International
Russland

Kreml-Kritiker Nawalny ist aus dem Koma erwacht

Kreml-Kritiker Nawalny ist aus dem Koma erwacht

Dem in der Berliner Charité behandelten russischen Kremlkritiker Alexej Nawalny geht es besser. Ärzte haben das künstliche Koma beendet. Das teilte die Charité am Montag in Berlin mit.
07.09.2020, 15:1907.09.2020, 17:03
Mehr «International»

Der Fall Nawalny

1 / 11
Der Fall Nawalny
Der Kremlkritiker Alexej Nawalny wurde am 20. August in ein Krankenhaus in Sibirien eingeliefert. Nawalny hatte bei einer Reise in Sibirien in einem Flugzeug unter starken Schmerzen das Bewusstsein verloren.
quelle: sda / pavel golovkin
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Beim russische Oppositionellen Alexej Nawalny ist das künstliche Koma beendet worden. Der Patient werde schrittweise von der maschinellen Beatmung entwöhnt und reagiere auf Ansprache. Das teilte die Charité am Montag in Berlin mit.

Der Gesundheitszustand des 44-Jährigen habe sich verbessert, hiess es ausserdem in der Mitteilung. Langzeitfolgen der schweren Vergiftung seien aber nicht auszuschliessen.

Nawalny gilt als der schärfste Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin. Er war am 20. August auf einem Flug in Russland ins Koma gefallen und später auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt worden.

Die deutsche Regierung hatte nach Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr mitgeteilt, dass sie es als zweifelsfrei erwiesen ansehe, dass Nawalny mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet worden sei. Russland bestreitet, in den Fall des 44 Jahre alten Oppositionellen verwickelt zu sein.

Russland spricht von «absurden Versuchen»

Russland bestreitet, in den Fall des Oppositionellen verwickelt zu sein. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach am Montag erneut von «absurden Versuchen», die russische Staatsführung damit in Verbindung zu bringen. Nawalny hat in seiner Heimat unter anderem verschiedene Korruptionsskandale aufgedeckt.

ARCHIV - Alexej Nawalny (r) zeigt ein Victory-Zeichen, w
Alexej Nawalny (r) zeigt ein Victory-Zeichen, während er im März 2017 neben einem Sicherheitsbeamten im Gericht in Moskau sitzt.Bild: sda

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hatte ein Rechtshilfegesuch in Deutschland gestellt. Der deutsche Aussenminister Heiko Maas (SPD) hatte in der ARD gesagt, die deutsche Seite werde dem zustimmen. Peskow zufolge sieht Moskau auch keinen Grund dafür, weshalb Berlin nicht in dem Fall kooperieren sollte.

Der Kreml rechnet damit, dass Deutschland bald Informationen über die Vergiftung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny übermittelt. Angesichts der Wellen, die das Thema schlage, erwarte Moskau in den nächsten Tagen Details zu dem Fall, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Staatsagentur Ria Nowosti zufolge. «Wir sind zufriedengestellt.» International wächst der Druck auf Russland, die Vergiftung des Kremlkritikers zu untersuchen. Bislang laufen «Vorermittlungen».

Nord-Stream-2 in Diskussion

Unterdessen wird auch diskutiert, ob man das Nord-Stream-2-Projekt als Reaktion auf die Vergiftung Nawalnys stoppen oder aussetzen sollte. Die Pipeline wird durch die Ostsee gebaut und soll Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren.

Die Bundesregierung lässt die Zukunft des Projekts weiter offen und erhöht den Druck auf Russland. Noch sei es zwar zu früh, zu entscheiden, ob der Fall Konsequenzen für den Bau der Ostseepipeline haben werde, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) halte es aber auch für falsch, etwas auszuschliessen.

Sie schliesse sich vielmehr den warnenden Worten von Aussenminister Heiko Maas (SPD) vom Wochenende an. Maas hatte in einem Interview gesagt: «Ich hoffe nicht, dass die Russen uns zwingen, unsere Haltung zu Nord Stream 2 zu ändern.» Er halte es für falsch, Auswirkungen auf die Pipeline von vornherein auszuschliessen.

Kreml rechnet nicht mit Baustopp

Bislang hat die Bundesregierung Russland zwar mit harten Worten zur Aufklärung aufgefordert, eine Verknüpfung mit dem europäisch-russischen Gasprojekt aber vermieden. Seibert betonte, es gebe die klare Erwartung, dass Russland schwerwiegende Fragen zum Fall Nawalny beantworte. Damit sei jedoch nicht innerhalb weniger Tage zu rechnen.

Der Kreml rechnet derzeit nicht mit einem Baustopp für die Ostsee-Gasleitung. Auf die Frage, ob er Risiken sehe, dass der Bau nicht beendet werde, antwortete Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau: «Nein.»

Moskau hatte in der Vergangenheit stets betont, dass die Gasfernleitung von Russland nach Deutschland ein wirtschaftliches Projekt sei und kein politisches. Die Arbeiten an der Pipeline waren zuletzt auf den letzten Metern wegen US-Sanktionen eingestellt worden. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Putin sammelt Pilze in Sibirien
1 / 36
Putin sammelt Pilze in Sibirien
Wladimir Putin wird 67 und geht als Geschenk an sich selber ...
quelle: ap / alexei druzhinin
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Russland veröffentlicht geheime Bilder der «Zar-Bombe»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
35 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Johnny Geil
07.09.2020 15:28registriert November 2016
Man sollte ihn gut beschützen...
19914
Melden
Zum Kommentar
avatar
Andre Buchheim
07.09.2020 15:42registriert November 2019
Ich wünsche rasche Genesung.
Und passt auf ihn auf, auch Deutschland oder die Charité sind Orte, die Putins Schergen erreichen können, um ihre Tat zu vollenden!
14126
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füürtüfäli
07.09.2020 16:36registriert März 2019
Das ist erfreulich, hoffentlich wird er vollständing genesen und es bleiben ihm Langzeitschäden erspart.
574
Melden
Zum Kommentar
35
Kenias Militärchef kommt bei Hubschrauberabsturz ums Leben

Kenias Militärchef, General Francis Omondi Ogolla, und neun weitere Militärvertreter sind bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Das gab der kenianische Präsident William Ruto am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Der Hubschrauber war demnach am Nachmittag im Westen des Landes im Bezirk Elgeyo Marakwet abgestürzt, kurz nach dem Abheben in der Ortschaft Chesegon. Die ranghohe Delegation des Militärs hatte in der Region unter anderem kenianische Soldaten besucht.

Zur Story