Das mutierte Coronavirus breitet sich weiter in Europa aus. Bis Samstag wurden auch in der Deutschschweiz drei Fälle nachgewiesen. Nun fordern über 350 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine gemeinsame europäische Strategie, um das Virus einzudämmen.
Besorgt ist etwa auch die Genfer Virologin Isabella Eckerle. Die neue Variante des Virus sei nicht nur laut ersten Untersuchungen viel ansteckender. Sie habe in England auch alle anderen Varianten zurückgedrängt.
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«Wir wissen allerdings noch nicht, inwiefern diese Entwicklung an der Eigenschaft des Virus liegt oder noch durch andere Faktoren, wie zum Beispiel geringe Massnahmen in der Region, verstärkt worden ist», sagte Eckerle in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».
Sollte sich zeigen, dass die Mutation tatsächlich ansteckender sei, mache das die Eindämmung des Virus noch schwieriger. Es könnte so auch zu mehr Todesfällen führen. Die Mutation stütze den Aufruf der Wissenschaft nach einer europaweit einheitlichen Strategie.
Das Coronavirus respektiere keine Landesgrenzen. «Wollen wir gut durch die nächsten Monate kommen, müssen jetzt alle Länder an einem Strang ziehen», sagte Eckerle. Im Prinzip müssten alle Länder ähnliche Massnahmen ergreifen, um das Virus einzudämmen. Ganz Europa bräuchte einen koordinierten Lockdown.
Über 350 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus ganz Europa haben zu einer koordinierten Antwort auf die Pandemie aufgerufen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Aus der Schweiz haben neun Forscher den Appell unterzeichnet, darunter der ehemalige Präsident der Task Force Wissenschaft des Bundes, Matthias Egger, vier weitere Task-Force-Mitglieder sowie Eckerle.
«Wenn die europäischen Regierungen jetzt nicht handeln, sind weitere Infektionswellen zu erwarten, mit den daraus resultierenden Schäden für Gesundheit, Gesellschaft, Arbeitsplätze und Unternehmen», heisst es im Appell, der in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde.
Bislang hätten die Regierungen in Europa keine gemeinsame Vision für den Umgang mit der Covid-19-Pandemie entwickelt. «Wir fordern daher eine starke, koordinierte europäische Antwort mit klar definierten mittel- und langfristigen Zielen.»
Das Ziel sei es, die Fallzahlen schnell zu reduzieren. Dabei hätten sich «tiefgreifende Interventionen» als effizient erwiesen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. «Sie stellen das rasche Erreichen niedriger Fallzahlen bei kurzdauernder Belastung von Psyche und Volkswirtschaft sicher.» Koordinierte Massnahmen könnten zudem re-importierte Covid-Infektionen und Grenzschliessungen vermeiden.
«Wenn die einen lockern, während die andern verschärfen, gefährdet das den Erfolg des Lockdowns in einem anderen Land», sagt Eckerle. Letztlich laufe alles auf einen europaweiten Lockdown hinaus. Es könnte dann der letzte sein. (cma/sda)
welch schockierende Nachricht für unseren Föderalismus....