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Putin wirbt mit homophobem Video für Verfassungsänderung, YouTube sperrt

Putin wirbt mit homophobem Propaganda-Video für Verfassungsänderung – gesperrt

04.06.2020, 16:45
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Screenshot Video

Die Internetplattform Youtube hat ein russisches Propaganda-Video für die von Kremlchef Wladimir Putin angestossene grösste Verfassungsänderung in der Geschichte des Landes gesperrt.

In dem Film wird ein Kinderheim gezeigt, das einen Jungen zur Adoption an ein homosexuelles Paar freigibt. Das Kind macht in dem Clip ein tieftrauriges Gesicht, als der Adoptivvater seinen betont femininen Partner als «neue Mama» vorstellt. Zur Begrüssung bekommt der Junge noch ein weinrotes Kleid geschenkt. Der Film steht seit Tagen in Russland als offen schwulenfeindlich in der Kritik.

Die Agitatoren appellierten mit dem Video an die Menschen in Russland, am 1. Juli für Putins Verfassungsänderung zu stimmen, damit Kinder weiter in Familien mit Mutter und Vater aufgezogen würden. Kremlchef Putin hatte in der neuen Verfassung festschreiben lassen, dass eine Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau möglich sei. Und er hatte betont, dass es in Russland niemals die gleichgeschlechtliche Ehe geben werde, solange er an der Macht ist.

Youtube teilte zu dem Clip mit: «Dieses Video wurde entfernt, weil es gegen die YouTube-Richtlinien zu Hassreden (»Hate Speech«) verstösst.» Russlands Führung steht seit langem international in der Kritik, mit ihrer Politik Hass gegen sexuelle Minderheiten zu schüren. Ein von Putin unterzeichnetes Gesetz verbietet unter Androhung von Strafen, in Gegenwart von Kindern gleichgeschlechtliche Liebe zu zeigen.

Der Politologe Abbas Galljanow bezeichnete das Video als gezielte Aktion, um vom eigentlichen Thema der Verfassungsänderung abzulenken. Einziges Ziel sei es, Putin den Weg zu öffnen, um bis 2036 an der Macht zu bleiben. Aktuelle Umfragen machen widersprüchliche Aussagen dazu, ob es eine Mehrheit für die Verfassungsänderung gibt. Putin will sie nur im Fall einer Mehrheit in Kraft setzen.

Das unabhängige Lewada-Institut ermittelte nach einer am 2. Juni veröffentlichten Umfrage eine Zustimmung von 44 Prozent. Das staatliche Wziom-Institut hingegen ermittelte mit Stand Donnerstag eine Zustimmung von 61 Prozent. Unabhängige Experten und die Opposition befürchten eine massive Fälschung der Ergebnisse. (aeg/sda/dpa)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
04.06.2020 17:08registriert Januar 2015
"(...)er (Putin) hatte betont, dass es in Russland niemals die gleichgeschlechtliche Ehe geben werde, solange er an der Macht ist."

Ein weiterer Grund mehr, dass dieser Kriegsverbrecher abgesetzt gehört.
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Raber
04.06.2020 18:37registriert Januar 2019
Schade hat sich Russland unter Putin nie zu einer Demokratie hin entwickelt. Europa könnte einen guten und starken Partner sehr gut brauchen. Jetzt wo die Mängel der USA unter Trump richtig aufgezeigt werden. China ist auch keine wirkliche Option,mit ihrem Hang zur Kontrolle und Menschenrechtsverletzungen.
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Magnum
04.06.2020 17:12registriert Februar 2015
Einmal mehr die uralte Propaganda-Mär eingefleischter Homophober (oder eher: Hetzer, denn Angst haben diese Flachzangen nicht), wonach zwischen Homosexualität und Pädosexualität ein enger Zusammenhang besteht.

Ich stelle fest: Solche Hetzer haben das Konzept konsensueller Sexualkontakte NIE verstanden. Solche kann es nur zwischen mündigen Menschen geben. Kinder sind damit aussen vor.

Was ist denn eigentlich Putins Slogan, «Mehr Diktatur von Vladimir, weniger Homosexualität»? Putin sollte weniger am Rockzipfel von Dugin und der orthodoxen Kirche hängen.
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