wie eine Fussball-WM zum Fall für die Justiz wird und letztlich ohne wirkliches Verfahren vom Tisch verschwindet. Die Übersicht.
28.04.2020, 21:01
henry habegger / ch media
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Juni 2006: Das «Sommermärchen»

German soccer fans cheer as Germany scores the first goal during the World Cup soccer match Germany against Ecuador as they watch the game on a giant TV screen at the public viewing area in Berlin, Tu ...
Bild: AP

Fussball-WM 2006 in Deutschland: Der Anlass ging als «Sommermärchen» in die Geschichte ein: friedliche Stimmung, immer schönes Wetter und mit Italien ein Weltmeister mit viel Sympathien (Sieg gegen Frankreich im Penaltyschiessen). Eine WM, die Deutschland und auch den Weltfussballverband Fifa nur im besten Licht erscheinen liess.

27. Mai 2015: Verhaftungen in Zürich

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Bild: SWISS PRESS PHOTO/PASCAL MORA

Dieses Bild ging um die Welt. Geschossen hat es der Schweizer Fotograf Pascal Mora. Am 27. Mai 2015 werden im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac mehrere Fifa-Funktionäre verhaftet. Dies auf Begehren der US-Justiz. Der Vorwurf: Korruption.

Oktober 2015: die gekaufte WM

Die nächste Bombe platzt: Im Oktober 2015 enthüllt das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel», die WM 2006 sei gekauft worden. Von einer schwarzen Kasse ist die Rede, die das deutsche Bewerbungskomitee eingesetzt haben soll, um den WM-Zuschlag zu bekommen. 10,3 Millionen Franken seien geflossen.

November 2015: Beckenbauer & Co. kontern

FILE - In this June 29, 2006 file picture Franz Beckenbauer, then President of the German Organization Committee of the soccer World Cup briefs the media during a news conference at the Olympic Stadiu ...
Bild: AP/AP

Die Beschuldigten äussern sich. Franz Beckenbauer, OK-Präsident der Fussball-WM, sagt, er habe keine Stimmen gekauft. Der Präsident des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) Wolfgang Niersbach wehrt sich ebenfalls. Doch sein Vorgänger Theo Zwanziger fährt ihm in die Parade: Vor der WM 2006 habe es «eindeutig eine schwarze Kasse» gegeben, sagt er.

1. September 2016: Bundesanwalt Lauber ermittelt

Die Schweizer Bundesanwaltschaft leitet ein Strafverfahren ein gegen die Ex-DFB-Funktionäre Horst Rudolf Schmidt, Theo Zwanziger, Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach – wegen Verdacht des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung. Bundesanwalt Michael Lauber erklärt das Verfahren zur Chefsache.

Juni 2017: Geheimtreffen mit Infantino

epa08266074 President of FIFA Gianni Infantino during the annual meeting of UEFA in Amsterdam, The Netherlands, 03 March 2020. EPA/ROBIN VAN LONKHUIJSEN
Bild: EPA

Der kapitale Fehler: Bundesanwalt Lauber trifft sich im Juni 2017 dreimal heimlich mit Fifa-Präsident Gianni Infantino, unter anderem im Berner Hotel Schweizerhof. Er lässt die Treffen nicht protokollieren. Dafür erhält er später eine Rüge von der Aufsichtskommission über die Bundesanwaltschaft (AB-BA). Weil Lauber und andere Teilnehmer der Treffen sich nicht erinnern können, ist bis heute unklar, worum es dabei ging.

6. August 2019: Bundesanwalt erhebt Anklage

Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen die drei ehemaligen DFB-Funktionäre Horst Rudolf Schmidt, Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie gegen den ehemaligen Schweizer Fifa-Funktionär Urs Linsi. Das Verfahren gegen Beckenbauer wird später wegen Krankheit abgetrennt und verjährt.

März 2020: Lohnkürzung für Lauber

epa07561030 Swiss Federal Attorney Michael Lauber speaks during a press conference at the Media Centre of the Federal Parliament in Bern, Switzerland, 10 May 2019. Federal Attorney Michael Lauber is c ...
Bild: EPA/KEYSTONE

Die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA) kommt zum Schluss, Michael Lauber habe Amtspflichten verletzt. Er habe in den Fifa-Verfahren mehrfach die Unwahrheit gesagt. Deshalb soll Lauber der Lohn gekürzt werden. Dieser wehrt sich mit rechtlichen Schritten dagegen.

27. April 2020: die Verjährung

Am Montag ist der «Sommermärchen»-Fall offiziell verjährt. Der Skandal, der international viele Schlagzeilen machte, verschwindet also vom Tisch – ohne wirkliches Verfahren, geschweige denn ein Urteil. Der «Spiegel», der die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte, spricht von einem «Desaster».

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