International
Schweiz

Schweizer Geschäftsmann sitzt seit 2016 in Saudi-Arabien fest

Schweizer Geschäftsmann sitzt seit 2016 in Saudi-Arabien fest

03.12.2020, 17:2804.12.2020, 14:25
Mehr «International»

Ein Schweizer Geschäftsmann wird seit über vier Jahren in Saudi-Arabien festgehalten. Das Aussendepartement (EDA) hat laut dem Bundesrat mehrfach bei den saudischen Behörden interveniert – bisher erfolglos.

Der Waadtländer FDP-Ständerat Olivier Français erkundigte sich am Donnerstag in der kleinen Kammer nach Neuigkeiten in dem Fall. Anlass war die Diskussion über eine von ihm eingereichte Interpellation. Am Mittwochabend habe er selbst Informationen aus Saudi-Arabien erhalten, wonach ein Verfahren rund um die Aufhebung des Reiseverbots im Gange sei, berichtete Français.

Vor zwei Wochen schrieb der Bundesrat in einer schriftlichen Antwort auf den Vorstoss, dass er nicht in der Lage sei, sich zu einer möglichen baldigen Aufhebung des Reiseverbots zu äussern. Das weitere Schicksal des betroffenen Schweizers sei vom offiziellen Entscheid der saudischen Behörden und der Wiederaufnahme der Direktflüge zwischen Saudi-Arabien und der Schweiz abhängig.

Am Donnerstag sagte Aussenminister Ignazio Cassis nun: «Es handelt sich um einen äusserst komplexen Fall.» Das EDA schob am Nachmittag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA nach, es gebe keine Entwicklungen in diesem Fall. Bei den von Ständerat Français eingereichten Unterlagen handle es sich um dieselben Dokumente, die sich bereits seit Juni im Besitz des Bundes befänden. Es fehle eine offizielle Bestätigung der saudischen Behörden, dass es Fortschritte in dem Verfahren gebe.

Undurchsichtige Vorgänge

Seit Jahren interveniert das EDA nach eigenen Angaben regelmässig bei den saudischen Behörden, damit das Reiseverbot für den schweizerisch-libanesischen Doppelbürger aufgehoben wird und dieser in die Schweiz zurückkehren kann. Laut Cassis hat der Mann auch die georgische und ukrainische Staatsbürgerschaft.

Das EDA steht im Rahmen des konsularischen Schutzes seit September 2016 in regelmässigem Kontakt mit dem Mann, seinen Angehörigen und seinen Rechtsvertretern, wie der Bundesrat weiter schreibt. Die zuständigen Schweizer Behörden würden sich weiterhin für die Aufhebung des Reiseverbots einsetzen und den Schweizer im Rahmen des konsularischen Schutzes unterstützen.

Gemäss früheren Angaben handelt es sich bei dem Geschäftsmann um einen Absolventen der ETH Lausanne. Der Hersteller von Keramikprodukten hat demnach den Bau und den Betrieb von Fabriken in mehreren Ländern beaufsichtigt, darunter in Saudi-Arabien und im Kleinstaat Ras al-Chaimah, einem Teil der Vereinigten Arabischen Emirate.

Lange Zeit ist er demzufolge auch Berater des Emirs von Ras al-Chaimah gewesen. Dieser habe ihm aber das Vertrauen entzogen und mehrere Prozesse gegen ihn angestrebt, ohne minimale Verfahrensgarantien. Örtliche Gerichte hatten den Unternehmer zu mehreren langjährigen Haftstrafen verurteilt. Im September 2016 wurde er verhaftet, kam nach einem Monat wieder frei, konnte seither aber nicht ausreisen. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
c_meier
03.12.2020 21:36registriert März 2015
"... schweizerisch-libanesischen Doppelbürger aufgehoben wird und dieser in die Schweiz zurückkehren kann. Laut Cassis hat der Mann auch die georgische und ukrainische Staatsbürgerschaft.... "

wie kommt man zu vier Staatsbürgerschaften?
1102
Melden
Zum Kommentar
20
Wo die 800'000 Auslandschweizer wohnen – und in welchen 5 Ländern KEIN EINZIGER
Die Schweiz ist eine Nation von Auswanderinnen und Auswanderern. Diesen Schluss legt die Auslandschweizerstatistik nahe. Die Schweizer Gemeinde im Ausland wuchs 2023 um 1,7 Prozent. Nahezu zwei Drittel davon leben in Europa.

Am 31. Dezember 2023 waren 813'400 Schweizerinnen und Schweizer bei einer Vertretung im Ausland angemeldet, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. 2022 war die Auslandschweizer-Bevölkerung noch um 1,5 Prozent gewachsen.

Zur Story