Die «Ibiza-Affäre» zwang den Rechtspopulisten und österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache zum Rücktritt. Ein zentraler Punkt in dem heimlich aufgenommenen Video waren Aussagen zu möglichen illegalen Parteispenden. «Es gibt ein paar sehr Vermögende. Die zahlen zwischen 500'000 und anderthalb bis zwei Millionen», sagte Strache. Das Geld fliesse nicht an die FPÖ, sondern an einen Verein. «Der Verein ist gemeinnützig, der hat auch nichts mit der Partei zu tun. Dadurch hast du keine Meldungen an den Rechnungshof», so der FPÖ-Politiker.
Im Video werden auch mehrere Namen angeblicher Grossspender erwähnt. Einer davon ist Heidi Horten, deren Vermögen auf rund drei Milliarden Dollar geschätzt wird. Ihr Name tauchte bereits einmal als Spenderin bei einem früheren Finanzskandal der FPÖ auf. Belegen liess sich diese Behauptung jedoch nicht.
Mit dem Namen Horten als mögliche Spenderin taucht ein weiterer und neuer Name im Schweizer Spendennetzwerk für Rechtspopulisten auf. Und ein schillernder dazu. Die heute 78-jährige Milliardärin lernte einst in einer Hotelbar am Wörthersee den 32 Jahre älteren Helmut Horten kennen. Zur Hochzeit schenkte der Warenhaus-Magnat seiner jungen Frau den «Blauen Wittelsbacher», einen Diamanten im Wert von heute rund 18 Millionen Euro. Nach der Heirat zog das Ehepaar Ende der 1960er-Jahre in eine Villa nach Croglio ins Tessin. Horten verkaufte darauf seinen Warenhauskonzern für 1.2 Milliarden Franken und nützte eine Gesetzeslücke aus, um das Geld steuerfrei in der Schweiz zu deponieren.
Allerdings steckt hinter dem Reichtum eine unrühmliche Vergangenheit. Horten arbeitete als Textilkaufmann in einem jüdischen Kaufhaus in Duisburg. Bei der Machtübernahme von Hitler hatte er das Kaufhaus zu einem Spottpreis erworben. Dabei nutzte er die damalige «Entjudung» und «Arisierung» aus, bei der jüdische Geschäftsleute gezwungen wurden, ihre Geschäfte an Deutsche zu verkaufen. Nach der Übernahme entliess Horten alle jüdischen Mitarbeiter. In der NS-Parteizeitung liess er vermelden, dass das Kaufhaus seinen Hausherrn gewechselt hat und in arischen Besitz übergegangen ist. Im Zuge der «Entjudung» erwarb Horten weitere sechs Häuser.
Geld für Medizin-Forschung Wie viele andere, die ihren Reichtum auf den Trümmern jüdischer Existenzen anhäuften, begann Horten sich nach dem Krieg als Förderer und Gönner zu engagieren. Dazu gehört auch die 1971 gegründete Helmut-Horten-Stiftung mit Sitz in Agno. Die in der Öffentlichkeit wenig bekannte Stiftung fördert vor allem die medizinische Forschung. Grosse Nutzniesser sind dabei die ETH und die Uni Zürich. Neben seinem neu aufgebauten Image als Wohltäter frönte das Ehepaar Horten jedoch vor allem dem Luxus.
Als Helmut Horten 1987 in Croglio verstarb, wurde seine Frau Heidi Vizepräsidentin der Stiftung. Neben Horten sitzt im Stiftungsrat auch August von Finck junior. Der Milliardär, der in einem Schloss im Thurgau lebt, gilt direkt oder indirekt als Spender der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD). Dies berichteten der «Spiegel» und die «WOZ» in einer gemeinsamen Recherche. Wie bei Horten profitierten die Fincks vor allem von der «Arisierung» jüdischen Besitzes während der NS-Zeit. Finck und sein Umfeld werden auch im Zusammenhang mit möglichen AfD-Spendengeldern erwähnt, die über Alexander Segert und seine Schweizer Werbeagentur Goal liefen. Der SVP-Werber soll auch Anlaufstelle für weitere AfD-Spender aus der Schweiz gewesen sein.
In der Spendenaffäre der AfD laufen bereits Ermittlungen zwischen der Schweiz und Deutschland. Der inzwischen abgesetzte österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz versprach zudem eine umfassende Aufklärung in der «Affäre Strache». Insbesondere auch, was die möglichen illegalen Parteispenden anbelangt. Ob die Schweiz auch hier ins Visier der Ermittler gelangt, wird sich erst zeigen. Heidi Horten dementierte gegenüber dem «Spiegel», an die FPÖ gespendet zu haben. Auch Segert hat in den Medien wiederholt bestritten, je Geld an die AfD gespendet zu haben. Baron von Finck und sein Umfeld haben bis heute nie Stellung zu den Vorwürfen genommen. (bzbasel.ch)