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Südostasien

Ex-Polizist packt aus: Philippinen-Präsident Duterte bezahlte Todesschwadron

Ex-Polizist packt aus: Philippinen-Präsident Duterte bezahlte Todesschwadron

20.02.2017, 14:3020.02.2017, 15:39
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epa05804834 Philippine National Police (PNP) SP03 Arthur Lascanas wipes his eyes during a press conference at the Philippine Senate in Pasay City, south of Manila, Philippines, 20 February 2017. Lasca ...
Der Ex-Polizist bei der Presskonferenz.Bild: MARK R. CRISTINO/EPA/KEYSTONE

Ein pensionierter philippinischer Polizist hat erklärt, Anführer einer Todesschwadron des heutigen Staatspräsidenten Rodrigo Duterte in dessen Zeit als Bürgermeister von Davao gewesen zu sein. Ein Sprecher des Präsidenten wies die Vorwürfe rundweg zurück.

Der Ex-Beamte Arthur Lascanas gab bei einer Medienkonferenz am Montag im Senat des südostasiatischen Inselstaates in der Stadt Pasay an, die «Davao Death Squad» habe von Duterte zwischen 20'000 und 100'000 Peso (rund 2000 Franken) pro Mord erhalten.

Die Todesschwadron soll vor allem Drogendealer und -nutzer sowie Kleinkriminelle in der südlichen Grossstadt getötet haben. Zu den Opfern zählte laut Lascanas auch ein Journalist.

Lascanas listete in Begleitung von drei prominenten Menschenrechtsanwälten Morde auf, die er auf Befehl Dutertes verübt haben will. Er sei Duterte in «blinder Loyalität» ergeben gewesen, so dass er sogar zwei seiner Brüder getötet habe, die in den Drogenhandel verstrickt gewesen seien, sagte Lascanas.

Er berichtete zudem, wie er mit anderen Polizisten einen mutmasslichen Kriminellen entführt habe – mitsamt dessen hochschwangerer Frau und dem vierjährigen Sohn. Bürgermeister Duterte habe das Signal zur Ermordung der ganzen Familie gegeben: «Das Böse hat gesiegt: Sie haben die ganze Familie vor meinen Augen getötet», sagte Lascanas.

Regierung weist alles zurück

Ein Regierungssprecher in der Hauptstadt Manila widersprach den Angaben. Es handle sich um Rufmord, mit dem der Präsident «zerstört» werden solle. Lascanas hatte im Oktober vor einem Untersuchungsausschuss des Senats noch abgestritten, dass es eine «Davao Death Squad» gegeben habe.

Dutertes Regierung geht seit seinem Amtsantritt Mitte vergangenen Jahres mit umstrittenen, brutalen Methoden gegen die Drogenkriminalität vor. Die Polizei tötete dabei nach eigenen Angaben mehr als 2500 Verdächtige. Insgesamt fielen dem «Anti-Drogen-Krieg» vermutlich jedoch mehr als 6000 Menschen zum Opfer.

epa05801463 A handout photo made available dated and released on 18 February 2017 by the Presidential Photographers Division (PPD) shows Filipino President Rodrigo Duterte (C) speaking during the Phil ...
Weist die Anschuldigungen zurück: Duterte.Bild: EPA/PPD

Kritiker werfen Duterte vor, Todesschwadronen zu dulden. Er hat sich auch damit gebrüstet, in Davao, wo er mehr als 20 Jahre lang Bürgermeister war, selbst Menschen getötet zu haben. (sda/dpa/afp)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dunkleosteus6765
20.02.2017 15:49registriert September 2015
Kann mir bitte jemand erklären, wo sich der gesunden Menschenverstand, bei gewissen Menschen versteckt hat. Leute wie Trump oder Duterte werden mit einer Selbstverständlichkeit, in die höchsten Ämter des eigenen Landes gewählt. Bei beiden wusste man im schon vor Amtsantritt, dass es eine Katastrophe geben wird. Experten warnten davor, aber Nein! Hauptsache Slogans wie "Make America Great Again" oder die Bekämpfung von Drogen, sich auf die eigene Flagge schreiben und schon sind viele Menschen geblendet von einer utopischen Zukunft, die Ihnen dargeboten wird und jedes Mittel ist ihnen recht.
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_kokolorix
20.02.2017 17:21registriert Januar 2015
Das grundlegenste Missverständniss der Welt ist, dass die Mehrheit der Leute glaubt das Schlechte sei in ein paar wenigen Menschen gefangen und es genüge diese wenigen zu töten um die Welt besser zu machen.
Das Schlechte ist in uns allen und wartet nur auf die passenden Umstände um hervorzubrechen. Es gilt ein System hervorzubringen, das diese Umstände nicht zulässt. Konkret würde das bedeuten, dass es keine Armut, keinen exorbitanten Reichtum und keine Machtkonzentration geben darf. Dazu braucht es grosse Transparenz um eine wirkungsvolle soziale Kontrolle aufrechtzuerhalten
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