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Russland: Die Mehrheit der jungen Russen würde gern auswandern

Die Mehrheit der jungen Russen würde gern auswandern – die Studie in 5 Punkten

26.11.2019, 14:4726.11.2019, 16:00
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Um was gehts?

Protest in Moskau im Frühling 2019
Eine junge Protestierende wird am 10. August in Moskau von vermummten Beamten abgeführt. Bild: shutterstock.com

Mehr als die Hälfte junger Russinnen und Russen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren würde einer Umfrage zufolge am liebsten auswandern. Das ist ein Rekordwert seit zehn Jahren, wie das Meinungsforschungsinstitut Lewada am Dienstag mitteilte.

Wieso wollen sie auswandern?

Der repräsentativen Umfrage zufolge geben die meisten Befragten als Grund für den Auswanderungswunsch an, dass sie vor allem ihren Kindern eine würdige Zukunft ermöglichen wollten.

Und genauer?

Die Teilnehmenden nannten unter anderem die miese wirtschaftliche Lage, die medizinische Versorgung und die politische Situation. Viele russische Jugendliche gelten als hervorragend ausgebildet. Sie beklagen der Lewada-Umfrage zufolge aber auch, dass es in ihrer Heimat keine Entwicklungschancen gebe.

Was steckt dahinter?

Russian President Vladimir Putin poses for a picture with members of youth organizations during a flower-laying ceremony at the Monument to Minin and Pozharsky at Red Square, during National Unity Day ...
Russlands Präsident Wladimir Putin mit Mitgliedern einer militärischen Jugendorganisation.Bild: AP

Experten erklären den Anstieg mit der Unzufriedenheit junger Russen, die sich um die Entwicklung in ihrem Land sorgen. Bei Massenprotesten im Sommer in Moskau hatten auch besonders viele Jugendliche gegen Behördenwillkür, Polizeigewalt und eine zunehmende Einschränkung persönlicher Freiheiten demonstriert.

Wie sieht es mit dem Rest der Bevölkerung aus?

Über alle Altersklassen hinweg lag der Anteil der Auswanderungswilligen bei 21 Prozent, sechs Punkte mehr als im Mai. Die Regierung unter Präsident Wladimir Putin sieht sich bisweilen Vorwürfen ausgesetzt, dass sich eine korrupte Machtelite einen Staat nach ihrer eigenen Vorstellung zimmere – ohne Rücksicht auf Andersdenkende. (sda/dpa)

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20 Jahre Putin in Bildern
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20 Jahre Putin in Bildern
1999: Wladimir Putin und Boris Jelzin beim Händedruck. Wenige Monate zuvor wurde Putin zum Premierminister ernannt.
quelle: tass / str
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Zehntausende protestieren auf den Strassen Russlands
Video: srf
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Albert Stpeck
26.11.2019 15:29registriert Juli 2019
Vielleicht könnte man ein Austausch-Jahr organisieren: Westeuropas Rechtspopulisten könnten für ein Jahr unter ihrem Idol mal schnuppern und die jungen Russen kommen zu uns. Und wer weiss - je nach Motivation könnte auch verlängert werden...?
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Neruda
26.11.2019 15:27registriert September 2016
Die Kollaboration zwischen Putin und der Orthodoxen Kirche führt zu einem gesellschaftlichen Klima, dass vielen Jungen einfach total missfällt. Sie wollen die gleichen individuellen Freiheiten wie in der Schweiz und sich nicht von alten Säcken vorschreiben lassen, wie sie zu leben haben. Putin versucht sich leider mit diesem kruden Bild des Wächter des Christentums vom progressiven Europa abzugrenzen. Meine russischen Kollegen finden zwar die mediale Darstellung von Russland daneben, aber ihnen gefällt die Entwicklung im Land auch nicht.
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044 508 39 39 het sie gseit
26.11.2019 16:58registriert Oktober 2019
Der Militärdienst in Russland ist extrem grausam.

Jedes Jahr sterben ca. 2000 junge Russen an der Folge von Misshandlung im Militärdienst. (Anna Politkowskaja "in Putins Russland")

Eigentlich müssten wir, unserer Logik zufolge, allen männlichen jungen Russen Asyl gewähren. So wie wir es bei den männlichen Eritreern machen.

Psst...niemandem sagen.
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